Kapitel 65 - Verstehen

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"Hilfst du mir?"

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Erwartungsvoll sah ich sie an während ich ihre Reaktion erwartete.

Wenn sie denn überhaupt noch in der Lage war, eine Reaktion zu zeigen.

Ja, ich wusste, dass das gerade ein ganz schöner Brocken zu schlucken gewesen war.

Ich meine, man hörte nicht alle Tage von seiner Bekannten, dass man zwei Monate lang die gesamte Stadt belogen hatte und sich um paar illegal eingewanderte Kinder kümmerte und sich , damit dieselben nicht geschnappt wurden, selbst an die Polizei ausliefern wollte und zwar für etwas, was sie gar nicht getan hatte. Aber auch wenn es für sie schwer nachzuvollziehen war.. ich hatte es versuchen müssen.

Der Ertrinkende klammert sich schließlich an jeden Strohhalm.

Vielleicht hättest du einfach einen anderen Strohhalm suchen sollen. Einen der nicht ganz so bescheuert war.

Hatte ich schon erwähnt, dass der logische Teil in mir mir widersprach? Nein? Dann wisst ihr es ja jetzt. Er hielt das Ganze für schwachsinnig, und ehrlich gesagt musste ich da auch voll und ganz zustimmen. Es WAR schwachsinnig, aber.. hey, so war ich nun mal.

Wenn man nicht schwachsinnig und verrückt ist, macht das Leben doch keinen Spaß.

Außerdem hatten wir nicht die Zeit für irgendeinen wohlüberlegten, endlos lange ausgetüftelten Plan. Also..

"Bitte?"

Noch immer bewegte sie sich nicht und starrte mir nur entgegen. Langsam begann ich mir sogar, mir ernsthaft sorgen um ihre Gesundheit zu machen und überlegte, ob ich wohl um sie herum Kissen auf den Boden legen sollte falls sie einfach so umkippte. Ich meine, schließlich musste man ja mit allem rechnen.

Wieder verging eine Kleine Ewigkeit und ich wollte gerade zu ihr laufen, um sie per Schütteln wieder in die Welt der Lebenden zurück zu holen, als sie endlich wieder reagierte.

Allerdings nicht so wie ich es gedacht hatte.

Ich hatte damit gerechnet, dass sie mich anmotzen würde wie bescheuert ich sei.
Dass ich das doch nicht machen könnte.
Dass sie mir gar nicht erst glauben würde.
Oder dass sie von der Situation überfordert wäre und es nicht ganz kapiert hätte.

Ich hatte mit allem gerechnet, ich meine, verdammt, ich hatte sogar überlegt ob ich den Boden mit einer zusätzlichen Schutzschicht aus Kissen ausstatten sollte!

Aber mit ihrer wirklichen Reaktion.. darauf wäre ich nie gekommen. Nie.

Zu meiner Verteidigung musste ich aber an dieser Stelle noch erwähnen:
So sollte ein normaler Mensch auch nicht reagieren.

Wenn sich jemand mit dir freiwillig abgibt, dann kann die Person auch nicht mehr alle Klopapierrollen im Toilettenschrank haben. Just sayin' ...

Plötzlich stieß sich Celia mit einem Ruck vom Schreibtisch ab, stellte sich gerade hin und stemmte die Hände in die Hüften.

"Du hast mich angelogen."

Automatisch positionierte ich mich unter ihrem strengen Blick auch wieder aufrecht. Celia Avery, zum Verkauf, von Null auf hundert in weniger als 0,7 Sekunden.
Wäre bestimmt ein Verkaufsschlager.
"Ja, ich weiß ich hätte dir eher davon erzählen sollen aber.." Ich war gerade dabei, mich bei ihr zu entschuldigen dass ich sie so außen vor gelassen hatte, als ich schon von ihr unterbrochen wurde, und zwar mit einem Grinsen mit den Ausmaßen des Nils auf ihrem Gesicht.

Gerechter DiebWo Geschichten leben. Entdecke jetzt