Die Schuld der Zahnfee

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Kleiner Schlenker zurück in die Gegenwart, dieses Mal aus der Sicht der Zahnfee. Viel Spaß! <3



















Fassungslos starrte ich auf die Stelle, an der Julien in einem gleißend hellen Licht verschwunden war – und mit ihm das Zeitglas. Beide waren wie vom Erdboden verschluckt, innerhalb eines Wimpernschlages. Ich hatte nicht mal Zeit gehabt darüber nachzudenken, ihn aufzuhalten. Zurück blieb nichts als eine kleine, aufgewirbelte Staubwolke.

Wie aus dem Nichts schoss mir ein heißer Schmerz durch den Kopf. Keuchend kniff ich die Augen zusammen; meine Hand schnellte zu meiner Stirn, während ich rückwärts stolperte und mich mit der anderen Hand am Tisch festkrallte. Vor meinen Augen war alles seltsam verschwommen, wie ein Dunst, der meine Umgebung verschleierte. Mein Kopf dröhnte und pochte. Es war, als wenn ich mich angestrengt an etwas zu erinnern versuchte, aber irgendetwas in mir blockierte, was so dringend an die Oberfläche gelangen wollte.

„Papa, alles in Ordnung?" Julias Stimme drang schwach zu mir durch, während ich schwer atmend auf der Stelle stand und meine Sinne zu orten versuchte. Nach und nach wurde das Bild vor meinen Augen wieder schärfer. Dennoch – der Nebel schien nicht ganz zu verschwinden. Die Blockade blieb bestehen.

„Ja", keuchte ich und richtete mich leicht zitternd wieder auf. Julia hatte meinen Arm ergriffen und sah mich besorgt an. „Es geht schon.", versuchte ich sie zu beruhigen.

„Ganz ehrlich?", fragte sie nach. „Du bist noch blasser als sonst."

„Alles gut", erwiderte ich tiefdurchatmend. „Nur ein kurzer Schmerz." Vermutlich ausgelöst durch Juliens Zeitreise. Was hatte er bloß angestellt?

Mein Blick huschte hinüber zu dem verzauberten Schädel, der wie immer in einem kalten Licht leuchtete. Meine Stirn legte sich in Falten. Hinter meiner Schädeldecke bahnten sich pochende Kopfschmerzen an. Meine Hände verkrampften sich zu Fäusten.

„Dieser Bastard", fauchte ich hinter zusammen gepressten Zähnen. „Er wird uns alle vernichten."

„Er hat es nicht vorsätzlich getan, das weiß ich", entgegnete Julia, die es wie immer schaffte, in jedem das Gute zu sehen. „Er vermisst seinen besten Freund!"

„Er hat kein Verantwortungsbewusstsein und keine Moral", zischte ich. Zorn brodelte ihn mir hoch. „Sein Egoismus wird unser aller Untergang sein."

„Unser Untergang?", meldete sich Käpt'n Jerky alarmiert zu Wort, der bis jetzt mit offenem Mund auf die Stelle gestarrt hatte, an der Julien verschwunden war. „Davon wollen wir nicht Teil sein!"

„Käpt'n, wir sollten einfach auf unserer Schiff zurückkehren, wahboou!", schlug sein Crewmitglied beunruhigt vor.

„Das wird euch nichts nützen.", entgegnete ich mit düsterer Miene. „Wenn Julien das Gefüge der Zeit auflöst, wird das ganze Universum vernichtet werden."

„Also wer genau ist jetzt eure größte Bedrohung? Der Mann im Mond oder dieser Julien?", rief Jerky missbilligend aus und verschränkte die Arme vor der Brust.

Ich gab ein spöttisches Schnauben von mir. „Da bin ich mir nicht mehr so sicher."

„Julien ist keine Bedrohung", widersprach Julia empört. „Er wollte nie Teil von diesem Kampf sein! Den Kompass hat er gegen seinen Willen auf dem Rücken und trotzdem hat er versucht die Masken aufzuhalten und dein Zepter zurück zu holen!"

„Und stattdessen hat er alles nur noch schlimmer gemacht", erwiderte ich wütend. „Er hätte das Paket niemals annehmen dürfen."

Mit einem tiefen Seufzen stützte ich mich mit beiden Händen auf der Tischkante ab und starrte runter auf das massive Holz. Ich konnte Julien nicht aufhalten, weil ich nicht durch die Zeit reisen konnte. Egal, was er nun im Strudel der Zeit anrichtete, ich war nicht in der Lage einzugreifen. Mein einziger Hoffnungsschimmer war, dass wir immer noch existierten, obwohl die Gesetze der Natur gebrochen worden waren. Vielleicht kehrte er auch von allein wieder zurück... aber das war ein naiver Gedanke. Er hatte ja noch nicht einmal eine Ahnung, wie man Zeitreisen kontrollierte. Keiner von uns hatte das.

Der Mann im Mond kehrt zurück / JCU (Julien Bam)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt