Kapitel 08

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"Du musst mir auf jeden Fall jedes kleinste Detail hinterher erzählen. Ich meine wirklich alles!" Aufgeregt läuft sie in meinem Zimmer auf und ab, sodass ich sie vom Bad aus immer mal wieder an der Tür vorbeilaufen sehe, bis sie dann wieder aus meinem Blickfeld verschwindet.

Nelli ist, als ich ihr von meinem anstehenden Date erzählt hatte, mehr aus dem Häuschen gewesen, als ich und so hatte ich mir die letzten Tage so einiges anhören müssen.

Abgesehen davon, dass die eben hinterher alles wissen wollte, hatte sie mich zusammen mit Maria schon  wieder zum Shoppen gezerrt, um das perfekte Outfit für das erste Date zu finden.

Auch heute ist sie aufgeregter als ich und nun schon seit zwei Stunden hier. Sie macht mich verrückt.

Das Treffen ist erst in drei Stunden, ich habe also noch jede Menge Zeit, aber das sieht Nelli ganz anders. Wegen ihr stehe ich schon seit einer Stunde vor dem Spiegel und probiere verschiedene Make-up Looks.

Als ich ihr vorgeschlagen hatte einfach ungeschminkt zu gehen, hatte sie beinahe ihren Mund nicht wieder zugekriegt und mir danach tausend Gründe genannt, damit ich mich wenigstens ein wenig zurecht mache, wie sie es genannt hat.

"Was hältst du davon?" Ich unterbreche ihren Redeschwall, als ich aus dem Bad komme, um ihr mein Make-Up zu präsentieren.

"Mhh ..." Sie schiebt mich im Licht herum und betrachtet mein Gesicht aus verschiedenen Entfernungen.

"Wenn dir das auch nicht gefällt, dann lass ich es, ich werde noch ganz rot durch das viele abschminken. Das wird mir meine Haut nicht so leicht durchgehen lassen." Ich verzieh mein Gesicht beim Gedanken an die Pickel, die mich in wenigen Tagen besuchen werden, als Rache für die Misshandlung.

"Quatsch, ich habe dir eine Creme mitgebracht, die machst du heute Abend nach dem Abschminken drauf und dann passiert nichts versprochen." Sie wechselt wieder die Position.

"Ja ... ja ich glaube das ist es. So kannst du gehen." Sie nickt zufrieden und ich lasse mich erleichtert auf die Couch fallen. Nelli tut es mir gleich.

"Ich kann nicht glauben, dass du heute mit Gabeiel Hubert picknicken gehst. Das ist verrückt." Ich lache. "Ja."

"Wehe du erzählst mir nicht alles."

Ich setze mich auf und kreuze meine Hände mit ihren. "Ich schwöre, dass ich dir jedes kleinste Detail unseres Dates berichten werde und du danach das Gefühl haben wirst dabei gewesen zu sein."

Sie nickt ernst. "Danke."

"Bereit?" Nelli steht hinter mir. Gemeinsam betrachten wir mein Erscheinungsbild in Mamas altem Spiegel.

Wieder einmal wünsche ich mir, dass sie jetzt mit hier stünde und mich, zusammen mit Nelli, ermutigen würde. Und wieder die bittere Erkenntnis, dass sie nicht mehr unter uns ist, eben wie mein Vater, der nicht mehr meinen Beschützer spielen kann. Ich schließe kurz die Augen, dann nicke ich.

"Bereit."

Unten erwarten uns Luis und Maria, die sich kurz verabschieden und dann verziehen, um mir Freiraum zu lassen.

Keine Sekunde zu spät klingelt es an der Tür. Gabriel trägt seine Klamotten, wie sonst auch. Eine lässige Jeans und einen Hoodie, nur die Haare hat er ausnahmsweise versucht zu bändigen. Doch an einigen Stellen wehren sich einzelne Strähnen gegen das Gel.

"Hi", begrüßt er uns, wobei er leicht irritiert von Nellis anwesenheit wirkt.

"Hi." Erwidert Nelli, die schneller ihre Stimme gefunden hat, als ich und grinst. "Keine Sorge Schönling, ich verzieh mich. Du hast sie ganz für dich allein." Sie dreht sich zu mir und zwinkert mir zu, dann wendet sie sich wieder zu ihm. "Wenn du nicht nett bist, wird dir das leidtun." Ich Zeigefinger wedelt wild vor seinem Gesicht herum.

GeflüsterWo Geschichten leben. Entdecke jetzt