Light&Dark - Life and Death

Kapitel 78

Kyra Philipps
by MusicalGirl200

Vor zehn Minuten war ich von meiner Schicht in einem Fast Food Laden zurückgekommen. Ich war völlig erledigt, weil die Schicht um fünf Uhr morgens begonnen hatte. Ich war mehr als müde und trug immer noch die Kleidung. Sie stank nach Fett und eigentlich gehörte ich unter die Dusche und dann sofort ins Bett. Die Arbeit war nicht gerade glamourös aber ich brauchte Geld um Leben zu können.

Dennoch verging der Schmerz in meinem Herzen nicht. Ich fragte mich ständig, wie es Jace, Mio und Noomi ging. Lebten sie ihr Leben weiter? Dachten sie auch pausenlos an mich? Hoffentlich waren alle Wunden von Jace geheilt. Aber eigentlich mussten sie das sein, immerhin war mein Jace stark. Naja, durch meine Dummheit war er nicht mehr mein Jace. Er fehlte mir so sehr.

Hatte Mio sich eingelebt? War er weiter glücklich mit Cara? Wie ging es Noomi? Hatte sie mehr Kontakt zu Luan? Fragen über Fragen kreisten in meinem Kopf, doch plötzlich klingelte es an der Wohnungstür. Wer konnte das sein? Niemand außer Malina wusste, wo ich war. Ich hatte sie auch gebeten niemanden etwas zu sagen.

Mein Herz begann wie wild in meiner Brust zu schlagen. Ich stand von dem kleinen Sofa auf und zögerte einen Moment, um zu überlegen, ob ich aufmachen sollte. Was wenn es auch die Jäger waren? Oder Abtrünnige? Beides brachte mich in Gefahr. Meine Kräfte hatte ich inzwischen gut im Griff, aber dennoch. Naja, außer Gefühle überforderten mich. Dabei hatte Jace mir immer geholfen. Aber Jace war nicht da. Ich war alleine. Ich schleppte mich schließlich doch zur Tür und öffnete sie ganz langsam.

Doch als ich Jace und meinen großen Bruder davor entdeckte, erstarrte ich und mir wich jede Farbe aus dem Gesicht. Was machten sie hier? Wie hatten sie mich gefunden? Hatte Malina es ihnen gesagt? Ich wusste nicht, ob ich bereit dafür war. Ich wusste nicht, ob ich bereit war mich diesem Gespräch zu stellen. Sie musterten mich und auch meine Kleidung. Ich war dabei nicht fähig mich zu bewegen oder nur ein Wort zu sagen.

Mio starrte mich ebenso an, genau wie Jace. Mein großer Bruder fuhr sich überfordert durch sein Haar und begann tatsächlich als Erster zu sprechen. „Hallo Kyra. Wir sind hier um mit dir zu reden. Können wir reinkommen?", fragte er mich erstaunlicherweise völlig ruhig. Ich hatte irgendwie etwas anderes erwartet. „Bitte, Kyra. Es ist wirklich wichtig", sagte nun auch Jace und im Gegensatz zu Mio klang er flehend.

Ich biss mir auf die Unterlippe. Und brauchte noch einen Moment um mich zu bewegen. Doch dann trat ich zur Seite und ließ die beiden rein. Ich war nervös, richtig nervös. Gemeinsam gingen wir ins kleine Wohnzimmer und ich begann nervös mit meinen Haarsträhnen zu spielen.

Jace und mein großer Bruder waren wirklich hier. Und es ging ihnen beiden gut. Jace ging es wieder gut. Das war etwas, was mich wirklich freute. „Um was geht es?", fragte ich die beiden, während ich weiter nervös mit meinen Haarsträhnen spielte. Diesen Tick würde ich nie los werden.

Jace schien zu überlegten wie er anfangen sollte. "Wir brauchen dich, Kyra. Es ist etwas passiert und... es ist hier alleine nicht sicher für dich. Bitte komm zurück an die Akademie. Dort erzählen wir dir dann alles, okay?", bat er mich sanft.

Meine Augen wurden groß. Was meinten die beiden nur? Und zurück zur Akademie? Ich wusste nicht, ob ich das konnte. Ich hatte zu viel angerichtet, zu vielen Menschen weh getan. Ich war kein guter Mensch. Zwei Menschen saßen hier vor mir, denen ich das Herz gebrochen hatte und ich fühlte mich deshalb schrecklich.

„Ich...ich weiß nicht. Ich denke nicht, dass ich dort noch willkommen bin. Ich habe Unentschuldbares getan und ich schäme mich dafür. Ich glaube nicht, dass man mich noch braucht. Ich wollte euch nie weh tun. Es tut mir leid", sagte ich traurig und senkte meinen Blick, als mir die Tränen kamen. Aber ehe Jace etwas sagen konnte, kam Mio ihm zuvor.

"Wenn du dort nicht willkommen wärst, dann wären wir jetzt nicht hier, Kyra. Und es geht hier wirklich gerade um mehr. Um viel mehr. Es geht um deine Sicherheit, dein Leben! Du bist in Gefahr, wenn du allein bleibst!

Und hast du schon mal daran gedacht, dass... Du musst dich deinen Gefühlen, deinem schlechten Gewissen stellen, sonst machst du es doch immer wieder nur schlimmer und schlimmer!", versuchte mein großer Bruder mir zu erklären und seine Gefühle schienen ihn dabei selbst zu übermannen. Jace legte seine Hand auf seine Schulter, um ihn etwas zu bremsen. Seit wann hatten die beiden so ein inniges Verhältnis? Aber das war auch schön.

"Die Jäger sind hier, Kyra. Und sie sind organisierter als wir, oder sogar die Krieger der Finsternis. Sie sind skrupellos. Sie haben Anastasia Blackstone entführt und erpressen Luan. Und Noomi sie... sie haben auch Noomi heute geschnappt", erklärte Jace mir bitter.

Es tat weh, was Mio sagte aber er hatte ja recht und er hatte jedes Recht wütend auf mich zu sein. Ich wusste selbst, was für eine schreckliche Person ich war. Aber als Jace dann sagte, dass die Jäger Ana und auch noch Noomi entführt hatten, erstarrte ich. Noomi, meine beste Freundin und praktisch Schwester. Das konnte nicht wahr sein.

Ich war völlig geschockt und raufte meine Haare. Dann stand ich auf und lief auf und ab. Ich spürte wie meine Gefühle an der Kontrolle über meine Fähigkeiten zerrten. Aber ich ignorierte es. Ich musste was tun. Noomi war mir nach wie vor wichtig, sie war nach wie vor wie eine Schwester für mich. Ich wollte helfen.

Ich wollte helfen sie zu befreien. Ich würde niemals zögern denen zu helfen, die ich liebte, genau wie ich damals bei Jace nicht gezögert hatte. Ja, ich war mit allem im Moment gerade mehr als überfordert, aber das musste hinten anstehen. Es gab jetzt Wichtigeres als meine Gefühlswelt.

Mit entschlossenen Blick sah ich Mio und Jace an. „Wir müssen sie retten. Also wie kann ich helfen?", fragte ich die beiden und fühlte wie meine Augen zu glühen begannen und meine Handflächen fühlten sich ganz heiß an. Nein. Ich durfte jetzt einfach nicht die Kontrolle verlieren. Dafür war keine Zeit und doch konnte ich es nicht steuern.