Kapitel 11

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Ich stelle die letzte Schüssel in den Geschirrspüler.

"Danke." Ich nicke Maria zu. "Ich helfe dir gerne", antworte ich ruhig.

Ich weiß, dass sie es aus einem mir unbekannten Grund nicht mag sich helfen zu lassen. Ich mag es. Meiner Mutter habe ich oft geholfen. Wir haben das immer alles zusammen gemacht, als Familie. Vielleicht bin ich deshalb so darauf bedacht das beizubehalten. Es erinnert mich an meine Eltern. An sie Zeit vor ihrem Tod.

Meine Gedanken werden durch die Türklingel unterbrochen.

"Wer kommt denn so spät noch vorbei?" Maria sieht auf die Uhr. "Es ist um acht."

"Ich gehe schon", sage ich und verlasse die Küche. Während ich den langen Flur entlang gehe, klingelt es ein weiteres Mal. "Ich komme ja!", schreie ich.

Es ist Gabriel, dem ich die Tür öffne. Verblüfft sehe ich ihn an. "Was machst du hier?"

Er räuspert sich. "Ähm ... können wir reden?"

Ich nicke, lehne die Tür hinter mir an und entferne mich ein Stück vom Haus.

"Ich möchte auch mit dir reden. Das wäre das Erste was ich morgen gemacht hätte."

Er sieht mich verunsichert an. "Hör zu, ich hätte dich heute zu nichts drängen sollen. Ich war ja doch sehr aufdringlich. Das tut mir leid."

Bei seinen Worten kann ich nicht anders als mich noch elender zu fühlen. Mein schlechtes Gewissem steigt ins unermessliche.

"Nein, ich muss mich entschuldigen. Ich war einfach ein wenig überfordert heute. Mir ist erst aufgefallen wie dumm ich mich eigentlich verhalten habe, als ich es Nelli erzählt habe."

Er nimmt meine Hand. "Isa, du musst dich für nichts entschuldigen. Ich hätte nach dem ersten Versuch dein nein akzeptieren müssen. Das kommt nicht noch einmal vor, versprochen."

Ich nicke. "Und ich sage das nächste Mal einfach was mir auf dem Herzen liegt, anstatt wegzurennen."

Er grinst. "Also gibst du mir noch eine Chance?"

"Natürlich. Ich würde nur gerne wissen was das zwischen uns ist. Oder was es werden soll, wenn wir es noch nicht direkt einordnen wollen. Ich brauche diese Gewissheit einfach, um mich vollständig draufeinlassen zu können."

Er drückt meine Hand. "Das verstehe ich. Isa ..." Er lacht. "Du machst mich echt verrückt. Ich meine du weißt doch was ich von dir möchte. Daraus habe ich nicht gerade ein Geheimnis gemacht."

Als ich nicht antworte schüttelt er den Kopf. "Isa ich mag dich. Und ich finde das ganz großartig zwischen uns. Das habe ich bereits nach unserem Date gesagt. Nicht umsonst habe ich um ein weiteres gebeten." Er nimmt einen tiefen Atemzug. "Wenn du ähnlich wie ich empfindest, dann ... dann bin ich nicht abgeneigt, dass aus uns ein Paar wird. Also eine feste Beziehung. Aber nur, wenn du dich dazu bereit fühlst."

Ich sehe ihn irritiert an. "Naja ich möchte dich nicht schon wieder drängen." Er lacht verzweifelt. "Nicht, dass du wieder wegrennst. Ich mag dich wie gesagt wirklich gerne und möchte, dass du bei mir bleibst und nicht vor mir davonläufst."

Mein ganzer Körper ist wie elektrisiert. Ich mustere ihn, in der Hoffnung seine Aufrichtigkeit im Gesicht zu erkenne. Ich bleibe an seinen Lippen hängen.

"Isa", grummelt Gabriel. "Hör auf meine Lippen anzustarren."

Wärme nacht sich in meiner Brust breit. Wir automatisch mache ich einen Schritt auf ihn zu. Sehe zu ihm hoch. Sehe, wie er sich langsam meinem Gesicht nähert.

Dieses Mal renne ich nicht davon. Flüchte nicht, sondern komme ihm entgegen, bis sich unsere Lippen treffen.

Der zunächst zögerliche verwandelt sich in einen beinah verzweifelten Kuss der Begierde.

GeflüsterWo Geschichten leben. Entdecke jetzt