62 - Honigduft

166 14 1
                                    

Mikey||Vergangenheit

„Denkst du nicht, dass wir uns in der Zukunft trennen werden?", eine solch absurde Idee wollte ich ihr aus den Kopf schlagen. „Nein, denn das kommt nicht in frage, dass du mich verlässt.", ich verstärkte meinen Händedruck um ihrer Hand.

Ich mochte es nicht, wenn sie darüber sprach, wo ich doch mein Leben mit ihr verbringen möchte. „Ja, sicher. Aber was ist, wenn dir oder mir etwas passiert und wie kannst du dir da so sicher sein ...", ich seufzte und stellte mich ihr gegenüber, um ihr ins Gesicht zu sehen.

„Y/N, wenn ich es dir doch sage, dass wir uns nicht trennen werden, dann glaube meinen Worten.", verzweifelt runzelte ich meine Stirn und legte meinen Kopf auf ihrer Schulter ab. „Nerv ich dich damit?", fragte sie hauchend und tätschelte meinen Kopf. Ich schüttelte meinen Kopf und schmiegte mich an sie. Sie roch nach Honig. „Nein, es ist nur, ich kann es mir nicht vorstellen ohne dich zu sein, verstehst du?"

Leise lachte sie. „Ich verstehe dich, aber es gab eine Zeit, an der du ohne mich gelebt hast und irgendwann wird sicher die Zeit kommen, an denen wir Abschied nehmen und du wieder ohne mich lebst.", mein Herz zog sich zusammen, weil sie recht hatte. Sie hatte immer recht. „Aber jetzt sind wir hier."
„Ja, das sind wir.", als ich mich zurücklehnte, sah ich ein Lächeln auf ihren Kirschroten Lippen, die ich küsste.

Komisch, warum erinnere ich mich ausgerechnet jetzt daran? Welch ein Zufall, dass es doch tatsächlich so gekommen ist. Sie hat recht, wie immer. Ich würde ohne sie leben, denn sie ist Tod, doch nun folge ich ihr in den Tod.

Zumindest denke ich, dass ich Tod bin und das, in dem ich mich befinde, nur ein Traum ist. Dass meine Geschwister nicht vor mir sind und genüsslich frühstücken. Das alles ist nur ein Traum ...

Nur ein Traum.
Eine letzte Erinnerung bevor ich ins Jenseits gehe.

„Mikey, hast du denn kein Hunger?", Emma plustert ihre Wange auf und rümpft ihre Nase. „Opa und ich haben nicht umsonst das Frühstück gemacht!", sie haut ihre Hände auf den Tisch und sieht mich auffordern an.

Shinichiro mustert mich misstrauisch von der Seite, wie ich meine Stäbchen halte, wie das Dorayaki noch offen neben meiner Reis Schale liegt. „Emma, w-welches Datum haben wir heute?", ich frage aus Neugier, weil ich plötzlich diesen absurden Gedanken habe, Zeit gereist zu sein. Doch nur Takemichi war es möglich?

Und Y/N.

„Was fragst du das? Heute ist der dreißigste Juni.", sagt sie mit gehobenen Augenbrauen. „Das Jahr, Emma! Welches Jahr?", ich stehe von meinem Platz auf, während sie mich anguckt, als wäre ich jemand verrücktes. „Beruhige dich, Manjiro. Wir haben das Jahr zweitausenddrei (2003), wieso willst du das wissen?", mein Bruder schaut mich an.

Mein Herz rast fest gegen meine Brust. Ist das Realität oder nur ein Traum? Aber wenn das die Realität ist, dann kann ich sie wieder sehen. „Shinichiro, du musst mich wohin fahren, ganz schnell!", ich rutsche von meinem Stuhl und laufe schnurstracks zu den Schuhen, ehe ich aus unserem Haus laufe. Ich will sie sehen.

„Was ist los, du benimmst dich ganz komisch!", höre ich Shinichiro fragen. „I-Ich erkläre es dir, versprochen!", mein ganzer Körper bebt und wahrscheinlich denkt mein Bruder, dass ich verrückt oder sowas bin. „Wohin soll ich denn bitte fahren?", er setzt sich auf das Motorrad und schielt zu mir. Ich gebe ihm die Adresse, woraufhin er den Motor startet und losfährt.

Meine Tränen rutschten aus meinen Augen, als ich sie erblicke. Ein kleiner Engel in Person. Mein kleiner Engel. Vielleicht ist das verrückt, vor allem für sie, weil sie mich durch aus als Psycho abstempelt, aber ich laufe auf sie zu. Auf mein Mädchen, dass auf der Wiese steht und mit zwei Personen lacht. „Y/N!", durch meine stürmische Umarmung fallen wir gemeinsam zu Boden.

Ich spüre sie.
Ich rieche sie.
Ich sehe sie.
Ich höre sie.
Ich umarme sie.

Weinend wälze ich mich in ihren Armen, während sie wie erstarrt wirkt. „Mikey, hast du einen an der klatsche? Man umarmt Mädchen nicht einfach so!", zischt Shinichiro, aber ich ignoriere ihn und sehe stattdessen zu ihr hinauf, in ihre wunderschöne A/F Augen.

„Mikey?", sagt sie plötzlich und ihre Pupillen weiten sich. „Kennen wir uns? Obwohl ich schwören könnte dich zu kennen.", murmelt sie leise und runzelt ihre Stirn. „Mikey!", eine Jungen Stimme lässt mich aufblicken, in das Gesicht eines Bekannten. Ich kneife meine Augen zusammen, ehe ich sie wieder aufreiße.

„Takemichi!"
„Du bist hier? Ich meine hier hier!?", seine Augen sind geweitet. Ich bin also Zeit gereist, wie Takemichi? Doch wie ist das möglich? War es, weil mein größter Wunsch es war, sie alle wieder zu sehen? Oder der Wille Takemichi's, sie alle zu retten?

„Ihr kennt euch?", mein Mädchen legt ihre Stirn in Falten, während sie sich mit ihren Armen aufstemmt. „Ja.", sagen wir gleichzeitig. „Du bist süß.", murmle ich meinen Gedanken laut aus. Ihre Wangen färben sich in einem tiefen rot. „W-Was geht hier vor sich?", sie schaut zwischen uns hin und her.

Tränen entgleiten mir erneut aus meinen Augen und ich lege mein Kopf auf ihrer Schulter, während ich meine Hände in ihrem schönen Blumenkleid kralle. Sie duftet nach Honig. „Es tut mir leid, mein kleiner Bruder benimmt sich heute den ganzen Tag schon so.", Shinichiro schüttelt seufzend seinen Kopf, weil er nicht weiß, was er davon halten soll.

Ich würde genauso reagieren, wie er es tut, wenn sich jemand plötzlich verändert und fremden Menschen in den Armen fällt. Und ich weiß nicht, ob sie uns das glauben werden, aber eine andere Wahl haben sie nicht, denn noch einmal werde ich sie nicht verlieren. Sie alle, meine Familie. „Wir kommen aus der Zukunft."

𝐓𝐫𝐮𝐞 𝐋𝐨𝐯𝐞 ↱ᴹᵃⁿʲⁱʳᵒ ˢᵃⁿᵒWo Geschichten leben. Entdecke jetzt