31 ◉ Wy ◉ Haus am Meer

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Tia steht auf der Terrasse, die einen fantastischen Blick auf den Pazifik bietet. Sie hat mir den Rücken zugewandt und ihre blonden Haare tanzen im Wind, der vom Meer her weht.

Der Anblick lässt mich den Atem anhalten. Ich schüttle den Kopf über mich selbst, als mein Herz deswegen stolpert und die Wassergläser in meinen Händen leicht zittern. So leise wie möglich gehe ich zum Gartentisch und stelle sie ab.

Ich will Tia noch eine Weile ansehen, ohne dass sie es merkt. Macht mich das zu einem Stalker? Möglich, aber das ist es wert.

Ich habe sie noch lange in meinen Armen gehalten, nachdem sie sich zitternd an mich geklammert hat und ich ihr das gesagt habe, was mir schon seit gestern im Kopf herumschwirrt. Am Ende musste ich mir auf die Zunge beißen. Fast wäre mir noch mehr über die Lippen gerutscht.

Etwas, das ich noch nie in meinem Leben zu einer Frau gesagt habe. Nicht einmal nach dem heißesten Sex. Nicht einmal zu Jodie. Ich habe bisher noch nicht einmal darüber nachgedacht, es jemandem zu sagen, und ich war auch noch niemals so verdammt nahe dran, es einfach auszusprechen. Ohne überhaupt darüber nachzudenken, was ich da tue.

Fühle ich wirklich so für sie?

Mein Blick klebt an ihr, während sie sich über das Geländer beugt und hinuntersieht. Ihr Shirt rutscht ein Stück nach oben und gibt einen schmalen Streifen Haut frei. Ihre weiche, warme, zarte Haut. Die liebe ich! Genau wie ihren hübschen Hintern, den sie mir so einladend präsentiert. Ebenso wie ihre langen Beine.

Aber das ist es nicht allein. Es gab viele schöne Frauen in meinem Leben, an die ich keinen einzigen Gedanken mehr verschwendet habe, wenn sie wieder weg waren.

Bei Tia ist es anders. Vorhin, als ich dachte, sie würde sich von mir entfernen, mich von sich wegstoßen, da haben mich massive Verlustängste überfallen. Allein der Gedanke daran hat mich ausflippen lassen. Ich will sie um mich herum haben. Ich will sie in den Armen halten und vor allem beschützen. Ich will nicht, dass sie mein Haus wieder verlässt. Ich will sie nie mehr gehen lassen.

Fuck.

Ich hole tief Luft und erwarte die Panik, die diese Erkenntnis unweigerlich in mir auslösen müsste. Aber sie kommt nicht. Stattdessen fällt der Druck von meiner Brust ab und ich kann plötzlich besser atmen.

Ich will mit ihr zusammen sein. Allerdings werde ich sie davon noch überzeugen müssen. Denn Rhonda hat sie offenbar dazu gebracht, sich von mir zurückzuziehen. Sie vertraut mir nicht genug, um mit ihren Zweifeln zu mir zu kommen und mit mir darüber zu reden. Das muss sich ändern.

Ich gehe um den Tisch herum und Tia dreht sich zu mir. Sie schenkt mir ein unsicheres Lächeln und ich schwöre mir, dass ich ihr wieder dieses Sonnenaufgangslächeln auf die Lippen zaubern werde. Dieses Lächeln, das es jedes Mal schafft, aus meinem Tag einen besseren zu machen.

»Das ist ein tolles Haus. Und eine Wahnsinnsaussicht«, stellt sie fest und wendet ihren Blick wieder dem Meer zu.

»Die Aussicht war der Grund, weshalb ich es gekauft habe.«

»Bist du oft hier?«

»Nein. Nie.« Ich nehme einen tiefen Atemzug und zwinge mich zum Weitersprechen. »Ich habe es nicht für mich gekauft.«

»Nein?« Ruckartig wendet sich ihr Kopf wieder zu mir und sie sieht mir direkt in die Augen.

»Nein. Für Katie. Aber sie will es nicht.« Ich zucke mit den Schultern, um zu überspielen, wie sehr es mich trifft, dass sie nichts mehr mit mir zu tun haben will. Dass sie mich aus ihrem Leben gestrichen hat.

»Katie«, wiederholt sie mit monotoner Stimme. Keinerlei Gefühl schwingt darin mit. Als würde sie innerlich dicht machen. Ihr Blick rutscht nach unten und sie fummelt an ihren Fingernägeln herum, als ob sie die Antwort auf alle Fragen bereithielten.

Verflixter Rapper!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt