Das Geheimnis des Pergaments

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Das hier ist ein besonderes Kapitel! Ich habe das erste Mal aus Julias Sicht geschrieben. Ich hoffe, es gefällt euch! :)















So konzentriert, wie es mir möglich war, war ich über Papas altes Zauberbuch gebeugt und versuchte mir einen Reim aus den antiken Schriftzeichen und magischen Runen zu machen. Immer wieder huschten meine Augen zwischen dem Pergament und den Seiten des Buches hin und her. Vielleicht würde ich nicht so lange mit der Übersetzung der Runen auf dem Pergament brauchen, wenn die drei Gestalten aus dem All nicht lautstark miteinander diskutieren würden.

Als Jerky rief: „Hey, du schummelst!", unterbrach ich meine Arbeit und hob neugierig den Kopf.

Die drei hockten im Schneidersitz auf dem Boden und spielten irgendein Kartenspiel miteinander, das ich nicht kannte. Offenbar schien Wahboous Zug nicht allzu legal gewesen zu sein.

„Stimmt gar nicht!", erwiderte Wahboou mit erhobenem Kinn. „Du bist einfach nur ein schlechter Verlierer!"

„Eure Diskussion ist völlig unnötig", mischte sich Rose in das Streitgespräch ein, „Denn jetzt werdet ihr beide abgezogen!"

Sie schlug ihre Karten in die Mitte und jubelte triumphierend auf.

Jerky und Wahboou starrten sie einen Moment fassungslos an, dann ließ Wahboou traurig die Schultern hängen und Jerky schleuderte zornig seine Karten durch den Raum, wie der schlechte Verlierer, der er nun einmal war.

Ich schmunzelte. Auch wenn ich die drei nicht gut kannte, ich war froh, dass sie da waren. Sie lenkten mich von meiner Wut und anderen negativen Gefühlen ab. Auch von meiner Sorge um Ju.

Mein Blick schwang in Richtung des Schlafzimmers, in dem sich die Wächter im Traum trafen. Die grüne Null schwebte vor der Tür und hielt Wache.

Das Treffen war der Grund, warum ich so nervös war und ich mich kaum auf die Übersetzung konzentrieren konnte. Es war das zweite Mal, dass Santa und mein Vater sich mit dem Sandmann im Traum treffen mussten. Eigentlich hätte der Sandmann längst mit Ju zurückkehren müssen. Und das bedeutete, es war irgendetwas schief gegangen.

Ich seufzte und beugte mich wieder über das alte Zauberbuch.

Es wurmte mich, dass ich nicht mit auf die Suche nach Ju gehen konnte. Nach dem Streit mit meinem Vater glaubte ich nicht mehr daran, dass irgendeiner der Wächter ihn davon überzeugen konnte, zurück zu kehren. Ich fürchtete, dass sie ihn zu sehr als Feind betrachteten. Was, wenn er dadurch wirklich zum Feind wurde?

Ich wollte nicht darüber nachdenken. Ju hatte ein gutes Herz; er würde schlussendlich das Richtige tun, ganz sicher. Und ich konnte seinen Schmerz sehr gut verstehen. Ich wusste, wie es war, keine Freunde zu haben. Und keine Zukunft.

Mit einem Seufzen legte ich den Stift beiseite und stand ruckartig auf. Schon das dritte Mal in Folge lief ich hinüber zur Schlafzimmertür und lugte hinein. Doch alles war wie immer. Mein Vater lag in seinem Bett, Sandmann auf der Couch und Santa war auf einem Stuhl eingenickt. Erneut seufzte ich und warf einen Blick hoch zur Null.

„Irgendein Zeichen von Ju?", fragte ich hoffnungsvoll.

„Negativ.", antwortete die Null.

Enttäuscht kehrte ich an den Arbeitstisch zurück und ließ mich auf den Stuhl fallen.

Konzentration, Julia. Du hast eine Aufgabe. Dieses Pergament könnte uns vielleicht dabei helfen den Mann im Mond zu besiegen.

Während die Ehrenmänner wieder über Spielregeln diskutierten, versank ich in meiner Arbeit.

Der Mann im Mond kehrt zurück / JCU (Julien Bam)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt