Die Mission des Sandmanns (Teil 3)

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Und hier gibt's nun endlich den dritten und letzten Teil von „Die Mission des Sandmanns". Mir ist völlig bewusst, dass das hier längst keine OneShots mehr sind. Meine anfängliche Idee, nur einen kleinen OneShot über den Mann im Mond zu schreiben, ist irgendwie ein bisschen ausgeartet. :D Aber es macht so viel Spaß!

Ich freue mich über euer Feedback!





Langsam näherte ich mich dem schwarzhaarigen Mann auf dem Sofa, der selbst beim Klang meiner Schritte nicht aufschaute.

„Brennt's noch?", ertönte dumpf seine Stimme.

Ich antwortete nicht sofort, sondern setzte mich auf einen Sessel ihm gegenüber. Für einen Moment schweifte mein Blick zur Decke und zu den Wänden, die immer noch in Flammen standen. Ich erkannte die Zustände von Träumenden problemlos. Viele Träume fühlten sich so echt und real an, dass der Träumende sie nicht mehr von der Wirklichkeit unterscheiden konnte. Genau das war bei Julien gerade der Fall.

„Wenn du aufwachst, ist auch das Feuer verschwunden."

Julien regte sich und zum ersten Mal sah ich sein Gesicht hinter seinen Armen hervor lugen. „Aufwachen?", wiederholte er, deutlich verwirrt. Über meine Anwesenheit schien er sich nicht zu wundern. Warum auch – im Traum konnte schließlich alles passieren. Und egal wie verrückt das Geschehen auch war – im Gehirn des Träumenden wirkte einfach alles logisch.

„Du träumst", erklärte ich ihm mit einem Schulterzucken.

Julien löste sich aus der kauernden Position und setzte sich aufrecht aufs Sofa, den stirnrunzelnden Blick mir zu gewandt. Manchmal brachte die stumpfe Wahrheit die schnellsten Erfolge.

„Wer bist du?" Nun wirkte er mehr verwirrt und verunsichert, als ängstlich.

Ich musste schmunzeln, was er nicht sehen konnte, da noch immer mein Halstuch meine Nase und meinen Mund verdeckte. Es war zu riskant meine Ausrüstung abzulegen. Sonst saß ich gleich ähnlich verstört wie Julien auf der Couch und glaubte, dass alles real wäre, was hier passierte.

„Ich bin der Sandmann, natürlich", antwortete ich mit einem leichten Kopfnicken. „Ich bin hier, um dir zu helfen. Weißt du, wie lange du schon von diesen apokalyptischen Bildern träumst?"

„Keine Ahnung, ein paar Wochen vielleicht?" Julien rieb sich den Kopf, wie als wollte er eine Migräne vertreiben. „Und ich träume wirklich?"

„Wie wahrscheinlich ist es, dass so was hier" – ich machte eine ausladende Geste mit meinen Armen – „wirklich einmal in deinem Leben passiert?"

„Das liegt so ziemlich bei null", antwortete Julien resigniert, als er das Höllenfeuer draußen im Garten betrachtete. „Warte... die Null... sie hat mich vor dem hier gewarnt... das Haus auch..." Erneut fuhr er sich mit der Hand durch die Haare.

Interessiert legte ich den Kopf schräg. Juliens Geist verband sich langsam wieder mit seiner Realität. Umso leichter würde das Aufwachen sein. Das Bedenkliche war nur, dass seine Realität ähnlich absurd wie ein Traum war.

Santa hatte nicht gelogen, als er von der Null und dem Haus erzählt hatte. Ganz so sicher war ich mir bei dem weißbärtigen Spinner nie so richtig. Schließlich hatte er auch schon mehrfach Fake News über mich verbreitet. Gut, ich hatte dasselbe bei ihm getan, aber er war derjenige, der damals damit angefangen hatte! Glaubte ich zumindest.

„Deine Null hat dich gewarnt?", hakte ich nach.

Julien nickte. „Sie hängt an meiner Zimmertür und kann lebendig werden. Angeblich will sie auf mich aufpassen. Allerdings macht sie ihren Job nicht sonderlich gut."

Der Mann im Mond kehrt zurück / JCU (Julien Bam)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt