Kapitel 45

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„Welche Regeln?", wollte ich wissen doch Draco schüttelte seinen Kopf. „Du musst es mir erst versprechen."

Ich seufzte lautlos und nickte dann. „Na schön, Malfoy. Ich verspreche hiermit mich an all deine Regeln zu halten."

Es entging mir nicht, dass sich ein minimales Grinsen auf seine Lippen geschlichen hatte und instinktiv musste ich leise kichern.

„Also, welche Regeln?"

„Sprich mit niemanden - außer man fordert dich dazu auf."

Ich nickte.

„Du bleibst die ganze Zeit über an meiner Seite - außer wenn du dich auf die Toilette entschuldigst, dann hast du höchstens zehn Minuten bis dein Verschwinden auffällt."

Ich nickte erneut.

„Und zu guter letzt: du bist meine neuste Errungenschaft für diesen Abend.", er grinste arrogant und ich runzelte meine Stirn.

„Errungenschaft? Ist das dein Ernst, Malfoy? Das ist selbst für dich geschmacklos!", ich kicherte leise und schlug ihm sanft gegen seinen Oberarm.

„Okay, ich hab verstanden. Ich werde tun was du sagst.", sagte ich nun leise.

Plötzlich hörte ich Schritte auf dem Flur und Draco schnellte in die Höhe, durchschritt den Raum und öffnete die Tür einen Spalt um hinauszusehen.

Ein kurzer Wortwechsel und Draco verschwand, ohne sich nochmals umzudrehen, draußen auf dem Flur.

Es dauerte einige Minuten bis er wiederkam und ich erhob mich gespannt aus der Lounge. „Ist alles in Ordnung?", fragte ich als ich den besorgten Gesichtsausdruck auf seinem Gesicht erkannte.

„Ich muss...die Leiche mit meinem Vater entsorgen. Das wird ein paar Stunden dauern, kommst du alleine zurecht?", seine Worte klangen wieder kühl und distanziert, doch ich beschloss es zu ignorieren.

„Ja natürlich.", sagte ich leise und blickte auf meine Hände die nervös miteinander spielten. „Essen wir dennoch heute gemeinsam zu Abend?", fragte ich nun schnell hinterher um die peinliche Stille zwischen uns zu beenden.

Draco atmete tief durch und nickte dann. „Wenn du das möchtest."

Ich hob meinen Blick und überlegte kurz. „Naja noch einmal üben vor dem eigentlichen Essen sollte nicht schaden, oder?"

Draco nickte. „Gut, dann sehen wir uns zum Abendessen.", mit diesen Worten verließ er wieder sein Schlafzimmer und ließ mich zurück.

Die nächsten Stunden verbrachte ich damit in dem New Yorker Ghost zu lesen, der immer größere und endlos wirkendere Listen abdruckte.

Mein Name wurde von der Liste der Gesuchten gestrichen und wurde nun in der Liste der Todesopfer ganz oben unter Harry's Namen aufgeführt.

Scheinbar hatten Draco's Bemühungen gefruchtet und man hielt mich tatsächlich für tot. Es war komisch meinen Namen dort unter Harry's zu lesen und noch komischer war es für mich, dass es mich irgendwie auch erleichterte.

Es war als hätte man mir eine neue Chance gegeben mein Leben in Frieden zu leben. Ich könnte ganz einfach verschwinden, mein Aussehen beliebig verändern und einfach irgendwo untertauchen.

Es wäre so viel einfacher. Aber ich konnte meine Freunde nicht zurücklassen. Ich konnte Ginny und Ron nicht zurücklassen. Sie brauchten mich. Und ich brauchte sie ebenfalls.

Als das Abendessen immer näher rückte wurde mir schlecht. Es war das letzte Abendessen mit Draco bevor ich mit ihm zurück nach Hogwarts gehen würde.

Dorthin zurück, wo Harry getötet wurde. Dorthin zurück wo dieser bleiche Mistkerl meine Freunde getötet und mein zu Hause zerstört hatte.

Ich war nicht ganz sicher, ob ich das auch wirklich durchstehen konnte, doch ich musste es. Ich musste es für den Orden tun und für all die Menschen die ihr Leben lassen mussten.

Manchmal fragte ich mich ob es einen Grund gab warum ich noch lebte, und damit meinte ich nicht Draco der mich gerettet hatte, sondern eher die vielen Momente davor wo ich schon längst hätte sterben können. Doch ich lebte noch. Warum? Vielleicht war es mir bestimmt, den Orden wieder herzustellen und meine Freunde zu retten.

So musste es sein. Diesen Entschluss hatte ich damals schon gefasst als wir aus dem Malfoy Manor geflohen sind. Mit dem einzigen Unterschied, dass ich dachte, wir würden zu dritt bis ans Ende kämpfen. Stattdessen war ich nun alleine.

Harry war tot und Ron war irgendwo in Hogwarts eine Marionette des dunklen Lords. Genauso wie Ginny. Es schmerzte mich, wenn ich daran dachte, was man ihnen wohl alles angetan hatte bevor man sie dazu bekam, sich dem Imperius-Fluch zu beugen um dem Herrn zu dienen.

Bitter ist die LiebeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt