Kapitel 7

10 6 2
                                    

Jonathan 'Jace' Flint
By LuanaWhite

Ich starrte einfach nur die Decke an. Ich hatte versucht zu schlafen, aber wenn ich meine Augen schloss, sah ich nur Kyra vor mir. Wie ihre Augen glühten, sie mir den Weg mit Feuer versperrte und sagte ich solle sie gehen lassen.

Immer wieder musste ich diesen Moment durchleben, wo mein Herz in tausende von Stücken brach. Deshalb konnte ich nicht schlafen.

Wenn man jemanden liebte, dann war man für den anderen in seiner dunklen Stunde da. Ich wollte für sie da sein, aber sie hatte es nicht zugelassen. Nein, sie hatte mich von sich gestoßen und war nun bei unseren größten Feinden. Den Kriegern der Finsternis. Was erhoffte sie sich dort, was sie hier nicht bekommen könnte? Oder wollte sie zu Cadric? Das würde mir noch mehr weh tun. War ich ihr nicht genug? Konnte ich ihr nicht den Trost geben den sie brauchte? Konnte sie sich bei mir nicht fallen lassen? Oder hatte ich irgendwas getan?

Immer wieder ging ich in Gedanken alles durch, jede Möglichkeit. Aber nichts davon war besser als das andere. In mir war Traurigkeit, Zorn, Verzweiflung, ich fühlte mich als würde ich keine Luft mehr bekommen. All ihre Sachen waren noch da, hier in unserem Zimmer und erinnerten mich an sie. Plötzlich begann alles zu wackeln. Ich wusste ich löste dieses Erdbeben aus, aber ich konnte es nicht verhindern und es wurde immer stärker.

Ich begann zu weinen, zu schreien und raufte mir die Haare. Plötzlich wurde die Tür des Zimmers aufgerissen, aber das bekam ich kaum mit, zu groß war der Schmerz in mir. Mikel kam zusammen mit Dad herein, welcher mich sofort in seine Arme zog und ich ließ es zu.

"Jace, bitte beruhige dich, auch wenn es schwer ist. Wir sind alle für dich da. Mikel und ich müssen dringend mit dir sprechen." versuchte Dad mich zu beruhigen.

In den Armen meines Vaters fing ich hemmungslos zu weinen an und kam mir vor wie ein kleiner Junge. Ich konnte mich nicht mehr daran erinnern wann ich zuletzt so dermaßen die Kontrolle über meine Kräfte verloren hatte, aber als mir dann auch mein Cousin seine Hand auf die Schulter legte, schaffte ich es das Beben zu beenden.

Dad hatte recht. Ich war nicht allein. Ich wollte meine Familie und meine Freunde für mich da sein lassen, so wie ich für Kyra hatte da sein wollen. "Es tut mir leid." schluchzte ich und versuchte auch wieder aufzuhören zu weinen. Als zukünftiger Anführer sollte ich nicht weinen und mich auch nicht von meinen Schmerz lenken lassen. Ich war zu schwach und wusste nicht wie ich wieder zu meiner alten Stärke finden sollte.

"Hey, dir muss nichts leid tun. Gefühle zu zeigen, zeigt von großer Stärke, mein Sohn. Das habe ich durch dich gelernt." erklärte mein Vater mir. Mikel nickte zustimmend.

"Dein Vater hat recht." stimmte er ihm zu und ich wischte mir etwas meine Tränen weg.

"Mikel und ich wollten mit dir wegen Kyra sprechen. Samara und ich sind uns sicher, dass jemand ihr offenbar absichtlich diese Vision geschickt hat. Wir wissen nur nicht wieso. Aber es war nicht Luan da sind wir uns zu hundert Prozent sicher." erklärte Dad mir, aber das änderte alles!

Ich löste mich von Dad und sah ihn völlig schockiert an. Jemand hatte Kyra die Vision absichtlich geschickt? Bilder wie ihre Eltern starben? Wer könnte sowas tun? "Wie könnt ihr euch so sicher sein dass es nicht Luan war? Immerhin wollte er doch Kyra in seiner Armee, deshalb hatte er sie damals auch entführen lassen. Und wenn er es nicht gewesen war, wer denn dann?" fragte ich bitter.

Aber wenn es stimmte, dann gab es jemanden den ich für all das Chaos verantwortlich machen konnte. Jemanden, den ich hassen und bekämpfen konnte. Wer auch immer es gewesen war, er war schuld dass ich meine große Liebe verloren hatte, und dafür würde er oder sie bezahlen. Und wenn es das Letzte wäre, was ich täte.

"Ana und Cadric haben Logan und Runa erzählt, das es offensichtlich jemanden bei den Kriegern der Finsternis gibt, der eine Rebellion gegen Luan anzettelt, weil er seine Vorgehensweise geändert hat." warf Mikel sofort ein.

"Luan hat schon seit bald einem Jahr keine Krieger mehr entführt." meinte auch Dad. Ich erinnerte mich, was in dem Brief von Luan gestanden hatte. Dort hatte er auch von jemanden gesprochen, der ihn stürzen wollen würde. Aber niemand wusste wer das war. Aber was brachte es ihm, Kyra auf diese Art zu beeinflussen? Mit Kyra würde Luan doch stärker sein.

Ich konnte das alles nicht verstehen. Meine Augen glühten unkontrolliert, während ich mir meinen Kopf zerbrach. "Wenn es wirklich jemand neues ist, der hier einen Krieg anzetteln möchte, müssen wir was unternehmen. Wir müssen alle Mittel einsetzen die uns zur Verfügung stehen." knurrte ich schon fast.

Und irgendwie musste ich es schaffen, Kontakt zu Kyra herzustellen. Ich musste mit ihr reden. Und vielleicht war die Hoffnung noch nicht verloren und ich könnte sie wieder zurück holen. Kyra musste erfahren, dass jemand mit ihr spielte.

Dad nickte. "Das werden wir, mein Sohn. Aber wir werden ruhig und mit Bedacht die Sache angehen. Und du solltest dich erstmal ein wenig ausruhen. Du hast die letzten Tage fast nichts geschlafen.

Wenn du etwas geschlafen hast, bereden wir das nochmal in Ruhe. Du brauchst dabei einen klaren Kopf." erklärte er mir ruhig und Mikel nickte.

"Ja, bitte Jace. Du musst immer vollständig bei Sinnen sein. Ich möchte meine Cousin und Bruder nicht verlieren." fügte Mikel ehrlich hinzu.

Ich seufzte gequält aus und sah meinen Dad und meinen Bruder an. "Ich kann nicht schlafen. Jedesmal wenn ich es versuche, sehe ich wieder Kyra wie sieh geht." gestand ich den beiden. In diesem Moment war etwas in mir zerbrochen und ich musste zugeben dass ich Angst davor hatte, meine Augen zu schließen und diesen Moment wieder zu erleben.

Jetzt war es Mikel, der mich fest in seine Arme zog. "Ich weiß. Aber du musst etwas zur Ruhe kommen, auch wenn es schwer ist. Vielleicht kann Samara dir einen Tee machen. Oder du denkst an die schönen Dinge, die du mit Kyra erlebt hast. Denke daran, dass sie wieder zu dir kommt. Lass die guten Gedanken die bösen vertreiben." versuchte mein Cousin mir Mut zu machen.

Manchmal wünschte ich, ich hätte auch etwas von Mikel's Optimismus. Aber selbst die schönen Erinnerungen machten mich traurig, weil ich nicht wusste ob Kyra jemals wieder zu mir zurück kommen würde. Aber ich versicherte Dad und Mikel dass ich versuchen würde etwas zu schlafen und sie ließen mich erstmal allein.

Ich ließ mich ins Bett zurück fallen und musste über die Theorie nachdenken, dass jemand Kyra absichtlich die Vision geschickt hatte. Doch dann kam mir plötzlich ein schrecklicher Gedanke. Was, wenn die Person die das getan hätte, auch für den Unfall ihrer Adoptiveltern verantwortlich wäre? Und was würde als nächstes passieren?

Light&Dark - Life and DeathWo Geschichten leben. Entdecke jetzt