Kapitel 63

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Jonathan 'Jace' Flint
By LuanaWhite

Ich musste zugeben, ich hatte den Anschiss von Samara gebraucht, einen Tritt in den Hintern. Seit Kyra nicht mehr hier war, war ich einfach nicht mehr ich selbst, aber das wollte ich wieder werden. Ich wollte wieder stark werden, jemand zu dem die anderen Krieger aufsahen und der es würdig war eines Tages der Anführer des Lichts zu werden.

Und deshalb musste ich mit gutem Beispiel voran gehen. Wegen dem Friedensabkommen. Ich konnte mir inzwischen nicht mehr vorstellen, dass es nur eine Falle von Luan war. Hudson und Cadric waren meine Freunde gewesen, sie hatten mich gerettet und nach Hause gebracht und wenn ich jetzt in ihre Augen sah, dann sah ich in ihnen wieder meine alten Freunde, auch wenn es mit Cadric mehr als kompliziert gewesen war.

Nachdem Dad und Samara sich verabschiedet hatten, hatten Hudson und Cadric mich in mein Zimmer begleiten und Hudson half mir zum Bett, wo ich mich vorsichtig setzte. Es ging mir eigentlich körperlich wieder gut, nur die Narbe tat noch ein wenig weh. "Danke." meinte ich zu Hudson während Cadric sich an die Kommode lehnte und sich umsah. Ja, hier waren überall noch Kyra's Sachen. Es war, als würde sie immer noch hier wohnen.

Es wurde zwischen uns still. Früher als Hudson noch hier gelebt hatte, hatten wir schon viel Blödsinn angestellt, aber das war lange her. Er war gegangen, genau wie Cadric und auch wie Kyra. Und jetzt saßen wir hier zusammen und wussten nicht, was wir sagen sollten.

"Xenia und ich haben euren Whiskey Vorrat geplündert." erzählte Hudson plötzlich amüsiert aber auch peinlich berührt und grinste leicht. Er wollte offensichtlich die Spannung zwischen uns lösen. "Weißt du noch, wo wir uns mal hatten voll laufen lassen? Du hast ganz schön Anschiss bekommen." meinte Hudson.

Ich sah ihn überrascht an und merkte auch wie Cadric schmunzelte. Aber ja, ich konnte mich noch sehr gut daran erinnern. Wir waren erst fünfzehn gewesen und wollten wissen wie Whiskey schmeckt. Es war zuerst ekelhaft gewesen, aber wir hatten trotzdem weiter getrunken und konnten nach einer halben Flasche nicht mehr gerade stehen.

"Ohja. Dad war so wütend gewesen. Für ihn war es nur wichtig dass ich ein starker Krieger wurde und seine Nachfolge antrete. Und ich war so besoffen und habe ihn ausgelacht. Dad hatte nicht mehr aufgehört zu schreien." erinnerte ich mich nun ebenso lächelnd. Seit damals war viel passiert und mein Vater war inzwischen nicht mehr so streng. Er war wieder ein richtiger Dad.

Hudson tauschte mit Cadric einen kurzen Blick aus. "Wir haben schon viel Unsinn angestellt." meinte Hudson und schien einen Moment nachzudenken, ehe er mich wieder ansah. "Wird es nicht Zeit, naja das wir langsam das Kriegsbeil begraben? Wir sind nicht deine Feinde, Jace. Weder Cadric noch ich. Wir haben unser Leben für dich nicht aus Pflicht riskiert, sondern weil wir Freunde waren. Ich weiß, ich habe die letzten Jahre viele unverzeihliche Dinge getan aber jeder macht Fehler. Es wäre schön wenn wir wieder Freunde werden könnten, Jace." erklärte er mir und sah erneut zu Cadric.

Es kam wirklich unerwartet, dass Hudson dass so offen aussprach. Ich wollte auch dass wir wieder Freunde waren. Insgeheim wollte ich das schon sehr lange, aber es war nicht so leicht gewesen. Ich war nun mal ein Flint und konnte nicht einfach mit Krieger der Finsternis befreundet sein, so dachte ich jedenfalls. Aber jetzt hatten Dad und Luan Frieden geschlossen und wenn die das konnten, dann sollte ich doch auch dazu in der Lage sein.

