35 - Anruf

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Y/N||Vergangenheit
31. Oktober

Heute. Heute ist es soweit. Heute ist der Kampf auf dem Schrottplatz. Heute wird entschieden ob Keisuke und Kazutora es überleben werden. Heute. Heute. Heute.

Ich spüre wie mir etwas die Galle hoch kommt, doch verdränge ich dieses Gefühl. Dieses Gefühl mich übergeben zu müssen und das alles, was ich weiß - was Takemichi mir erzählt hat - wahr ist.

Nur kurz. Für einen Moment in Vergessenheit wiegen. Können wir den Tag nicht überspringen? Den Kampf absagen und Halloween feiern, so, wie es sich gehört. Zu schön.

Das Schicksal meint es jedoch anders mit uns. „Hier bleiben.", sagt Mikey, als wäre ich irgendein Hund, der auf den Befehl des Herrchens gehorcht. Ich verziehe das Gesicht. „Ich bin kein Hund."

Er schüttelt den Kopf, nimmt mein Kopf in seinen Händen und küsst mich. Es ist so verdammt ungewohnt und auch jetzt fällt mir erst auf, dass Mikey jedes Mal ohne Shirt los zieht.

Um seinen Hüften ist er bandagiert, während seine Gangjacke lässig über seine Schultern hängt. Eine kleine Flut von Eifersucht zieht über mich her. Ich bin nicht die einzige, die ihn je so gesehen hat.

Oberkörperfrei. Obwohl es splitterfasernackt am ehesten trifft. Wobei, die Jungs im Badehaus die einzigen sein sollten.. ob ihn schon einmal ein Mädchen - ein anderes Mädchen - nackt gesehen hat?

O Gott! „Über was denkst du nach?", er lehnt seine Stirn gegen meine, seine Hände legen sich auf meinen Rücken. Ob dich ein anderes Mädchen - außer mir - nackt gesehen hat. „Nichts.", antworte ich, statt das was mir auf der Zunge brennt.

Er küsst mich. „Deine Augen, kleine. Sie verraten mir was anderes.", er legt mir eine Strähne zurück hinters Ohr. Meine Wangen werden rot. „Nun sag schon.", drängt er.

Ich fahre mit meiner Fingerspitze seine Muskeln nach, diese er direkt anspannt. „War vor mir jemand anderes?", frage ich leise, aber vor allem vorsichtig.

Verwirrt runzelt er die Stirn. „Was meinst du?", er legt sein Kopf schief. „Freundin.", murmle ich, doch bereue ich es sofort. Sowas ist doch total dumm. „Ach vergiss es!", ich winke lachend ab.

„Passt nachher auf euch auf.", ich schlinge meine Arme um seinen Oberkörper und schmiege mich an ihn. Mein Kopf ist in seiner Halsbeuge gelegt. Er riecht nach Shampoo.

„Werden wir und.. du bist die einzige.", er legt eine Hand in meinen Nacken, drückt mich leicht von sich und presst seine Lippen auf meine. Ich seufze in den Kuss hinein und schließe meine Augen.

„Also dann, ich muss los. Vor dem Kampf ist noch eine kleine Versammlung.", er haucht mir ein federzarten Kuss auf die Stirn, ehe er von mir ablässt. Noch kurz halte ich ihn an seine Jacke fest.

Er sieht mich an und lächelt. „Bis später.", ich nicke und ringe mir ein Lächeln ab. Ich lasse seine Jacke los und verlasse gemeinsam - mit ihm - sein Zimmer.

„Kommt heil zurück!", ruft Emma winkend. Hina, Emma und ich stehen vor der Tür und winken den beiden zu - zumindest Emma und Hina. Ich stehe daneben und gucke nur, wobei ein kleines Lächeln auf meinen Lippen liegt.

Ich habe die Befürchtung, dass der Plan - den Takemichi sich ausgeklügelt hat - schief geht. Irgendwas in mir sagt es - mein Gefühl liegt selten daneben.

Wir haben viel zu wenig Zeit miteinander verbracht..

