Kapitel 46 - Dringeling

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Ich stellte den Motor ab und griff nach rechts, wo meine Taschen lagen. Mit ihnen verließ ich den Wagen, den ich unauffällig in der Gasse geparkt hatte, und steuerte die Hütte an.
Voll misstrauen beobachtete ich das Gebäude.
Es war hier längst nicht mehr sicher. Der Winter, Roccy, die Polizei...
Wenn es nach mir ginge wären wir jetzt schon in der nächsten Stadt.
Allerdings hatte ich tiff und Lea versprechen müssen, dass wir bis morgen warten würden um diese Flori, oder wie sie auch hieß, noch einmal zu treffen.
Ehrlich gesagt wusste ich noch immer nicht, was ich von der ganzen Sache halten sollte.

Vorausschauend hatte ich auf jeden Fall schon mal in fluchtrichtung geparkt, und glaubt mir, das war mir echt schwer gefallen.

Einerseits hoffte ich wirklich für die kleinen, dass diese Frau es gut meinte. Dass es noch anständige Menschen gab.
Aber andererseits kannte ich die Welt.
Ich kannte die Menschen.
Eine ihrer herausstechensten Eigenschaften war ihre Egozentrik.

Andere Menschen zählten nicht. Nur man selbst war wichtig.

Ich schüttelte noch immer den Kopf über diese Tatsache, als ich an der Tür angekommen war und sie schweigend öffnete.
Das erste was ich sah war Jamiro, der im Der Ecke saß und gelangweilt einen Stein über den Boden schlittern lies.
Für eine Weile beobachtete ich ihn still, dann räusperte ich mich und er sah auf.

"hola Down. " seine schwache Stimme klang bedrückt.

Ich ließ meine Taschen neben mir auf den kalten Beton gleiten und lief auf ihm zu. Neben ihm.Ging ich im die hocke, um ihn besser ansehen zu können.
"Hola, Jamiro. Was ist denn Los? "

Seine schwarzen Haare hingen ihm verstrubbelt ins Gesicht und verdeckten beinahe seine braunen Augen.
"Nichts." sagte er stumpf, und allein dieser Ton sagte schon alles aus.

Ich seufzte, ließ mich ganz zu Boden sinken und lehnte mich neben Jamiro an die hölzerne Wand. "Dich beschäftigt das mit Aaron, nicht? "

Er schwieg für eine Weile. Dann, als er endlich antwortete, war seine Stimme ernst.

Viel ernster als es die Stimme eines siebenjährigen sein sollte.

"Du glaubst dass Roccy schlecht für uns ist, oder? "

Ich richtete meine Augen auf die gegenüberliegende Holzpalette und nickte stumm.

"Warum? Er ist doch genau so wie wir, er ist mit uns gekommen. Weshalb sollte er uns böses wollen? "

Ich zuckte zusammen.
Beinahe genau diese Frage hatte mir damals Mikey gestellt, bevor Roccy ihn mitgenommen hatte.
Hm. Damals. Das ganze war kaum einen Monat her.

"Weißt du 'miro.. " Ich suchte nach den richtigen Worten, versuchte es zu erklären ohne ihn zu verletzen. Schließlich Entschied ich mich aber einfach nur für die Wahrheit.
Was sollte es auch bringen, ihm irgendetwas vorzulügen?
"Roccy will euch nichts antun. Aber er weiß nicht, was passiert wenn er euch bei seinen Leuten abliefert. Er ist groß und stark und deshalb haben sie ihn aufgenommen, weil Sie ihn brauchen konnten. Aber wenn Roc euch zu Ihnen bringt, dann..." Ich stockte.
Es tat weh das aussprechen zu müssen. Selbst das nur denken zu müssen.

"Dann was?"
Endlich drehte er seinen Kopf zu mir, sodass ich ihm besser in die Augen sehen konnte.
Mein Blick glitt über sein junges Gesicht.

Gerade ihm musste ich es erklären.
Ihm, der von allen denen am offensichtlichen ein Ausländer war. Bei dem man es gleich vermutete, mit seiner dunklen Haut.
Gerade ihm musste ich erklären dass sie hier nicht akzeptiert werden würden, weil sie anders waren.

"dann... "

"dann schicken Sie uns zurück. " antwortete an meiner Stelle die helle Stimme eines Mädchens.

Gerechter DiebWo Geschichten leben. Entdecke jetzt