Kyra Philipps
by MusicalGirl200Es fühlte sich wie eine Ewigkeit an, während wir warteten, um zu erfahren, wie Jaces Zustand war. Ich hatte mich auf die Dachterrasse zurückgezogen. Noomi hatte sich so gefreut mich zu sehen und ich mich auch, aber die Schuld sie allein gelassen zu haben, hatte überwiegt und ich hatte ihr nicht einmal in die Augen sehen können.
Und Mio, mein großer Bruder. Er hatte keine Regung gezeigt, nur Schmerz hatte ich in seinen Augen sehen können. Ich schämte mich für das, was ich getan hatte. Deshalb war ich auch aus der Bibliothek verschwunden. Sie mussten mich alle so sehr hassen. Nach Stunden war dann die Entwarnung gekommen, dass Jace Zustand stabil war und er außer Gefahr war und gerade schlief.
Mir war ein Stein vom Herzen gefallen, aber ich hatte auch einen Entschluss gefasst. Ich würde die Akademie verlassen und auch Luans Anwesen. Ich wollte nicht länger, dass die Menschen, die ich liebte leiden mussten. Meine Eltern und Adoptiveltern starben meinetwegen und Jace wäre meinetwegen auch beinahe gestorben. Ohne mich würden sie sicher sein. Nicht, dass Mio oder Noomi meinetwegen auch noch etwas passierte.
Ich hatte mir also Papier und Stift geschnappt und schrieb an alle drei einen Abschiedsbrief und bat sie dort gleichzeitig um Verzeihung.
Liebe Noomi, du bist die beste Freundin, die man sich nur wünschen kann. Du warst immer wie eine Schwester für mich und es tut mir furchtbar leid, dass ich dich im Stich gelassen hatte. Das ist unverzeihlich. Leider muss ich dir erneut weh tun. Ich habe mich dazu entschieden zu gehen. Ich kann nicht weiter mitansehen, wie die, die dich liebe leiden und das nur meinetwegen. Egal, wo ich auch sein werde, ich werde dich niemals vergessen. Ich habe dich lieb. Es tut mir leid. - Deine Kyra
Lieber Mio, es tut mir so unendlich leid, dass ich dich im Stich gelassen habe, wo du alles versucht hast, um zu mir zu kommen. Während du ein wundervoller Bruder warst, war ich eine schreckliche Schwester. Doch ich möchte, dass du weißt, dass ich dich liebe und ich stolz bin deine Schwester zu sein. Dennoch muss ich leider gehen. Ich möchte niemanden mehr wegen mir leiden sehen. Ich werde dich immer lieben. - Deine kleine Schwester Kyra
Dann kam der Brief an meinen Jace und ich verlor weitere Tränen.
Mein geliebter Jace, es tut mir leid, wie sehr du meinetwegen hattest leiden müssen. Vom ersten Moment an, wo ich dich sah, war es um mich geschehen. Ich liebe dich bedingungslos und das für immer. Aber nur meinetwegen hättest du beinahe dein Leben verloren und das kann ich nicht zulassen. Ich ertrage es nicht, dass die Menschen, die ich liebe verletzt werden. Deshalb werde ich gehen. Ich liebe dich für immer. Das wird sich niemals ändern. Aber ohne mich, seid ihr alle sicher. - Deine Kyra
Ich wischte mir meine Tränen weg, während ich die Briefe schloss. Ich brachte den einen schnell in Noomis Zimmer und den anderen in das von Mio. Dann schlich ich mich in die Krankenstation und Tränen schossen mir in die Augen, als ich Jace schlafend an einem Gerät angeschlossen sah. „Oh Jace", schniefte ich leise und legte ihm meinen Brief auf den Nachttisch.
Liebevoll streichelte ich ihm durch sein Haar. „Du wirst wieder gesund werden und ich werde dich immer lieben, aber nur ohne mich bist du in Sicherheit. Es tut mir leid", flüsterte ich ihm zu und drückte ihm einen leichten Kuss auf sein Haar, ehe ich leise aus seinem Zimmer verschwand.
Ganz vorsichtig schlich ich aus der Akademie, damit mich niemand aufhielt und umso weiter ich mich von der Akademie entfernte, umso schwerer wurde mein Herz. Tränen liefen über mein Gesicht. Aber es hatte sein müssen. Ich wollte niemanden mehr meinetwegen leiden sehen.
Ich wusste nicht wie viele Stunden ich gelaufen war, als ich plötzlich in Greystown ankam. Vielleicht konnte ich mir hier ein Zimmer nehmen. Doch während ich mich umsah, lief ich auf einmal in jemanden hinein. Als ich mit verweinten Augen aufsah, blickte ich in Malinas überraschtes Gesicht. „Malina, sorry", entschuldigte ich mich und versuchte etwas mein Gesicht trocken zu wischen.
"Kyra!?" fragte Malina völlig erstaunt. Malina und ich waren eigentlich keine Freunde. Naja, ich hatte jeden ihrer Versuche abgewürgt. Dabei hatte ich das gar nicht böse gemeint. "Was machst du hier, Kyra? Soll ich dich zurück zum Anwesen fahren?", fragte Malina mich.
Wieder stiegen mir neue Tränen auf, doch ich schluckte sie hinunter und schüttelte den Kopf. „Ich bin gegangen. Ich kann nicht weiter zusehen, wie alle Menschen leiden, die ich liebe. Meine beiden Eltern mussten meinetwegen schon sterben. Und Jace, er...", ich brach ab.
„Jace wäre meinetwegen auch fast gestorben. Ich kann nicht mehr. Und auch bei den Kriegern der Finsternis scheint nicht mein Platz zu sein. Ich versuche hier erstmal ein Zimmer zu finden und dann mal sehen, wohin ich gehe", schniefte ich und schlug mir die Hände vors Gesicht, als ich das Weinen nicht mehr zurückhalten konnte.
"Hör zu, ich weiß wir sind keine Freundinnen, aber einfach so zu verschwinden ist auch keine Lösung. Du konntest für all das nichts. Wenn du möchtest kannst du in meine alte Wohnung. Der Mietvertrag geht noch ein halbes Jahr. Und ich wohne sowieso bei Freddie also wäre das kein Problem. So hast du einen Ort für dich, aber bist in der Nähe, sollte was sein", bot mir Malina dann an.
Erstaunt sah ich Malina an. Sie würde mir ihre alte Wohnung geben? „Bist du dir sicher?", fragte ich nach und Malina nickte. So hatte ich immerhin einen Ort, wo ich bleiben konnte und wo ich vielleicht versuchen konnte mein Leben ein wenig zu ordnen. Ich hatte wohl etwas Ruhe dringend notwendig.
„Danke, Malina, wirklich. Ich weiß, wir waren keine Freundinnen und ich war auch unfair zu dir, obwohl du es gut gemeint hast. Das tut mir wirklich leid. Aber bitte sag niemanden, wo ich bin. Ich brauche etwas Zeit für mich. Es würde mir viel bedeuten, wenn du das für mich tun könntest."
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Light&Dark - Life and Death
FantasyKyra hat die Akademie verlassen, doch wird sie jetzt tatsächlich eine Kriegerin der Finsternis? Wer steckt in Wahrheit hinter der Ermordung ihrer leiblichen Eltern? Aufs Neue beginnen die Grenzen zwischen Licht und Finsternis zu verwischen. Wer wil...