Kapitel 16

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Kyra Philipps
by MusicalGirl200

Immer wieder schlug ich auf den Boxsack ein. Seit einiger Zeit war ich nun schon hier bei den Kriegern der Finsternis. Herzlich aufgenommen wurde ich schon mal nicht. Die meisten sahen mich als Spionin und nannten mich das Flint Mädchen. Doch das war ich nicht mehr. Ich wusste nicht mehr, wer ich war.

Bis jetzt hatte meine Anwesenheit hier noch nicht den gewünschten Effekt erzielt. Immer noch fühlte ich mich schwach und mein Kummer suchte mich immer wieder heim, auch wenn ich nach außen hin versuchte nichts an mich ran zu lassen und auch niemand, sah es in mir drinnen ganz anders aus.

Nochmal schlug ich auf den Sack ein, ehe ich meine Handschuhe auszog und meine Sachen schnappte. Einige Krieger sahen mich böse an. Also machte ich mich auf in mein Zimmer, um zu duschen. Nachdem ich frische Kleidung trug, wollte ich mir einen Happen zu essen holen. Doch im Gang tauchte plötzlich ein Typ neben mir auf und grinste mich an.

Er wirkte so alt wie Luan. „Die berühmte Kyra Philipps", sagte er zu mir und ich blieb stehen und verschränkte meine Arme vor Brust, ehe ich meine Braue hochzog. „Und wer bist du?", wollte ich skeptisch von ihm wissen. Er grinste weiter. „Ich bin Damon und ich finde, dass du eine Bereicherung für die Krieger der Finsternis bist.

Du hast Feuer und mit deinen Kräften ist es ein leichtes für dich andere auszuschalten. Das solltest du dir zu nutzen machen. Bestrafe die, die dir weh tun", entgegnete er. Ich musterte ihn mit zusammen gekniffenen Augen. Was sollte das? „Lass das mal meine Sorgen sein, Damon. Hat mich gefreut und jetzt entschuldige mich."

Doch er hielt mich am Arm zurück. Irritiert sah ich ihn an. „Verschwende nicht deine Macht, Kyra. Du könntest eine der größten Kriegerinnen werden. Du musst nur lernen sie auch zu nutzen. Ich zum Beispiel könnte dir helfen, damit du den Kriegern der Finsternis zu weiterer Stärke verhilfst. Damit du stärker wirst", wollte er mir erklären.

Ich riss mich von ihm los. Das alles interessierte mich nicht. „Kein Interesse", meinte ich bloß und eilte davon. Ja, ich wollte stark werden, aber so wie er sprach, wollte er offensichtlich, dass ich etwas Schreckliches tun sollte und das würde ich niemals tun.

Gedankenverloren lief ich weiter zum Speisesaal, doch als ich dort Malina und Freddie so verliebt und küssend sah, zog sich etwas in meinem Bauch zusammen. Dabei drifteten meine Gedanken zu Jace und das Gefühl in meinem Bauch wurde immer unerträglicher. Ich spürte wie meine Fassade zu bröckeln begann. Ich musste hier weg. So machte ich kehrt und eilte wieder davon.

Ich mied den Blick zu jedem, ehe ich alleine war. In einem leeren Gang ließ ich mich an der Wand nieder und zog meine Knie an, wo ich zu weinen begann. Ich konnte nichts dagegen tun. Es war als würde mich eine Welle überrollen und im Moment wünschte ich mir mehr als alles andere, dass Jace, Mio oder Noomi hier wären. Ich war ein Frack. Doch dann spürte ich plötzlich eine vertraute Hand auf meiner Schulter.

"Hey Kyra", sagte tatsächlich Cadric sanft zu mir. Er war immer noch so nett zu mir, obwohl ich ihn gemieden hatte. Das hatte ich gar nicht verdient. Aus verweinten Augen sah ich Cadric an. Eigentlich hätte er mich nicht so sehen sollen und ich sollte ihn weiter auf Distanz halten. Aber im Moment konnte ich einfach nicht anders. Cadric war mir immer so ein guter Freund gewesen. Ich vermisste ihn.

Er setzte sich neben mir auf den Boden und sah mich mitfühlend an. „Hey", brachte ich heiser hervor und begann wieder zu weinen. Cadric zog mich tröstend in seine Arme und ich ließ es zu. „Ich fühle mich so verloren", schluchzte ich und weinte in seinen Armen weiter.

"Ich weiß. Und ich weiß auch wieso du hier bist, Kyra. Aber es ist okay zu weinen, hörst du? Es ist keine Schwäche. Manchmal muss man Gefühle zulassen, auch wenn sie weh tun. Und ich werde immer für dich da sein. Das war damals so, und das wir auch in Zukunft so sein", erklärte Cadric mir sanft und lehnte seinen Kopf an meinen und streichelte etwas über meinen Arm.

Ich weinte noch etwas weiter, ehe ich mich wieder fing. Reumütig sah ich Cadric an. „Es tut mir leid, wie ich zu dir war. Ich...ich wollte einfach nichts mehr fühlen und dachte alleine wäre ich stärker. Ich bin ein schrecklicher Mensch. Ich habe der Dunkelheit viel zu leicht nachgegeben", schniefte ich und wischte mir über die Augen.

Sanft sah Cadric mich an und begann dann leicht zu schmunzeln. "Wenn das so ist, dann bin ich ein viel schrecklicherer Mensch als du. Ich habe mein Zuhause, meine Freunde bloß wegen eines gebrochenen Herzens zurück gelassen. Aber soll ich dir was sagen?

Seit ich hier bin, habe ich etwas gelernt. Dieser ganze Wirbel um Licht und Finsternis ist völliger Schwachsinn. Jeder Mensch trägt beide Seiten in sich und die Herausforderung dabei ist die Waage zu halten. Du bist so wie du bist, und du bist ein guter Mensch. Und sollte jemand was anderes behaupten, dann hat er es mit mir zu tun, okay?", sprach er mir gut zu.

Ich dachte etwas über Cadrics Worte nach, aber schwieg. Vielleicht hatte er damit recht. Und es war schön den alten Cadric, den ich sofort ins Herz geschlossen hatte, wieder hier vor mir zu haben. Es tat gut wieder einen Freund zu haben und dabei wurde mir nur allzu schmerzlich bewusst, was ich ihnen bei der Akademie des Lichts angetan hatte, indem ich gegangen war.

Ich hatte gedacht, dass es keinen anderen Ausweg gab. Ich hatte Angst vor dem Schmerz wegen dem Verlust meiner beider Eltern und ich hatte das Gefühl sie verdienten alle etwas Besseres und Stärkeres als mich. Wieder kamen mir die Tränen und ich vergrub mein Gesicht an Cadrics Arm.

Ich vermisste alle so schrecklich. Und sie würden mir all das niemals verzeihen. Den Schmerz in Jace Augen zu sehen, als ich gegangen war, er verfolgte mich immer wieder auch wenn ich es nicht zugegeben wollte. Und Mio. Ich liebte ihn doch als Bruder. Er fühlte sich von mir sicherlich im Stich gelassen. Ich war eine furchtbare Schwester. Dabei hatte er mich so lange gesucht.

Auch Noomi hatte ich alleine gelassen. Dabei waren wir seit Anbeginn durch dick und dünn gegangen. Ich war ein schrecklicher Mensch. Ich hatte allen, die ich liebte weh getan. Ich hatte sie alle verloren und ich war selbst daran schuld.

Light&Dark - Life and DeathWo Geschichten leben. Entdecke jetzt