50 - Fruchtzwerg

194 14 3
                                    

Y/N||Vergangenheit

„Manchmal möchte man ...", ich gestikuliere wild mit meinen Händen, während ich wütend, aber auch gleichzeitig frustriert zu Mikey sehe. Er kommt auf mich zu, aber ich stoppe ihn. „Komme mir nicht so, Freundchen!"

Kenny und Takashi, die Mittlerweile auf der Couch sitzen, lachen. Ich sehe die beide mahnend an, weswegen sie ihre Hände in die Lüfte heben. „Sorry!"

„Takemichi wird auch ein Denkzettel bekommen! Nur Ärger macht der Kerl!", er hätte mir doch Bescheid sagen können, stattdessen verschweigt er mir sein Plan.

Ich kann ihn verstehen. Er möchte nicht, dass jemand verletzt wird. Dass erneut jemanden stirbt, der es nicht verdient hat. Aber ich habe es ihm versprochen, ich werde helfen eine bessere Zukunft zu schaffen.

Mikey versucht erneut mir näher zu kommen, aber ich gehe zurück. „Du wirst dir erst das Blutgerinnsel weg machen.", fordere ich ihn auf. „Ich dachte es sei schon weg.", murmelt er und geht zum Waschbecken.

„Ich war mit Baji und Shin unterwegs.", erzählt mir Mikey und ich lege mein Kopf schief. Was meint er? Die beiden sind doch längst Tod? „Hier.", er zeigt mir stolz den Glücksbringer, den Kei bei sich trug.

Tränen bannen sich in meinen Augen. Mikey versucht sein bestes. Und er schafft es auch hinter der Fassade, die er aufbaut, standhaft zu bleiben. Scheiße. Es macht mir immer mehr Angst.

„Das ist toll.", ich lächle und umarme ihn. Bleib bei mir will ich flüstern. Ich will, dass du mich nicht verlässt will ich sagen, aber es kommt komisch rüber. Takemichi's Geheimnis ist auch meins, so, wie es Chifuyu genauso tun muss.

Nur wir drei, ein kleiner Kreis. Wir bewahren die Kiste mit den Geheimnissen auf. „Wann hast du den Termin, bei dem du deinen Bruder besuchen darfst?", fragt Mikey und fährt durch mein Haar.

„Nach Silvester.", erwidere ich knapp. Ich werde nicht nur Jason besuchen, sondern auch Kazutora, der, den ich bald meine Zukunft in seinen Händen geben werde. Der, der mich aus den Machenschaften Kisaki's befreien wird.

Aber auch der, der Mitschuld an den Tod von Keisuke ist. Der, der Schuld ist, dass Mikey's Bruder, Shinichiro, Tod ist. Der, der Mikey umbringen wollte. Der, der Mikey verändert hat - ein Teil.

Ich umfasse seine Wange und streife mit meinen Daumen seine Nase, die rötlich anschwillt. Ich sehe zu Takashi, der auch demoliert aussieht. „Wir brauchen Kühlpads.", sage ich Emma, die bereits in der Küche ist, Bescheid.

„Setz dich zu den beiden, ich hole Salbe und Pflaster.", fordere ich Mikey auf, der erst gar nicht daran denkt mich los zu lassen. Er sieht mich intensiv an, er hat nur Augen für mich. Jetzt gerade, hier auf diesem Fleck.

Ich atme hörbar aus und schleife ihn zu den beiden Jungs. „Sorg dafür, dass er nicht an mir klebt, so lange ich die Salbe hole.", befehle ich Kenny, der Mikey am Pullover packt und grinst. „Alles klar, Chefin!"

„Y/N! Lass mich los!", beschwert sich Mikey und versucht sich aus den Fängen zu befreien. Lachend gehe ich ins Bad, wo ich erst einmal ausatme. Ich muss es ihnen erzählen, aber wo soll ich anfangen?

Sie werden die Sicherheitsmaßnahme erhöhen und ich bin der Meinung, dass Mikey mich sogar im Zimmer nicht allein lässt - ich traue es ihm zu.

„Kriegst du das alleine hin, Takashi?", frage ich den mit fliederfarbenen Haaren. „Die Tür sieht in Ordnung aus.", murmle ich. Kenny zieht seine Stirn kraus. „Ich bin in Ordnung, Gartenzwerg."

„Dann ist ja gut, Schrank.", erwidere ich lächelnd, wobei man meinen könnte, dass ich ein Messer hinter meinem Rücken halte. „Fruchtzwerg." „Ich habe Hunger auf Fruchtzwerg.", murmelt Mikey vor sich her, der mittlerweile still auf der Couch sitzt und sich nachdenklich am Kinn fasst.

„Emma!" „Ist leer!", ruft sie, ohne dass Mikey fragen musste, zurück. Ich grinse, als mich Mikey ansieht und zeige auf mein Bauch. „Der war lecker.", ich drehe den Deckel der Tube auf, da ich weiß, dass Mikey möchte, das ich es eincreme.

Empört sieht er mich an, während ich mich auf sein Schoß niederlasse und vorsichtig die rote, angeschwollene Stelle eincreme. „Das ist gemein.", sagt er. „Du hast letztens die Dorayaki leer gegessen, ich finde es fair."

„Aber ich habe mich entschuldigt.", murmelt er mit aufgeplusterten Wangen und mir wird bewusst von was die Rede ist. Ich lege meine rechte Hand auf seine Brust und Kneife zu.

Er krümmt sich und ein schmerzverzerrtes Stöhnen entflieht ihn. Takashi und Kenny ziehen scharf die Luft ein, wobei Kenny auf Distanz geht, da er direkt neben uns sitzt. „Y/N!", knurrt er.

Lachend steige ich von seinem Schoß. „Tat weh?", frage ich. Er wirkt ziemlich ernst und seine Augen sehen mich eindringlich an. Als würde er sagen, dass ich es zurück bekomme. Und ich werde das zurückbekommen.

„Und Takemichi hat sich wieder mit Hina vertragen?", frage ich in voller Hoffnung. Ich verstehe nicht wieso dieser Trottel das getan hat, scheiß auf Hina's Vater. Niemand sollte ein Keil zwischen derer Liebe in den Weg stellen.

„Ja, sie haben das geklärt.", erwidert Kenny, der sich zurücklehnt und seine Arme auf die Kopflehne der Couch ausbreitet. „Da bin ich beruhigt.", erwidert auch Emma und ich stimme ihr nickend zu.

Und hätten sie's nicht, dann hätten wir sie in einem Raum gesperrt. Sicher ist sicher. Die zwei sind ein Vorbild für wahre Liebe. Aber das Hina stirbt und wir alle so gut wie keine Zukunft haben, ist unvorstellbar, aber wahr.

Ich glaube Takemichi. Er würde mich nicht anlügen, dafür kennen wir uns zu lange. Wir sind sowas wie Sandkasten Freunde. Er hat sich meist wie ein Trottel benommen, aber es war auszuhalten.

Wir waren Kinder, da hat man viel gemacht. Superhelden gespielt, Sandburgen gebaut, Süßigkeiten - bis man Bauchschmerzen bekam - gegessen und mehr. Da gab es keine Tote, den man hinterher trauert.

𝐓𝐫𝐮𝐞 𝐋𝐨𝐯𝐞 ↱ᴹᵃⁿʲⁱʳᵒ ˢᵃⁿᵒWo Geschichten leben. Entdecke jetzt