Kapitel 75

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„Ich bin in dein Bewusstsein eingedrungen.", sagte er leise. Seine grauen Augen hielten mich fest im Visier und ich traute mich nicht den Blickkontakt zu unterbrechen.

„W-wieso hast du-"

„Du hattest einen Albtraum und Hokey hat es nicht geschafft dir einen Trank einzuflößen oder dich zu wecken, es war als wärst du gefangen gewesen."

Draco verzog kurz seine Lippen, er schien zu überlegen. Dann verlagerte er sein Gewicht von einem auf das andere Bein und unterbrach den Blickkontakt.

Seine Augen wanderten zu seinem Nachttisch und er musterte die dort stehenden Tränke, die Hokey wohl großzügig zur Verfügung gestellt hatte.

„Ich hab dir lediglich einen kleinen Schubs gegeben.", erklärte er leicht und zuckte dabei mit seinen Schultern bevor er mich wieder ansah.

Ich folgte seinen Augen und blickte ihn ebenfalls an. Unter seinen Augen prangten dunkle Ringe und sein Haar hing durcheinander in sein Gesicht. Er sah müde aus, wie so oft in den letzten Tagen.

„Ich schätze dann muss ich mich bei dir bedanken?", sagte ich leise. Draco lachte lautlos ironisch auf und schüttelte dann seinen Kopf.

„Schon gut, sieh es als Entschädigung dafür, dass mein Vater dich mit Okklumentik gequält hat."

Plötzlich schrillten sämtliche Alarmglocken in meinem Kopf und ich schnappte hastig nach Luft. „Das Buch!", stieß ich atemlos hervor und setzte mich hektisch auf.

Draco hob beruhigend seine Hände und kam näher zu mir. „Keine Sorge.", sagte er leise.

„Es ist in Ordnung. Er wird uns keine Probleme machen und uns auch nicht weiter in die Quere kommen."

Verwirrt runzelte ich meine Stirn und fixierte Draco mit meinen Augen.

„Du hast doch nicht..."

„Fuck, Granger!", er starrte mich mit großen Augen an.

„Nein!", zischte er sofort.

Ich hob die Augenbrauen.

„Denkst du ich würde meinen eigenen Vater töten?", fragte er plötzlich erschrocken.

Mir stockte der Atem und ich zuckte mit meinen Schultern. „Du hast deine Tante getötet."

Draco warf mir einen bösen Blick zu und kam dann noch näher. Er stand nun bedrohlich über mir und ich hatte absolut keine Kontrolle mehr darüber, mich zu bewegen oder etwas zu sagen.

„Niemals - und in absolut keinem Universum, würde ich meinen Vater töten, Granger.", sprach er leise, aber mit harten Worten aus.

„Auch wenn er es vielleicht niemals zugeben würde - er ist auf unserer Seite."

Ich atmete vorsichtig die Luft aus und versuchte mein viel zu schnell schlagendes Herz in den Griff zu bekommen.

„Ich weiß nicht welch verzerrte Wahrnehmung in deinem kleinen hübschen Kopf herrscht, aber ich bin keineswegs..", plötzlich riss er den Kopf zur Seite und entfernte sich ein paar Schritte von mir.

„Draco...", begann ich leise.

„T-tut mir leid, ich..."

Er hob eine Hand und brachte mich sofort zum schweigen. „Nicht.", sagte er leise.

Ich hielt erneut die Luft an. Sofort nagte ein komisches Gefühl an meinem Gewissen und ich wusste, dass meine Vermutungen zu weit gegangen waren und ich ihn damit möglicherweise verletzt hatte.

Auch wenn es mir bisher absurd vorkam, dass man Draco in irgendeiner Weise mit Worten verletzen konnte, hatte ich es anscheinend geschafft.

„Ich wollte dich nicht verletzen."

Draco's Kopf schnellte herum und er lachte spöttisch auf. „Du kannst mich nicht verletzen!"

In seinen Augen spiegelte sich der Glanz seiner Arroganz und plötzlich wirkte er so wie immer - kalt, distanziert und wirklich verdammt unausstehlich.

Er betrachtete mich noch einen Moment mit einem abwertenden Blick, so wie sein Vater es getan hatte, bevor er sich zum Gehen wandte.

„Warte!", rief ich, doch er wartete nicht.

„Wir reden morgen.", sagte er schroff und zog die Tür hinter sich so laut ins Schloss, dass ich zusammenzuckte.

Na toll. Wieder einmal hatte ich es geschafft mit meinem vorlauten Mundwerk jemanden zu verärgern. Und in diesem Fall war es wirklich blöd, dass es ausgerechnet Malfoy war, den ich verärgert hatte.

Seufzend ließ ich mich zurück in seine Kissen fallen und atmete den Duft seines Colognes ein. Der Geruch war mittlerweile so zur Gewohnheit geworden, dass ich es als sehr beruhigend empfand und sofort meine Augen schloss.

Bitter ist die LiebeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt