Jonathan 'Jace' Flint
By LuanaWhiteFast hätte ich vergessen, dass auf meinen Nachttisch neben dem Krankenbett irgendeine Art Papier lag. Während Dad bei mir gewesen war, wollte ich nicht nachsehen, weil er so fertig ausgesehen hatte. Aber als er weg war, nahm ich das Papier, welches sich als Brief herausstellte. Er war tatsächlich von Kyra!
Die ganze Zeit fragte ich mich, wenn sie doch hier war, an der Akademie, wieso sie nicht vorbei kam. Eine Krankenschwester hatte Dad zwar gesagt, dass sie hier gewesen war als ich geschlafen hatte, aber wollte sie nicht mit mir reden? Ich hatte Hoffnung gehabt, dass sich etwas geändert hatte, nachdem sie mir geholfen und ich sie gerettet hatte.
Ich begann mit genau dieser Hoffnung zu lesen, doch mit jeden Satz wurde mir dieses Gefühl genommen.
Mein geliebter Jace, es tut mir leid, wie sehr du meinetwegen hattest leiden müssen. Vom ersten Moment an, wo ich dich sah, war es um mich geschehen. Ich liebe dich bedingungslos und das für immer. Aber nur meinetwegen hättest du beinahe dein Leben verloren und das kann ich nicht zulassen. Ich ertrage es nicht, dass die Menschen, die ich liebe verletzt werden. Deshalb werde ich gehen. Ich liebe dich für immer. Das wird sich niemals ändern. Aber ohne mich, seid ihr alle sicher. - Deine Kyra
Sie war wieder weg. Sie gab sich die Schuld? Sie müsste doch wissen dass ich... Nein, ohne sie waren wir alle keineswegs sicher. Mit meiner Kyra zusammen war ich stark, aber ohne sie schwach. Mit ihrem ständigen Weglaufen erreichte sie doch nur das Gegenteil von dem, was sie wollte. Wieso sah sie das nicht?
Ich ließ den Brief auf den Boden fallen und vergrub mich unter der Decke, als mir stille Tränen meine Wangen runter liefen. Sie brannten heiß auf meiner Haut, aber ich konnte sie nicht aufhalten. All der Schmerz prasselte wieder wie ein Tornado über mich ein und ich fühlte mich wieder wie ein kleiner Junge. Genauso wie damals, als Mom gestorben war. Ja, Kyra war nicht tot, aber ich hatte sie trotzdem verloren.
Sie liebte mich, das hat sie auch mehrmals in ihrem Brief geschrieben, und ich liebte sie auch, aber diese Liebe schien für sie nicht stark genug zu sein. Nicht stark genug um für sie zu kämpfen. Kyra und ich, wir waren Vergangenheit. Die Zukunft die wir gemeinsam geplant hatten, würde niemals eintreffen. Ich würde nach meinen Dad zwar Anführer werden, aber sie würde nicht an meiner Seite sein.
Es war schwer und mein Herz brach wieder einmal in tausend Stücke. Ich hatte keine Kraft mehr zu kämpfen. Irgendwann war wohl der Punkt gekommen, wo man sich der Realität stellen musste. Und dieser Zeitpunkt war nun gekommen. Ich hoffte, egal wo Kyra war, dass sie es wenigstens schaffte über diesen Schmerz in ihr irgendwie hinweg zu kommen und ich hoffte, dass sie nicht in Gefahr geriet. Ich hoffte, dass sie zurück zu den Kriegern der Finsternis gegangen war, denn dort war sie wenigstens in Sicherheit.
Ich war so in meinen Gedanken und meiner Trauer gefangen, dass ich nicht mitbekam wie jemand zu mir ans Krankenbett trat. Bestimmt war es wieder Dad, aber ich wollte nicht dass er sah wie ich weinte und zog mir die Decke über den Kopf. Ich war gerade kein starker Krieger, kein zukünftiger Anführer. Ich war gerade ein kleines Kind was nichts anderes tun wollte außer zu weinen.
Ich merkte wie jemand sanft meine Schulter berührte aber es war nicht wie angenommen mein Vater, es war mein Cousin und Bruder. "Jace? Ich bin's. Ich wollte sehen, wie es dir geht." erklärte er mir. Ich reagierte zuerst gar nicht, dann fuhr Mikel fort. "Es tut mir leid wegen Kyra. Noomi hat auch einen Brief bekommen. Niemand weiß, wo sie hin ist. Sie versucht sie mit Logan wieder zu finden."
Was!? Aber ich dachte... Was bedeutete niemand wusste wo sie war? Noomi und Logan suchten sie? Aber sie wollte nicht gefunden werden. Ich lugte schluchzend unter meiner Decke hervor und sah Mikel traurig an. "Ist sie denn nicht zurück zum Blackstone-Anwesen?" fragte ich ihn verwirrt. Wohin sollte sie denn sonst gegangen sein?
Ich erinnerte mich an den Tag, kurz nachdem Kyra frisch auf die Akademie gekommen war. Ihr war das alles hier zu viel gewesen und sie hatte nach Hause wollen. Ich hatte sie überreden können zu bleiben, aber vielleicht war das ein Fehler gewesen? Wenn sie damals gegangen wäre, dann hätte sie sich zwar nicht in mich verliebt, aber sie hätte Zeit mit ihren Eltern gehabt. Zeit, die ich ihr gestohlen hatte.
Mikel schüttelte seinen Kopf und sah mich mitfühlend an. "Cadric hat Ana gefragt und sie hat gesagt, sie sei nicht dort. Noomi meinte, dass sie vielleicht nach Hause ist. Aber Logan und ich glauben das nicht. Zu ihrem alten nach Hause zu gehen, würde sie bestimmt nicht tun.
Aber wir finden sie. Allzu weit kann sie nicht sein. Sie braucht schließlich auch Geld. Mit den Abtrünnigen und den Jägern ist es gefährlich." erklärte Mikel mir und nahm meine Hand um sie zu drücken. "Aber wie geht es dir sonst? Wie sind deine Schmerzen?"
Ich riss meine Augen auf und sah Mikel entsetzt an. Was, wenn sie Sie schon längst erwischt hatten? Völlig allein auf sich gestellt war Kyra schutzlos, auch wenn ihre Kräfte stark waren. "Ist doch gerade scheiß egal wie es mir geht!" meinte ich entschlossen und entzog meinen besten Freund meine Hand und schlug die Decke zur Seite. Das Kind das weinen wollte war wieder weg und ich war wieder im Kriegermodus.
"Ich muss sie suchen." meinte ich entschlossen und wollte aus dem Bett springen, doch plötzlich spürte ich meine Verletzung am Bauch. Die Wunde, wo das Messer in mir gesteckt hatte. Ich zuckte zusammen und stöhnte vor Schmerzen. Hätte Mikel mich nicht im letzten Moment aufgefangen, wäre ich zu Boden gegangen. Aber ich musste zu ihr. Es ging nicht anders. Kyra war in Gefahr und das war ihr nicht einmal klar.
Sofort setzte Mikel mich wieder auf das Bett. "Verdammt, Jace!" wies mein Cousin mich zurecht. "Mach langsam. Ich weiß, du machst dir Sorgen um Kyra und willst sie ebenso finden. Aber du musst dir erstmal Zeit geben zu heilen. Wenn du dich kaputt machst, hilft das niemanden. Du erholst dich und wirst wieder fit und wir versuchen herauszufinden, wo Kyra ist. Wir werden sie finden und zurückbringen. Ihr wird es gut gehen, versprochen. Aber bitte versprich mir dich zurückzunehmen und zu schonen. Ich kann dich nicht verlieren." bat er mich eingehend.
Ich wollte meinen Kopf schütteln, Mikel sagen dass mir mein eigenes Wohlergehen gerade völlig egal war. Ich würde die Schmerzen schon ertragen, für sie. Aber vor wenigen Stunden hatte Dad mich um das Selbe gebeten und ich musste an das denken was Kyra in ihrem Brief geschrieben hatte.
Ich hatte wohl keine andere Wahl. Ich raufte mir meine Haare und ließ mich wieder ins Bett zurück sinken. Der Gedanke hier zu liegen und zu warten, war die Hölle! Aber ich würde es nur noch schlimmer machen, wenn ich jetzt nicht auf meine Familie hörte. "Das wirst du nicht. Ich verspreche es dir, Mikel. Bitte gib mir Bescheid sobald du etwas weißt, okay?" bat ich meinen Bruder und schloss meine Augen.
Auch wenn ich keine Zukunft zusammen mit Kyra hatte, ich würde trotzdem alles tun was ich konnte im sie zu beschützen. Aber es sah wohl gerade so aus, als wäre ich dazu nicht in der Lage. Ich musste auf meine Freunde und Familie vertrauen. Sie würden Kyra finden. Sie mussten einfach.
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Light&Dark - Life and Death
FantasyKyra hat die Akademie verlassen, doch wird sie jetzt tatsächlich eine Kriegerin der Finsternis? Wer steckt in Wahrheit hinter der Ermordung ihrer leiblichen Eltern? Aufs Neue beginnen die Grenzen zwischen Licht und Finsternis zu verwischen. Wer wil...