Die Mission des Sandmanns (Teil 2)

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Hier kommt nun Teil 2 von „Die Mission des Sandmanns". Kleine Anmerkung vorweg: Der Teil ist so lang geworden, dass ich ihn noch mal wieder in zwei Teile aufgeteilt habe. Es wird also auch noch einen Teil 3 geben, den ich irgendwann die nächsten Tage veröffentliche.

In diesem Teil wird es etwas komplizierter und düsterer, und ich bin mir etwas unsicher, ob euch das gefällt. Schreibt mir gerne euer Feedback in die Kommentare.

Viel Spaß! :)






„So, es müsste funktionieren."

Die Sandfrau reichte mir unser fertiges Elixier, mit dem ich die Grenzen des Traumreiches überqueren würde. Die sorgfältig angerührte Tinktur leuchtete in einem hellen, unnatürlichen Blau. Es war lange her, dass wir das letzte Mal diese Formel angefertigt hatten. Ich erlaubte mir gerne Schabernack, aber in den Träumen anderer Leute herum zu kramen gehörte normalerweise nicht dazu. Hinzu kam, dass das Eindringen in ein fremdes Bewusstsein auch nicht ganz ungefährlich war.

Vorsichtig ergriff ich die kleine Phiole mit dem Elixier, und warf meiner Frau einen kurzen Blick zu. Sie erwiderte diesen mit äußert ernster Miene.

Die Sandfrau war keine emotionale Person, und das mochte ich so an ihr. Wir waren beide von sturem Charakter, doch im Gegensatz zu mir behielt sie in allen Situationen einen klaren Kopf und ein rationales Gemüt.

„Hast du alles dabei?", fragte sie nachdrücklich, ihre ernsten Augen sprachen Bände.

„Ja", bestätigte ich ihr und umfasste den Riemen meiner braunen Umhängetasche, in dem ich alle möglichen Tränke und Zauberformeln verstaut hatte, für den Fall, dass mein Ausflug ungeahnte Probleme mit sich bringen sollte.

Sie nickte kurz und hob die Hände, um meine Kapuze zu richten. Als ihre Augen wieder die meinen trafen, wanderte ihre linke Hand ganz automatisch zu meiner Wange und verharrte dort für eine Weile.

„Versprich mir, dass du vorsichtig bist", befahl sie mit strenger Stimme, die keinen Widerspruch duldete.

Ich lächelte schief und hauchte einen schnellen Kuss in ihre Handfläche, der ihr wohl als Versprechen genügte. Sie ließ die Hand sinken und begleitete mich hinüber zu meinem Sessel, auf den ich mich vorsichtshalber schon einmal setzte. Wieder einmal war ich froh, dass sie an meiner Seite war und selbst an solche Kleinigkeiten dachte. Mir fiel so etwas oft erst ein, wenn es zu spät war. Vermutlich hätte ich mir eine Gehirnerschütterung zu gezogen, wenn mein Geist sich nach dem Einnehmen des Trankes von meinem Körper gelöst hätte und dieser – logischerweise – in sich zusammen geklappt wäre.

Tief durchatmend hob ich die Phiole an meine Lippen.

„Ich hätte nie gedacht, dass ich mir mal selbst süße Träume wünschen würde", murmelte ich leise vor mich hin. Anschließend kippte ich mir den Inhalt der Phiole in einem Zug herunter. Das Elixier wirkte sofort. Jede Form von Gefühl verschwand augenblicklich aus meinem Körper, ehe ich überhaupt die Gelegenheit hatte, den Geschmack der Flüssigkeit zu definieren. Es war, wie als wenn jemand eine Flamme auspustete – sofortige Dunkelheit.





Mein Bewusstsein brauchte etwas, um sich an die neue Umgebung zu gewöhnen. Das Erste, was ich wahrnahm, war das tosende Geräusch von starkem Wind. Ein Sturm fegte durch mich hindurch. Und etwas anderes war da auch – war es das knisternde Geräusch von Feuer?

Ich schlug die Augen auf. Es war einer dieser Momente, in denen ich froh war, meine Brille zu haben. Santa war jemand, der sich gern über meine Brille lustig machte – aber er verstand nicht, dass diese einen Nutzen hatte. Wer viel mit dem Sand der Träume zu tun hatte, wusste sich angemessen auszurüsten. Und nun war ich umso dankbarer für diese Ausrüstung.

Der Mann im Mond kehrt zurück / JCU (Julien Bam)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt