Kapitel 64 - "Hilfst du mir?"

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Manchmal tut man komische Dinge. Dinge, die scheinbar keinen Sinn geben.
Aber für einen selbst ergeben sie einen.

Manchmal ist es egal, was der Rest der Menschen über dich sagt.

Manchmal gibt man Dinge auf, die einen sehr wichtig waren, nur um jemand anderen zu schützen.

Manchmal ist, wenn man liebt.

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Ich stand gerade mit dem Auto auf dem Parkplatz von Clanns Breakfast, als mein Handy zu vibrieren begann. Noch während meine Hand auf dem Zündschlüssel ruhte und ihn herauszog, sah ich zum Beifahrersitz, wo mein Mobiltelefon entschlossen hatte, erst einmal fett Party zu machen.

Ich dagegen war nicht in Party Stimmung. Eher das gegenteil. Ich wollte einfach gar nichts mehr.
Ich war nicht glücklich. Ich war nicht traurig.
Als ich vor Emma geflüchtet war, vor ihrem hämischen Grinsen, da hatte ich gedacht ich müsste weinen. Aber schon als ich um die Ecke gebogen war, waren alle Anflüge von Tränen wieder verschwunden. Ich hatte einfach nichts mehr gefühlt.

Keine Ahnung warum nicht. Wahrscheinlich war es alles zu viel geworden, besonders nach Jasons Kommentar..

Sie soll gehen und nie wieder kommen ...

...

Komischerweise hatten mich die Worte nicht verletzt. Sie.. keine ahnung, sie waren einfach da gewesen, hatten mich aber nicht berührt.
Oder vielleicht hatten sie es doch, aber ich hatte es einfach nur nicht bemerkt, weil mein Körper das einfach nicht zugelassen hatte. So, wie in Gefahrensituationen Adrenalin ausgeschüttet wurde, um die Schmerzen zu vergessen und sich wehren zu können, so hatte bei mir in meinem Kopf einfach jemand die Gefühle ausgeschalten damit es nicht zu viel wurde. Damit ich wegkommen konnte, weg von diesem scheußlichem Platz.

Es tat mir so leid...

Ich war mir nicht sicher, ob ich mich vorhin dazu entschlossen hatte, wieder kalt zu werden. Ob es irgendeine aktive Aktion gewesen war, oder einfach eine Art Schutzreflex.
Aber ich wusste, dass das alles aus dem Ruder lief. Dass alles um mich herum in die Brüche ging.

Genau wie damals, als ich aus der Psychiatrie entlassen worden war in die man mich verfrachtet hatte weil sie nach dem Tod meiner halben Familie gedacht hätten, ich würde mich umbringen wollen.
Ich hätte doch einfach nur jemanden gebraucht, der mir zur Seite stand.
Nicht irgendwelche bekloppten Medikamente die ich eh nie genommen hatte. Ich hätte einfach nur jemanden gebraucht, der mich verstand.
Mich akzeptierte wie ich war.

Jetzt hatte ich Menschen gefunden. Zumindest zwei, Brandon und Celia. Und jetzt verlor ich wieder alle. Und es tat weh. Ja, es tat verdammt weh.

Ich hätte einfach kalt bleiben sollen. Diese Scheiß Pillen schlucken und einfach nichts fühlen. Dann wäre mir der ganze Mist erspart geblieben.

Das erneute Vibrieren meines Handys brachte mich kurzzeitig aus meinen deprimierenden Gedanken. Ich starrte mir leeren Augen auf das Display, mit Augen die nicht mehr weinen konnten.

Celia.

Sie war meine Freundin. Eigentlich. Wahrscheinlich sollte ich nach der Aktion vorhin gegenüber ihres Bruders aber eher 'sie war meine Freundin gewesen' sagen.

Für ein paar Sekunden starrte ich nur auf das Handy, ohne eine Regung. Dann schnappte ich es, und wiegte es in meiner Hand hin und her,während ich überlegte.

Gerechter DiebWo Geschichten leben. Entdecke jetzt