Kapitel 21

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Jessica Bipp
By LuanaWhite

Shawn's Frage überraschte mich. Wirklich. Ich wusste er war bis vor kurzem noch ein Krieger der Finsternis gewesen, aber schon seit einer Weile hatte ich Zweifel, ob wirklich alles gut und böse, hell und dunkel war. Oder waren wir alle vielleicht sogar irgendwas dazwischen? Konnte es möglich sein dass wir alle beides waren?

Immerhin waren die Guten momentan alles andere als gut, und Shawn war gerade wirklich ein Held gewesen, wie er Noomi verteidigt hatte. "Sehr gerne." antwortete ich also und darüber schien er erfreut zu sein. Zusammen machten wir uns auf dem Weg zum Speisesaal, wo ich natürlich merkte wo wir von allen angestarrt wurden. Aber inzwischen war mir egal was andere von mir hielten. Sollten sie doch denken was sie wollten, ich tat das, was ich für richtig hielt und im Moment wollte ich Shawn besser kennen lernen.

Wir holten uns Essen und nahmen an einem Tisch in der Mitte Platz. "Ganz ehrlich, die benehmen sich hier gerade alle schlimmer als bei den Kriegern der Finsternis." meinte Shawn. Ich musste ein wenig schmunzeln und und begann mir ein Stück Steak abzuschneiden.

"Wie war es dort? Verstehe mich nicht falsch, aber zwischen den Seiten herrscht schon so lange Feindschaft, oder hatte es. Viele haben ihre Eltern oder andere Familienmitglieder in dem Krieg verloren. Man hat uns beigebracht in den Kriegern der Finsternis das absolut Böse zu sehen. Aber es hat sich einiges geändert, nur ist das bei den Meisten hier noch nicht angekommen." erklärte ich Shawn.

Ich wollte niemanden in Schutz nehmen, aber ich wollte gerne seine Ansicht hören. Immerhin musste es ja einen Grund gegeben haben, was ihm dazu bewogen hatte zu uns zu kommen. Hatte er etwas schlimmes erlebt? Es war bestimmt nicht leicht gewesen, als er alles was er bisher kannte, sein Zuhause und bestimmt auch Freunde, hinter sich gelassen hatte.

Shawn sah auf sein Essen und seufzte tief aus. "Es war gut. Man lernte dort stark zu sein und zu sich selbst zu stehen. Natürlich gibt es dort auch öfters mal Kämpfereien, wenn ein Streit ausbricht, aber dann ist es auch wieder gut. Man findet dort ein gutes zu Hause." gab er vor mir offen zu.

Es machte mich traurig, zu sehen wie Shawn traurig wurde. Es war offensichtlich dass er sein Zuhause vermisste und ich legte mitfühlend meine Hand auf seine. Warum auch immer er hier war, er schien ein gutes Herz zu haben und es war in Ordnung wenn er mir nicht den Grund sagen wollte.

"Ich habe schon eine Weile das Gefühl, dass es zwischen uns keine großen Unterschiede gibt. Meiner Meinung nach ist es nicht wichtig ob Krieger des Lichts oder der Finsternis. Wichtig ist die Person die man im Herzen ist." sagte ich sanft zu ihm.

Shawn lächelte mich leicht an. "Das sind wirklich schöne Worte." schmeichelte er mir und meine Wangen wurden dabei leicht rot vor Verlegenheit. "Deshalb möchte Luan auch Frieden mit Maxwell. Maxwell war nicht abgeneigt zu sprechen, aber dann kam die Sache mit Kyra und jetzt ist wieder alles kompliziert, vor allem wo jetzt alle auf Noomi los gehen. Das Mädchen hat doch nichts verbrochen." meinte Shawn, wo ich ihm völlig recht gab und er schüttelte seinen Kopf.

Ich zog meine Hand wieder zurück und nickte. Cara hatte mir das mit Luan schon erzählt und wir alle wollte den Frieden. Naja, vielleicht außer Jace. Er hielt trotz allem nicht viel von Luan aber wo Kyra gegangen war, konnte man es ihm verübeln?

"Früher, also als Hudson und seine Eltern über gelaufen sind, haben sie das Selbe mit Logan gemacht. Ich weiß auch nicht was in den Köpfen der anderen vor sich geht, Shawn. Ich kann nur für mich sprechen. Und man sagt auch, dass es jemanden gibt der den König der Finsternis stürzen möchte.

Wenn herauskommt dass es Frieden geben soll, glaube ich dass sich auch die Krieger des Lichts spalten werden. Ich habe so das Gefühl, das schwere Zeiten auf uns zukommen werden." erklärte ich ihm meine Sicht traurig und ob wir es wollten oder nicht, wir steckten da alle mit drin.

Shawn seufzte. "Ja, leider ist es die Wahrheit. Ich denke dass deshalb ein Bündnis von großer Bedeutung wäre. Gemeinsam könnte man die Bedrohung viel besser zerschlagen." entgegente er mir. "Ok, aber wir sollten jetzt nicht nur über so etwas sprechen, oder? Danke, dass du so ein nettes Mädchen bist, Jessica. Jetzt habe ich hier hoffentlich schon mal eine Freundin." meinte er und mir entkam ein geschmeicheltes Lächeln, aber dafür brauchte er mir nicht danken. Ich war einfach nur ich selbst.

"Die hast du." antwortete ich ihm und auch Shawn lächelte. Aber dann verging mir meine gute Laune, als ich meinen Exfreund erblickte wie er mit wütenden Blick auf uns zueilte. Nein, bitte nicht.

Seit ich ihn und meine Mitbewohnerin erwischt hatte, waren sie ein Paar. Ich wusste dass Steve es nur machte um mich eifersüchtig zu machen aber meine Mitbewohnerin Isabella wollte davon nichts hören. Sie meinte ich würde es einfach nicht akzeptieren können, dass die beiden glücklich zusammen wären, aber so war es nicht. Ich wollte einfach nicht, dass er ihr das Herz brach. Aber sie wollte nicht auf mich hören.

"Wer ist der Kerl, der mich so grimmig anstarrt?" erkundigte Shawn sich dann bei mir, nachdem er meinen Blick gefolgt war.

"Mein Ex." flüsterte ich leise und ahnte bereits, dass gleich eine unschöne Szene folgen würde. Und dann stand Steve auch schon bei uns am Tisch.

"Dein Ernst, Jess? Ich erlaube nicht dass du dich mit sowas abgibst. Der Kerl ist doch bloß hier um uns auszuspionieren und du lieferst ihn auch noch Informationen. Für so blöd hätte ich dich wirklich nicht geschätzt." fuhr er mich an und mir blieb der Mund offen stehen. Was erdreiste er sich hier denn bitte?

Aber dann stand Shawn vom Tisch auf und baute sich vor Steve auf. "So wirst du mit Jess nicht reden. Sie ist ein gutes Mädchen und kann sich selbst ihr Urteil bilden. Du hast nicht über sie zu bestimmen. Also verzieh dich und pass auf, was du sagst. Solltest du nochmal Jessica in irgendeiner Weise verletzen, lernst du mich kennen. Verstanden?" drohte er meinen Ex tatsächlich. Sowas hatte vor ihm noch nie einer getan.

Oh nein, ich hatte keine Lust dass die beiden sich jetzt hier zu prügeln begannen oder auch noch schlimmeres. Im Speisesaal wurde es plötzlich völlig ruhig und alle sahen zu uns her. Steve verengte seine Augen zu Schlitzen und musterte Shawn abfällig.

"Du bist hier nicht Willkommen und Jess wird noch sehen dass ich Recht hatte." meinte er und zog dann wieder ab. Niemals hätte ich gedacht dass ich mich einmal in einer solchen Lage befinden würde. Steve war unmöglich und ich würde mir weder von ihm noch von irgendwem anderen eine Freundschaft verbieten lassen. Shawn war vielleicht Mal ein Krieger der Finsternis, aber er hatte ein reineres Herz als Steve oder so manch andere hier. Ich hatte meine Seite gewählt.

Light&Dark - Life and DeathWo Geschichten leben. Entdecke jetzt