Kapitel 14

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"Und ich werde dir bestimmt alles erzählen, was es so zu sehen gibt. Und Maria macht bestimmt auch ein paar Bilder. Ich werde bestimmt ganz viele Fragen stellen."

Ich ziehe den Reißverschluss von Luis Jacke zu. Maria hat eine Führung durch ein Physikmuseum gebucht, von der Luis seitdem in den höchsten Tönen schwärmt.

Er wippt auf den Füßen vor und zurück. "Das wird so toll. Ganz bestimmt."

Ich ziehe ihn in meine Arme. "Ich wünsche dir super viel Spaß Zwerg."

"Danke Lissa", nuschelt er in meine Halsbeuge. Er löst sich von mir und läuft zu Maria, die geduldig auf ihn wartet. "Wir sind in drei Stunden zurück." Sie nimmt Luis Hand.

"Alles klar. Bis dann", sage ich und winke den beiden zum Abschied.

Nachdem die beiden weg sind, gehe ich zurück in mein Zimmer, wo Nelli immer noch auf der Couch schnarcht. Ich lasse sie weiterschlafen und beginne um sie herum aufzuräumen.

Ich sammle den Müll zusammen und bringe das dreckige Geschirr nach unten, dabei versuche ich möglichst leise zu sein, um sie nicht zu wecken.

Als ich fertig bin, sehe ich auf die Uhr und erschrecke. Nelli müsste längst zu Hause sein. Sie hatte ihren Eltern versprochen rechtzeitig zum Mittag da zu sein, weil sie Besuch erwarten. Ich rüttle an ihrer Schulter. "Nelli, du musst los." Sie grummelt und dreht sich zur anderen Seite.

"La mi schlafn." Ich ignoriere sie und rüttle sie weiter. "Nein, du musst los. Ihr bekommt Besuch."

Langsam stützt sie sich auf. "Wie spät ist es denn?"

"Schon viel zu spät. Du hättest vor einer halben Stunde zu Hause sein müssen." Ich halte ihr den Handybildschirm vor die Nase. Ihre Augen werden groß. "Mist." Sie schnellt nach oben und sucht ihre Sachen zusammen. Ich helfe ihr, sodass sie sich schnell losmachen kann. Dann bin ich alleine.

Ich räume noch den Rest des Zimmers auf, sauge die Krümel weg, dann setzte ich mich an den Schreibtisch um die wenigen Hausaufgaben zu erledigen, die wir von Herr Giebel bekommen haben.

Ich stocke, als ich einen Blick auf mir spüre. Ich sehe mich um und entdecke Raik, der im Türrahmen lehnt und mich beobachtet.

"Was ist?", frage ich. Er betrachtet mich noch eine Weile still, bevor er antwortet.

"Die Frage könnte ich zurückgeben."

Verwirrt sehe ich ihn an. "Äh ich verstehe nicht. Ich mache nur meine Hausaufgaben."

Er lacht, jagt mir damit einen Schauder über den Rücken. "Larissa, sei nicht albern. Du weißt genau was ich meine." Er verlagert sein Gewicht, ballt seine Fäuste. "Ich dachte, ich hätte meine Absichten klar und deutlich kommuniziert, aber da habe ich mich wohl getäuscht."

Sein Gesicht verfinstert sich. "Habe ich es dir nicht verboten, dich weiter mit diesem Jungen zu treffen?" Er kommt einen Schritt in mein Zimmer. "Und jetzt willst du mit ihm in den Erlebnispark. Es passiert genau das, was ich befürchtet habe. Du hast dich in ihn verliebt. Bezeichnest diesen Burschen als dein zu Hause."

Er spuckt die Worte förmlich aus. Woher weiß er das? Ich habe das doch nur Nelli erzählt.

"Du hast uns belauscht", komme ich laut zur Erkenntnis.

"Ich musste. Du verheimlichst es ja offensichtlich vor mir." Er schüttelt den Kopf, kommt noch einen Schritt näher.

"Du hast kein Recht dazu. Ich fasse es nicht, dass du das gemacht hast. Das ist meine Privatsache. Das geht dich überhaupt nichts an!" Ich starre ihm fassungslos entgegen.

GeflüsterWo Geschichten leben. Entdecke jetzt