Light&Dark - Life and Death

Kapitel 45

Noomi Stephens
By LuanaWhite

Meine Tränen wollten einfach nicht versiegen. Nicht, nachdem ich den Brief in meinen Zimmer gefunden hatte. Einen Brief von Kyra.

Ich hatte mich so wahnsinnig gefreut, als ich sie zusammen mit den anderen am Tor gesehen hatte und hatte nicht nachgedacht als ich sie umarmt hatte. Aber sie hatte meine Umarmung nicht erwidert und hatte mich auch nicht eines Blickes gewürdigt. Es hatte verdammt weh getan, ja. Aber jetzt war sie wieder weg? Sie lief davon und wollte sich ihren Problemen nicht stellen. Aber hatte sie auch nur einmal daran gedacht wie sehr ich sie brauchte?

Sie wusste nicht einmal, mit was ich gerade zu kämpfen hatte. Ich hatte Verständnis für das, was passiert war, aber ich würde sie niemals allein lassen. Wo war sie hin gegangen? Sie war doch völlig allein in großer Gefahr. Bei den Kriegern der Finsternis war sie vor den Jägern wenigstens sicher gewesen und was war mit den abtrünnigen Kriegern?

Sie hatte zwar mächtige Fähigkeiten, aber völlig allein hatte sie keine Chance. Derjenige, der ihr die Vision ihrer Eltern geschickt hatte, hatte sein Ziel wohl erreicht. Kyra gab ihm was er wollte und jetzt war sie doch völlig schutzlos.

Dann hörte ich es an der Tür klopfen und ich legte den Brief zur Seite und wischte mir schnell meine Tränen weg, ehe ich hin ging um sie zu öffnen. Es war Logan, der mich mitfühlend ansah.

"Hey, ich wollte einfach nach dir sehen und dachte mir, du brauchst vielleicht einen Freund." erklärte er mir sanft und umarmte mich, was ich auch gleich dankend erwiderte.

Logan, neben Kyra mein bester Freund hier an der Akademie. Er war von Anfang an immer gut zu mir gewesen und es hatte mir nie was ausgemacht wenn er wusste was ich fühlte. Aber momentan musste es für ihn bestimmt anstrengend sein, all diesen Schmerz und Kummer von allen zu spüren, zusammen mit seinen eigenen Sorgen.

Und ich merkte auch, wie er versuchte mir mit seinem Fähigkeiten etwas zu helfen und ein wenig klappte es auch. Aber den Schmerz konnte er nicht verschwinden lassen. "Sie ist wieder weg, Logan." schluchzte ich an seiner Brust. "Kyra. Sie ist wieder gegangen. Und ich habe Angst um sie. Es ist da draußen viel zu gefährlich allein. Jace und Mikel sind schon unglaublich stark, und trotzdem waren sie in Lebensgefahr. Wer auch immer hinter Kyra her ist, er hat jetzt wohl das was er erreichen wollte." erklärte ich Logan und löste mich von ihm, um ihm Kyra's Brief zu zeigen.

Er nahm diesen und begann ihn zu lesen. "Sie denkt, sie ist für alles Leid verantwortlich, dabei stimmt das gar nicht." meinte er bitter und gab mir den Brief zurück. "Wir werden sie suchen und finden, Noomi. Du bekommst deine Freundin wieder zurück. Wir werden etwas finden, damit wir endlich zu ihr durchdringen." versuchte Logan mir Mut zu machen, aber es war aussichtslos.

Ich setzte mich auf das Bett und fuhr mir verzweifelt durch mein Haar. Ich hatte damals versucht für sie da zu sein, aber es hat ihr nicht geholfen. Nicht mal Jace, von dem ich wusste dass sie ihn mehr wie alles andere liebte, hatte es nicht geschafft. Ich wusste nicht was wir tun sollten.

"Und was, Logan? Der Verlust ihrer Eltern hat Kyra so sehr zugesetzt, dass sie alles aufgegeben hat. Wenn wir die Toten nicht wieder erwecken können, dann scheint es aussichtslos zu sein. Kyra hat ihre Entscheidung getroffen. Es gibt nichts was wir noch tun können." erklärte ich meinen guten Freund.

Es war ja wirklich lobenswert, dass er immer noch Hoffnung hatte, aber irgendwann war der Punkt gekommen, wo man sich eingestehen musste dass jegliche Hoffnung vergebens war.

Logan schüttelte drastisch seinen Kopf. "Es gibt immer Hoffnung. Ich habe bei Hudson auch nie aufgegeben. Und jetzt habe ich meinen Bruder zurück und wir werden auch Kyra zurückholen. Es gibt immer einen Weg und davon lasse ich mich nicht abbringen." erklärte er mir, was wirklich bewundernswert war.

Aus traurigen Augen sah ich zu Logan, welcher sich neben mich setzte und mir seinen Arm um legte. "Wie schaffst du das? Nach allem was passiert ist immer noch so optimistisch zu sein? Ich wünschte ich könnte das auch." erklärte ich ihm und lehnte meinen Kopf an seine Schulter.

"Ich weiß es nicht. Ich habe schon so vieles erlebt. Cadric war mir immer zur Seite gestanden, wenn es mir schlecht ging oder auch Samara. Ich war nie alleine und das hat mir irgendwie geholfen." meinte Logan nachdenklich und streichelte über meinen Arm.

Ich sah zu ihm auf und brachte tatsächlich ein leichtes Lächeln zustande. Alleine war ich auch nicht. Auch wenn ich Kyra vermisste und es mich unglaublich schmerzte wie alles gekommen war, hatte ich immer noch Freunde die für mich da waren, manchmal vergaß ich das. Ich hatte Mikel, den besten Mann den sich eine Frau nur wünschen konnte. Logan war der beste Freund und egal wie schlecht es ihm auch ging, er war immer für uns alle da. Ich hatte auch Cara und Runa, und wenn ich ganz ehrlich war auch Luan, meinen Vater.

Also sollte ich mir wohl ein Beispiel an meinen guten Freund nehmen und versuche positiv zu denken. "Okay, und wo sollen wir zu suchen anfangen? Denkst du sie ist in Greystown? Sie könnte auch bereits in einem Zug gestiegen sein. Vielleicht ist sie aber auch in ihr altes Haus gefahren. Mir würde kein anderer Ort einfallen. Max hat bestimmt die Adresse. Das wäre zumindest ein Anfang." schlug ich dann vor. Wo auch immer Kyra war, auch sie war nicht allein, tief in unserem Herzen würden wir immer Schwestern sein und nichts könnte daran jemals was ändern, nicht mal sie selbst.