Kapitel 11 - Harry Potter für Arme

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Wow, das vorhin hätte ich mir jetzt ja wirklich sparen können.

Hätte Ann nicht akribisch darauf bestanden, mich zu einem Arzt zu schleifen, wäre ich einfach pünktlich an meinem Platz gesessen und hätte nicht zu spät kommen müssen.

Ich hasste sowas, denn wenn man dann schließlich mitten in der Stunde in den Raum kam, sahen alle einen wie so Pinguine an.
Also sie sahen dabei aus wie Pinguine, nicht ich.

Stimmt, Pinguine sind süß , du nicht.

Danke. Genau das hab ich jetzt gebraucht, nach diesem eh schon tollen Morgen.
Ich konnte ein kurzes Frösteln nicht unterdrücken, als ich daran dachte, wie wütend Jason mich angesehen hatte, als ich zu meinem Platz gelaufen war.
Man sollte denken, man wäre dankbar oder mindestens halbwegs freundlich zu einer Person, die die kleine Schwester davor bewahrt hatte, vergewaltigt zu werden.
Aber nein. In seinem Blick hatte rein gar nichts freundliches gelegen, geschweige denn von Dankbarkeit.

Es war einfach nur der pure Hass.

Ich schwöre, wenn Blicke töten könnten wäre ich in diesem Moment aber sowas von 1000 Prozent tot gewesen. Hätte den Löffel abgegeben,  das Zeitliche gesegnet,  die Radieschen von unten betrachtet..  Ihr versteht schon. 

Ich hatte zwar nicht erwartet, dass ich und Jason jetzt auf einmal die besten Freunde sein würden (was ich by the way auch gar nicht wollte, um Himmels Willen, Nein!), aber das...

Ein Räuspern schreckte mich aus meinen Gedanken auf.
Verwirrt sah ich auf, direkt in das Gesicht der griesgrämigen Cafeteria-Frau, die das Essen ausgab.
"Oh, Sorry. Ich nehm einmal das Belegte mit Käse." stammelte ich und schob ihr ein bisschen Geld hin.

"Das ist zu wenig." Entgegnete sie unfreundlich.
Meine Fresse, wenn sie uns Schüler so hasst, warum arbeitet sie dann hier überhaupt? Um uns jeden Morgen, an dem wir noch ansatzweise gut drauf waren, den gesamten restlichen Tag zu vermiesen?

Aber das sagte ich nicht, weil ich echt keinen Bock auf noch mehr Probleme hatte. Stattdessen murmelte ich "Äh ja, natürlich, warten sie" und begann in meiner Jeans herumzuwühlen.
Da war nichts mehr. Scheiße. Ich hatte kein Geld mehr dabei. Shiiiit.
Gerade als ich ihr sagen wollte, dass ich dann doch etwas anderes nehmen würde, was zu einer in Zukunft sicherlich noch unfreundlicherer Behandlung geführt hätte (sofern das möglich war), schob sich eine Hand mit einem silbernen Metallring am Daumen an mir vorbei und eine dunkle Stimme sagte "Ich mach das, das stimmt so."
Erstaunt sah ich die Person an, der die Stimme und die Hand gehörten, und sah in ein Paar freundlich glitzernder Augen.

"Was..." Setzte ich an, wurde jedoch von der griesgrämigen Lady unterbrochen.

"So, hier haben sie ihr Brötchen." Völlig überrumpelt ließ ich mir das Brötchen in die Hand drücken. "Und jetzt gehen sie woanders hin und reden sie dort weiter, ich habe noch andere Leute zu bedienen."

Wow. Ich Verstand wirklich nicht, weshalb der Umsatz der Cafeteria in letzter Zeit gesunken ist...
Wo hier doch alle so nett sind.

"Komm, Down." Sagte Brandon leise, packte mich am Arm und zog mich vom Tresen weg.
Für einen Moment zuckte ich zusammen, weil er ausgerechnet auf die Stelle hatte drücken müssen, wo es nach meinem kleinen malheur in der Gasse besonders weh getan hatte.
Aber das musste er ja nicht wissen.

Genau genommen sollte das niemand wissen.

Denn egal was am Freitag auch passiert war, dass war eben am Freitag.
Es war Vergangenheit.

Außerdem wollte ich nicht, dass jemand davon erfuhr. Dass hätte nur für mehr Aufmerksamkeit gesorgt, und die konnte ich jetzt echt nicht brauchen.

Gerechter DiebWo Geschichten leben. Entdecke jetzt