Der große Sturm (Teil 2)

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Dies ist Teil 2 von „Der große Sturm". Lest auf jeden Fall vorher Teil 1, damit ihr den Zusammenhang versteht.
Über Feedback würde ich mich freuen. :)
















1703, Nordpol, eine Woche später.




Es überraschte mich, wie schnell Santa ein erneutes Treffen einberief. Das letzte war gerade mal ein paar Tage her. Vermutlich hatte es damit zu tun, dass der Mann im Mond das letzte Mal ziemlich zornig davon gestürmt war. Eine halbherzige Entschuldigung würde wohl nicht so richtig helfen, um die Wogen zu glätten. Aber ehrlich gesagt wusste ich auch gar nicht, wer sich überhaupt entschuldigen müsste. Bestimmt wieder ich.

Als ich am Nordpol eintraf, saßen meine drei Brüder bereits im Versammlungszimmer am Tisch und redeten aufgeregt miteinander. Sie nahmen keinerlei Notiz von mir, als ich eintrat und auf sie zu ging. Erst als ich einen der Stühle extra langsam und mit einem lauten Quietschen zurück schob, um mich zu setzten, blickten sie zu mir auf.

„Für einen schnellen Hasen bist du aber ziemlich spät dran", provozierte Sandmann mich mit einem breiten Grinsen, woraufhin ich mich zu ihm rüber beugte, und ihm wütend gegen die Schulter stieß. Er lachte bloß.

„Setz dich, wir haben viel zu besprechen", sagte Santa ungeduldig, der Sandmanns Worte ignorierte.

„Sollten wir nicht noch auf den Mann im Mond warten?", fragte ich leicht gereizt, während ich mich auf den Stuhl plumpsen ließ.

„Manchmal bist du echt keine helle Kerze", antwortete Sandmann spöttisch. Zornig funkelte ich ihn an und wollte schon zurück stänkern, da fiel mir Zahnfee ins Wort:

„Der Mann im Mond wird nicht kommen", erklärte er mir, „Er ist der Grund unseres Treffens."

Meine Ahnung bestätigt zu bekommen, ließ mich meinen Zorn auf den Sandmann rasch vergessen. Jetzt war ich eher neugierig. Es kam nicht oft vor, dass meine Brüder und ich uns so schnell wieder versammelten. Und wenn es so schnell passierte, bedeutete das wohl, dass der Mond bereits irgendwas angestellt hatte. Das war vermutlich nicht so optimal.

„Was ist denn passiert?"

„Über der Nordsee ist ein Sturm angewachsen, der sich auf die Küste zu bewegt. Es wird der schwerste Sturm sein, den Europa je erlebt hat.", erzählte die Zahnfee ernst.

Mein Kiefer klappte auf und ich warf einen ungläubigen Blick in die Runde.

„Moon's Werk?", fragte ich verblüfft nach.

„Ziemlich wahrscheinlich.", brummte Santa. „Offenbar ist ihm der Geduldsfaden gerissen. Einen Sturm dieses Ausmaßes habe ich noch nie erlebt. Bereits jetzt sind schon hunderte Menschen auf See gestorben. Es werden weitere folgen."

Ich konnte nicht glauben, was ich da hörte. Klar, die Absichten des Mondes waren schon immer radikal gewesen ... aber irgendwie war ich nie davon ausgegangen, dass er wirklich zu so grausamen Mitteln greifen würde.

„Wir müssen was unternehmen!", rief ich aus.

„Wir müssen vor allem mit ihm reden.", ergänzte Zahnfee und Sandmann nickte. Santa lehnte sich mit nachdenklicher Miene in seinen Stuhl zurück.

„Ich glaube nicht, dass reden allein etwas bringen wird.", gab Santa nach einigen Momenten der Stille schließlich zu.

„Wir sind Moon's Freunde", erwiderte ich leicht empört, „Seine einzigen Freunde. Auf uns wird er ja wohl hören!"

„So wie letztes Mal, meinst du?", entgegnete Sandmann mit erhobener Augenbraue. „Vielleicht bemalst du ihm einfach ein paar Eier, dann ist er bestimmt wieder ganz zahm."

Der Mann im Mond kehrt zurück / JCU (Julien Bam)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt