Das verstoßene Kind

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Schon wieder ein Kapitel aus Julias POV! Julia hält hier gerade den Rekord mit den meisten Kapiteln in Folge aus ihrer Sicht xD Im nächsten Kapitel springen wir aber wieder zu Ju, so viel kann ich schon versprechen. ;) Nun aber erst mal viel Spaß mit Julias Kapitel! <3




















Wie ich es unter dem Auto hervor geschafft hatte, fragt ihr euch? Ich wusste es selber nicht so genau. Bei der erstbesten Gelegenheit, in der ich die wenigsten Masken in meiner Umgebung gesehen hatte, war ich raus gekrabbelt und hatte meinen wahrscheinlich besten Sprint in den letzten zehn Jahren hingelegt. Ich konnte es kaum fassen, dass ich dabei nicht entdeckt worden war. Offenbar hatte ich doch ein wenig die Fähigkeit von meinem Vater, sich unbemerkt fortzubewegen, übernommen.

Erst als ich sicher hinter einem kleinen Busch, direkt neben dem Gebäude, Deckung fand, realisierte ich richtig, wo ich eigentlich war. Der dunkelblaue Transporter, mit dem Ju und ich unfreiwilliger Weise gefahren waren, stand in einem runden Hof aus Kies, in dessen Mitte eine kleine Mohnblüteninsel lag. In einem Halbkreis stand ein großer Gebäudekomplex um diesen Hof – der kleinste Teil des Komplexes war wohl ein Schuppen, der Größte sah aus, wie ein heruntergekommenes Kirchengebäude. Es hatte sogar ein paar kleine Türme, von denen einer auch ein Glockenturm mit einer Uhr war – die Uhr jedoch hatte verbogene Zeiger und stand ganz eindeutig still. Wie die Uhr schien auch der Rest des Anwesens ziemlich marode und alt. Vielleicht war es ein verlassenes Kloster, aber Nonnen lebten hier eindeutig schon lange nicht mehr. Es schien tatsächlich als ein Standort der Masken zu dienen. Gute Wahl, wie ich fand. Sie hatten viel Platz, es lag außerhalb der Stadt, und sie mussten wahrscheinlich auch keine Miete zahlen (was ziemlich unfair war). Offenbar fanden Masken große, schlossartige Gebäude cool – nur sah das hier nicht ganz so fancy aus, wie das Schloss auf der fliegenden Insel.

Ich spähte durch die Zweige zu der Tür des Klosters, in der die Masken mit Ju verschwunden waren. In der Nähe der Tür standen drei Masken; offenbar hielten sie Wache. Irgendwie musste ich mich an ihnen vorbei schleichen.

Ich ließ meinen Blick über den Rest des Klosters schweifen, und starrte hoch zu den Türmen, in denen es auch kleine Fenster gab. Konnte ich vielleicht durch eines der Fenster ins Gebäude gelangen? Gut, durch die ganz oben wahrscheinlich nicht. Nicht ohne meinen Heißluftballon. Aber glücklicherweise hatte das Erdgeschoss ebenfalls Fenster.

Ich warf noch einen vorsichtigen Blick in Richtung der Masken, bevor ich mich vom Hof abwandte und geduckt an der Hauswand entlang durch das Gestrüpp schlich, um auf die Rückseite des Gebäudes zu gelangen. Ich versuchte so wenig Geräusche wie möglich zu machen – das war gar nicht so einfach, während ich mich durch die Pflanzen schlug. Das war hier wie im Urwald... Masken und ihr Gerede von den Mohnblumen, und dann waren sie nicht mal in der Lage ihre Basis hübsch zu machen. Ich wettete, dass die fliegende Insel einfach nur Oscars Privatsitz war. Wahrscheinlich hatte er auch einen Privatjet und einen eigenen Pool, den niemand benutzen durfte, außer ihm.

Während ich mich so umständlich durch das Gestrüpp und die Äste schlug, die mich zurück ins Gesicht schlugen, schaute ich hoch an den Wänden des maroden Klosters, um irgendeinen Eingang zu finden. Kaum achtete ich mal nicht auf den Boden, blieb ich auch schon ruckartig mit einem Fuß hängen und konnte mich gerade noch so fangen, bevor ich gefallen wäre. Erschrocken atmete ich tief durch und hoffte, dass mich keine der Masken gehört hatte. Dann blickte ich nach unten.

Überrascht hielt ich inne. Ich war nicht etwa mit meinem Fuß an einem Zweig hängen geblieben, sondern an einem metallenen Griff – ein Griff von zwei hölzernen Türen, die den Zugang zu einem Keller markierten. Ich wusste das, weil ich so etwas schon mal gesehen hatte. Ich selbst hatte als kleines Kind in einem Keller mit solch einer Luke, durch die man auf einer Treppe herunter klettern konnte, gelebt. Damals, bevor mein Vater mich gefunden und bei sich aufgenommen hatte. Ich wusste nicht mehr viel aus meiner frühen Kindheit – aber an so kleine Details wie einen Kellereingang erinnerte ich mich sehr gut.

Der Mann im Mond kehrt zurück / JCU (Julien Bam)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt