Das Familiengeheimnis

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Dieses Kapitel ist etwas anders geworden als geplant. Ich hab lange damit gehadert, wie ich es am besten schreiben soll, und nun ist es ein wenig chaotisch geworden, würde ich schätzen? Zum Teil ist das Kapitel nicht mal aus der Ich-Perspektive geschrieben (trotzdem alles aus der Sicht vom Mann im Mond). Ich hoffe, das ist nicht allzu verwirrend, und ihr verzeiht mir das xD Ihr könnt mir ja gerne mal in den Kommentaren berichten, wie es euch gefallen hat! <3




















„Julien", rief ich gedehnt, als dieser über den Boden von mir wegrobbte und sich stolpernder Weise aufrappelte. Mit einem Augenrollen sah ich ihm dabei zu, wie er sich mit den Händen an der Wand entlang tastete, auf wackligen Beinen, nur weg, wieder in Richtung des Kinderschlafzimmers. Ich folgte ihm mit langsamen Schritten und einem leichten Schmunzeln auf den Lippen, weil mich sein aussichtsloser Versuch zu entkommen irgendwie amüsierte.

„Bleib weg von mir", keuchte er mit bebender Stimme, während seine Hände Blutspuren auf den Steinen der Wand hinterließen. Mit dem Ellenbogen stieß er die hölzerne Tür zum Schlafzimmer auf und stürzte ins Innere des Zimmers, kaum in der Lage, sich lange auf den Beinen zu halten.

Seelenruhig schob ich die Tür mit einer Hand ganz auf, und beobachtete ihn dabei, wie er am hinteren Rand des Bettes zu Boden sackte, während sich seine Hand noch verzweifelt ans Holz des Bettes klammerte.

„Das hat doch keinen Sinn", sagte ich mit ruhiger Stimme und sah mit schräg gelegtem Kopf auf ihm herab. „Wie lange müssen wir uns noch in dieser Zeit aufhalten, bis du endlich – "

Ich stockte, und mein Atem ebenso. Mein Blick war durch das Zimmer gestreift und dabei an etwas Auffälligem hängen geblieben. Etwas, was ich aus meiner Kindheit kannte.

Zitternd streckte ich meine Hand nach einem der fünf Kopfkissen aus, unter der die Spitze eines Buches hervor lugte. Ein Buch, das ich nur allzu gut kannte.

Ich zog das Buch hervor. Bewegungslos hielt ich es in meinen Händen und starrte darauf herab. Eine erneute Welle der Melancholie überrollte mich, als ich dieses braune Papier betrachtete, und die ordentliche Kinderschrift im Inneren, die meine eigene war.

Erinnerungen durchströmten mich wie eine Flut aus Wasser. Sie kamen über mich, ausgelöst nur durch dieses kleine, unscheinbare Buch eines kleinen Jungen, das ich hier in meinen bebenden Händen hielt ...







„Mutter, warum bist du ganz alleine?"

„Alleine? Ich bin nicht alleine. Ich habe doch dich. Und deine Brüder."

„Aber warum hast du keinen Mann?"

„Meine Liebe seid ihr. Und die Natur. Ich brauche nicht mehr."

„Die anderen Kinder in der Stadt haben alle einen Vater. Warum haben wir keinen Vater?"

„Ihr habt einen Vater. Wir wissen nur nicht, wo er ist."

„Vielleicht macht er ja gerade eine große Weltreise."

Die Mutter und das Kind schwiegen eine Weile, dann trat der Junge an das Fenster und sah raus in den Nachthimmel. „Wenn ich groß bin, will ich die Sterne bereisen. Und auf dem Mond bau ich mir ein Haus."

Die Mutter lächelte. „Das wirst du bestimmt."

Der Junge drehte sich zu der Mutter um. „Glaubst du, es gibt Magie?"

„Natürlich. Wo auch immer die Menschen zu träumen wagen, gibt es auch Magie. Darum ist die Fantasie auch so wertvoll."

„Ist Fantasie ein Schatz?"

Der Mann im Mond kehrt zurück / JCU (Julien Bam)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt