Kapitel 71

204 9 1
                                    

Mit einer weiteren schmerzhaften Welle zog er sich aus meinem Verstand zurück und ich stürzte schwer atmend auf meine Knie.

Es dauerte eine Sekunde bis ich mich wieder gefasst hatte und zu ihm aufblicken konnte.

Mit einem stahlharten Gesichtsausdruck starrte er abschätzend zu mir herunter.

„Interessant.", sagte er leise.

Er kam ein paar Schritte näher und beugte sich zu mir herunter. Mit seinem Gehstock hob er mein Kinn weiter an, so dass ich gezwungen war an die Decke des Raumes zu schauen.

Über mir hing ein riesiger mit Diamanten besetzter Kronleuchter und ich könnte schwören, dass er ganz leicht schwankte als würde er sich von einem fürchterlichen Erdbeben erholen.

„Anscheinend beherrschen Sie die Okklumentik ebenfalls, Miss Granger.", mein Name schnalzte wie Gift von seiner Zunge.

Er sog die Luft scharf ein und ich versuchte mich zu bewegen, doch der Stock an meiner Kehle bohrte sich immer tiefer.

„Glauben Sie wirklich, ich könnte Ihre Mauern nicht durchbrechen?"

Seine Worte trieften nur so von Missgunst und ich konnte seinen angeekelten Blick auf mir spüren. Eine Gänsehaut legte sich über meinen Körper und ich schloss angestrengt meine Augen.

Plötzlich drang er erneut in meinen Verstand ein, noch härter, noch schmerzhafter und noch grausamer als zuvor.

Fast wären meine stillen Gewässer ins Schwanken geraten als die Tür hinter mir plötzlich laut aufflog.

„Vater, es reicht!"

Der Stock an meiner Kehle verschwand und Lucius entriss sich meinen Gedanken so plötzlich, dass ich nach vorn auf meine Hände stürzte.

Ein angestrengtes Keuchen entwich meiner Kehle und ich musste scharf einatmen um meine Gedanken wieder zu sortieren.

„Misch dich nicht ein!", blaffte Lucius.

„Miss Granger hat etwas gestohlen was mir gehört, ich wollte es lediglich zurück haben.", erklärte er sich nun völlig ruhig.

Draco bewegte sich hinter mir und warf mir einen schnellen Blick zu.

„Sie hat nichts getan.", sagte er mit fester Stimme.

Ich schwang mich zurück auf die Knie und versuchte einigermaßen aufrecht zu sitzen doch der Schwindel packte mich erneut und zwang mich zurück auf die Hände.

„Ich habe dein Buch."

Lucius Stock knallte unerbittlich auf den Boden und ich zuckte heftig zusammen.

„Ich wusste nicht, dass du dich für mein Geschriebenes interessierst?"

„Das tat ich auch nicht, bis ich die darin liegende Liste für mögliche Aufenthaltsorte für Horcruxe fand."

Ich hielt die Luft an. Die nächsten Sekunden konnten entscheidend dafür sein, was als Nächstes passierte.

Lucius' Stock knallte erneut auf den Boden und sandte eine unsichtbare Magiewelle auf mich zu.

Ich spürte wie die Magie in meinen Fingerspitzen zu summen begann und meinen ganzen Körper durchfuhr.

Mein Magen drehte sich schmerzhaft um und auf einmal durchfuhr mich eine angenehme Leichtigkeit.

Plötzlich drehte sich alles viel schneller als zuvor und ich glaubte auf einem Schiff zu sein welches auf offener See bei einem grauenhaften Sturm schaukelte.

Meine Sicht verschwamm langsam und die Ränder färbten sich plötzlich schwarz bis ich nichts mehr sah und hart mit dem Kopf auf dem Boden aufschlug.

Meine Glieder wurden taub und ich fühlte mich völlig berauscht. Ohne groß dagegen anzukämpfen gab ich mich diesem Gefühl frei und gewährte dem Zauber mich komplett einzunehmen.

Das Stimmengewirr um mich herum verblasste bis es gänzlich in meinem Kopf verstummte und ich immer tiefer in den Zauber fiel.

Es fühlte sich in etwa so an, als würde man in eine dunkle Tiefe fallen, ohne zu wissen wohin sie führte.

Doch es war keinesfalls angsteinflößend, vielmehr lockte es danach zu folgen und zu gehorchen. Als hätte der Zauber Einblick in deine Seele um dich schließlich zu verschlingen.

Ein kluger Schachzug von Lucius, wenn man mich fragen würde. Der Zauber war definitiv von dunkler Magie - so viel konnte ich sagen.

Doch noch bevor ich weiter darüber nachdenken konnte, hatte der Zauber mich verschlungen und ich lag bewusstlos auf den kalten Fließen von Lucius' Arbeitszimmer.

Bitter ist die LiebeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt