Ludwig III

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Es vergehen einige Tage, in denen ich Luciana nicht begegne. Deshalb bleiben meine Fragen ungeklärt.

Sie ist eine sehr interessante Frau und bei jeder Begegnung habe ich ihre Anwesenheit sehr geschätzt.

Umso mehr erfreut es mich als ich sie in der Ferne erkenne. Ich gehe den Marktberg hinab, direkt auf sie zu. Als auch sie mich erkennt tut sie es mir gleich.

"Ludwig, welch eine Freude sie zu sehen. Ich darf sie doch Ludwig nennen oder nicht?", sie mustert mich.

"Dürfen sie.", antworte ich knapp auf ihre Frage. "Auch mir sagt es zu ihnen wieder zu begegnen. Wie geht es ihnen?"

"Das sie mich beschützen muss sich herumgesprochen haben." Ihre Augen treffen meine. "Dank ihnen geht es mir gut, die Leute lassen mich in Ruhe und belästigen mich nicht mehr."

Ich nicke. "Es freut mich, dass ich Ihnen helfen konnte. Ein Wunder, dass keiner vor mir auf die Idee kam." Und es wundert mich wirklich. Eigentlich ist es das Naheliegendste einer Frau in Nöten zu Hilfe zu kommen und dann kommt ja noch hinzu, dass Luciana ausgesprochen gutaussehend ist.

"Wissen Sie, ich habe die letzten Tage damit verbracht den Garten zu pflegen."

"Sie sind also Gärtnerin?"

"Oh, nein, sie lacht, So würde ich mich nicht bezeichnen."

"Verzeihn sie mir ..."

"Gewiss doch, wir könnte ich das nicht. Wissen Sie, mein Beruf liegt eher darin zu verkaufen."

"Sie arbeiten im Handel? Was verkaufen Sie denn?", frage ich aufrichtig interessiert.

"Es ist mehr mein eigenes Geschäft. Als Frau ohne Mann oder Familie, die mich finanziell stützen könnte, muss man kreativ werden. Ich verkaufe Kräuter. Die meisten Kunden nutzen diese für Tee. Sie sind ausgesprochen gut."

"Bewundernswert, das meine ich ganz ehrlich. Das ist das erste Mal, dass ich von einer solchen Geschichte höre. Sie scheinen gut allein zurecht zu kommen."

"Ich habe mich zumindest mit meinem Schicksal arrangiert", sie zuckt mit den Schultern.

"In ihren jungen Jahren. Geben sie nicht auf, gewiss ist da jemand für sie", versuche ich sie aufzumuntern.

"Sie müssen wissen, meine Frau liebt Tee. Was haben Sie denn für Sorten?"

"Gewiss eine Menge. Jeglichen Kräutertee, den sie sich vorstellen können", verkündet sie stolz. "Kommen sie mich doch mal besuchen, dann zeige ich ihnen meinen Kräutergarten und sie können den Tee verkosten."

"Eine wirklich ausgezeichnete Idee, ich werde über die Einladung nachdenken."

Die Glocke der Marktkirche läutet.

"Jetzt muss ich aber wirklich los ..."

"Ich nehme an Frau und Kinder warten", sie zieht eine Augenbraue nach oben.

"Richtig."

"Dann möchte ich sie nicht weiter aufhalten. Leben sie wohl."

Ich nicke zur Verabschiedung und setze meinen Weg nach Hause fort.

Dort werde ich schon erwartet. Kaum habe ich die Tür geöffnet, kommt mir schon Karl entgegengestürmt.

"Vater, da bist du ja!" Er fällt mir um den Hals.

"Hallo mein Großer." Ich schließe ihn in meine Arme.

"Karl, lass deinen Vater doch erstmal ankommen und seinen Mantel ablegen.", ermahnt ihn Beth.

Gut erzogen, wie er ist, entschuldigt er sich und lässt mich erst einmal reinkommen.

"Wie war dein Tag?" Elisabeth streicht mir die schwarzen Haare glatt, die vom Wind zerzaust wurden.

"Das erzähle ich alles beim Abendessen. Ich habe nämlich einen Bärenhunger.", bestimme ich.

"Ich auch!", teilt Karl mit und rennt Richtung Küche.

***

Elisabeth kommt zu mir unter die Bettdecke gekrochen, nachdem sie die Kinder zu Bett gebracht hat.

"Na", sie lehnt sich zu mir rüber und küsst meinen Hals.

"Na", erwiderte ich und wickle mir eine ihrer blonden Haarsträhnen um den Finger.

Wir hatten uns damals über unsere Eltern kennengelernt, die gut befreundet waren.

Seitdem ich reif genug war, hatte mich Beth in ihren Bann gezogen. Mittlerweile waren wir bereits mehr als zehn Jahre verheiratet.

"Ich bin heute Luciana wieder auf dem Markt begegnet."

Meine Frau setzt sich zurück und hört mir aufmerksam zu.

"Es ist unglaublich, aber sie hat ihr eigenes Geschäft, wo sie Kräuter für Tee verkauft. Sie ist ganz allein, doch sie hat so eine Möglichkeit gefunden zu überleben", erkläre ich.

"Ich habe ihr erzählt, was du für ein Fan von diesen Heißgetränken bist, deshalb hat sie vorgeschlagen, dass ich sie in ihrem Garten besuche und ihn mir einmal ansehe. Sie meinte außerdem, dass ich Tee verkosten kann. Wenn einer schmeckt würde ich dir sicherlich ein paar Kräuter kaufen. Jedoch wollte ich erst einmal dich fragen, was du von der Idee hältst." Ich sehe zu ihr rüber, versucht in ihrem Gesicht etwas zu erkennen.

Sie überlegt etwas länge, lässt mich auf ihre Antwort warten, sodass ich schon nervös werde.

Mir würde es gewiss schwer fallen Luciana zu enttäuschen, da sie doch ganz allein ist. Elisabeth räusperte sich.

"Ich möchte ehrlich mit dir sein Ludwig, ganz wohl ist mir bei der Sache nicht. Du weißt ich bin anderen gegenüber stets nie abgeneigt, doch ich vertraue dieser Frau nicht, vor allem, da ich sie nicht direkt kenne. Ich habe noch nie etwas von ihr gehört, bis du sie getroffen hast." Sie sieht mich an.

"Aber ich weiß auch, dass du ein offener, hilfsbereiter Mensch bist und sie niemanden hat. Natürlich mag ich Tee und wenn ihre Kräuter so gut sind, wie du sagst ist es bestimmt keine schlechte Überlegung sie zu besuchen und etwas zu kaufen. So unterstützen wir sie finanziell gesehen etwas, das gefällt mir."

Sie rückt etwas näher an mich heran und gibt mir einen Kuss. "Ich stimme dem Besuch zu", beendet sie ihre Überlegungen und mir fällt ein Stein vom Herzen.

Vorsichtig ziehe ich sie näher zu mir ran und drücke meine Lippen auf ihre. "Ich liebe dich Elisabeth Winkler."

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