"Das sind wir, Hudson. Wir sind Freunde. Wir haben alle Fehler gemacht und ich bin leider auch nicht perfekt." gab ich zu. Da kam nun auch Cadric näher und zog sich einen Stuhl zu uns um sich zu setzen.

"Ich möchte mich auch entschuldigen. Ich glaube das ist schon lange überfällig. Es tut mir leid, dass ich dich damals angegriffen habe. Ich hatte meinen Verstand verloren und war nicht mehr ich selbst gewesen. Ich hoffe du kannst mir irgendwann vergeben, Jace." erklärte Cadric, was mich noch mehr überraschte.

Wow, damit hätte ich wirklich nicht gerechnet. Aber auch wenn wir nie darüber gesprochen hatten, und ich Cadric lange wegen all dem mit Kyra nicht mehr leiden konnte, hatte ich ihm das doch schon längst verziehen. Und jetzt wo er Ana hatte und Kyra weg war, spielte das alles wohl sowieso keine Rolle mehr.

"Das habe ich schon längst, Cadric. Wir sind beide nicht mehr die, die wir damals gewesen sind. Keiner von uns. Ich bin euch wirklich dankbar, dass ihr mich gerettet habt. Wirklich. Und ich denke wir sollten das Friedensabkommen und all das als einen neuen Anfang sehen. Ab jetzt kämpfen wir wieder Seite an Seite. Die Zeiten von hell und dunkel sind vorbei. Jetzt zählt nur noch Familie und Freundschaft und dass die, die wir lieben, in Sicherheit sind." erklärte ich und schenkte Hudson und Cadric ein ehrliches, leichtes Lächeln.

Hudson grinste mich an. "Klingt gut." meinte er. "Wir sind übrigens froh, dass du soweit wieder fit bist. Und wegen Kyra. Irgendwie kriegen wir sie schon wieder zurück. Ich weiß immerhin wie fertig einen die Liebe machen kann. Naja, das wissen wir wohl alle.

Und ich weiß, wie es ist Menschen zu verlieren, die man über alles liebt. Es braucht Zeit das zu verarbeiten. Aber das wird. Wenn sogar ich es schaffe, dass es eine Frau mit mir aushält, wirst du auch wieder dein Mädchen haben. Und bis dahin wirst du wieder fit. Ich will immerhin mal wieder testen, wer von uns beiden besser ist." versuchte er mir zu erklären und scherzte am Ende auch etwas.

Ich wusste Hudson's Aufmunterungsversuch sehr zu schätzen. Aber auch wenn es wirklich lieb gemeint war, so sah ich die Sache ein klein wenig anders. Kyra musste selbst ihren Weg zurück finden. Ich hatte so viele Male versucht zu ihr durchzudringen, aber es hatte nichts geholfen. Ich wusste sie liebte mich, aber sie gab sich an allem die Schuld. Und wenn sie nicht zulies dass wir ihr halfen, dann konnten wir nichts tun.

"Liebe reicht manchmal nicht aus, Hudson. Aber es ist in Ordnung. Kyra braucht Zeit für sich, das habe ich verstanden. Und meine Eltern haben mir gerade einen richtigen Arschtritt gegeben." lachte ich etwas. "Es wird Zeit dass ich wieder zu mir selbst finde." erklärte ich ihnen. Diese Einsicht war zwar spät gekommen, aber es gab gerade wichtigeres als einer Liebe nachzutraurern.

Wir waren alle durch die Jäger und die Abtrünnigen in Gefahr, und diese Gefahr zu bannen hatte gerade oberste Priorität. Egal wo Kyra auch war, wenn sie zu mir zurück kam, dann würde sie wieder dem Mann begegnen, in den sie sich verliebt hatte. Einen starken Krieger, einen Anführer. Einen Beschützer.

Light&Dark - Life and DeathWo Geschichten leben. Entdecke jetzt