Keisuke und ich verstehen uns gut, wir sind gute Freunde - vielleicht auch beste Freunde. Er wird sterben, aber warum tut das Kazutora? Wer ist er überhaupt? Mikey konnte ich nicht fragen, das wäre komisch rüber gekommen, wenn ich den Namen erwähnt hätte ohne das er mir mal vorgestellt, oder generell erwähnt wurde.

Anscheinend verlieren sie kein Wort über ihn, ein absolutes Tabu Thema - schätze ich. Aber warum? Was muss er getan haben, das alle schweigen? Vielleicht sollte ich sowas ruhen lassen und nicht nochmal aufwühlen, denn wer weiß.

Mein Handy klingelt, mein Signal. Ich sehe zu Emma und Hina. Diese genüsslich ein Stück Kuchen - den wir zuvor gebacken hatten - essen und sich ein Film reinziehen. „Ich bin gleich wieder da.", ich lächle die beiden an und gehe in Richtung mein Zimmer.

Das wird Ärger geben. Sehr viel Ärger, ich weiß nicht einmal ob mir Mikey hier nach noch verzeiht. Ich zücke mein Handy, der Name von Keisuke blinkt auf - wie es Takemichi mir sagte.

Ich: Kei, was ist?
Kei: Hey, entschuldige das ich anrufe.

Ich blicke seitlich zum Handy und schüttle den Kopf. Entschuldige dich nicht.

Kei: Du weißt bestimmt schon das ich die Gang verlassen habe.
Ich: Ja, alle waren ziemlich... bedrückt deswegen.

Ich setze mich auf das Bett, auf dem auch meine Jacke liegt und darauf wartet angezogen zu werden.

Kei: Ich wollte mich nur bedanken, für die kurze Zeit. Ich wünschte es wäre mehr. Aber auch entschuldigen wollte ich mich..

Ich bleibe still und lausche weiterhin seinen Worten, während sich meine Kehle zu schnürt. Es könnten seine letzten Worte - die er mir mitteilt - sein und ich bin diejenige, die er anruft.

Kei: Es klingt vielleicht dumm, aber irgendwie fühlt es sich wie ein Abschied an.

Sein Lachen erklingt. Wenn du wüsstest, wie recht du hast.

Kei: Pass bitte auf Kisaki auf, er ist nicht der, für der er sich ausgibt.

Sogar Keisuke warnt mich vor ihm.

Ich: mach ich.
Kei: Mikey soll auch aufpassen, er will Mikey manipulieren. Wie und warum weiß ich noch nicht..

Ich schnappe nach Luft. Wenigstens sagte er noch.

Kei: Ich muss auflegen.
Ich: Okay, Kei?
Kei: Ja?
Ich: Pass auf dich auf, mach nichts blödes.
Kei: Ich doch nicht!

Er grinst, ich weiß es und für einen kurzen Augenblick bin ich erleichtert. Aber nur kurz. Ein Geräusch verlässt mein Handy, was mich darauf hindeuten lässt, das er aufgelegt hat.

Ich ziehe mir meine Jacke über und sehe erneut auf mein Handy das aufblinkt. Wenn der Kampf vorbei ist, lass uns mit den anderen etwas essen gehen! Diese Nachricht von Keisuke lässt mir Tränen in den Augen aufsteigen.

Ich sehe zur Tür und entschuldige mich innerlich zig mal bei allen. Schließlich steige ich aus dem Fenster und springe raus. Es ist nicht tief, man muss sich einfach nur vorstellen, dass man von einem Kasten - wie beim Sport - springt.

Es stimmt, es passt so gar nicht zu Keisuke. Er ist eben komisch gestrickt, aber das ist jeder. Ich fröstle, doch lasse ich mich nicht davon beirren und laufe los.

Frohes neues Jahr🥂

𝐓𝐫𝐮𝐞 𝐋𝐨𝐯𝐞 ↱ᴹᵃⁿʲⁱʳᵒ ˢᵃⁿᵒWo Geschichten leben. Entdecke jetzt