23. Kapitel

81 5 0
                                    

Steve presste die Kiefer aufeinander und schwieg, dabei fixierte er Alexej mit seinem durchbohrenden Blick.
Ein erneutes kurzes Nicken von Alexej konnte Steve erkennen, dann verspürte er einen Schmerz in den Nieren. Einer der Kerle neben ihm hatte zugeschlagen, der zweite holte im nächsten Moment aus und verpasste Steve einen weiteren  Faustschlag ins Gesicht. Beide Männer wechselten sich mit den Schlägen ab. Steve war ihnen schutzlos ausgeliefert und pendelte im Seil hängend hin und her, wie ein Pendel einer Standuhr. Dabei schliffen seine Zehenspitzen über den Boden. Steve hatte keine Möglichkeit die Schläge abzufangen. Die Schläge auf seinen gestreckten Körper fühlten sich wie Hammerschläge an. Die Schulter und Arme brannten wie Feuer.
Unaufhörlich prügelten die beiden Männer auf ihn ein.
Erst als Alexej ihnen signalisierte, dass es genug wäre, hörten sie auf und wandten sich von ihm ab. Gemeinsam mit Alexej verliessen sie den Raum.

Keuchend, mit schmerzverzerrtem Gesicht und fast bewusstlos geschlagen, hing Steve im Seil. Der Cut über seinem linken Auge ließ es anschwillen und das Blut nahm denselben Weg  wie das Blut seiner aufgeplatzten Unterlippe. lief hinab zum Kinn, dem Hals und wurde von dem Stoff seines Hemdes aufgesogen.  Es dauerte einige Zeit, bis er sich gefangen hatte und den Raum trotz des Auges  genauer in Augenschein nehmen konnte. Der Raum, in dem er gefesselt hing, war heruntergekommen, man konnte erahnen, dass hier schon seit einer halben Ewigkeit kein Fisch mehr zerlegt und ausgeliefert worden war, so wie er es noch kannte. Als er klein war, war er mit seinem Vater oft her gekommen um frisch gefangenen Fisch zu kaufen.
Die Fliesen bröckelten von den Wänden, die Kabel der Deckenleuchten hingen blank und abisoliert von der Decke. Die Laufschienen an der Decke, die zum Transport der schweren Kisten durch die Räume benutzt wurden , waren zum größten Teil schon nicht mehr vorhanden, nur nicht die, an dem sie ihn befestigt hatten. In dem  Holztischen mit den metallenen Tischplatten sah man an, dass bereits der Wurm drin war.

Aber das war es nicht was ihn beschäftigte, es waren die Gedanken um Amy. Wo war sie?, war sie auch hier? Was haben sie mir ihr angestellt? Alexej war zu allem fähig Würde er sie durch sein Schweigen in Gefahr bringen, vielleicht ihren Tod sogar zu verantworten haben?
Alexej wollte ihm das Wichtigste nehmen, was er hatte, so wie er es ihm damals bei seiner Festsetzung durch sein Seal Team geschworen hatte. Damals hatte er über seine Drohung nur gelacht und sie nicht ernst genommen. Und wenn Steve ehrlich war, hatte er seit der Zeit keinen Gedanken mehr daran verschwendet.
Zu lange war das schon her und es war zu einer anderen Zeit. Dort war er ein Seal. Es galt die geforderten Aufträge zu erfüllen und nicht darüber nachzudenken was später sein würde. Er war ohne eine private Bindung oder Beziehung. Was damals mit Catherine war, war erst später zu einer festen Beziehung geworden. Zwar war es jetzt mit Five-0 nicht minder gefährlich, aber so grauenhaft wie Alexej war, war bislang keiner. Außerdem hatte es bislang keiner auf seine Frau abgesehen oder sie als Köder benutzt.
Steve schloss die Augen, er musste einen Plan entwickeln, wie er Amy von hier weg bringen konnte. Nur die Ausgangslage war mehr als schlecht, und er bereute, dass er Dannys Vorschlag abgelehnt hatte, ihn zu begleiten. Nur er wollte ihn nicht auch noch in Gefahr bringen. Es reichte schon, dass Alexej Amy hatte. 
All das spukte in seinem Kopf herum, trotz der Kopf- und anderen Schmerzen.

Unaufhörlich tickten die Minuten weiter und weiter, vielleicht waren es auch Stunden, bis die schwere Tür erneut aufgezogen wurde und Alexej sowie zwei weitere Kerlen herein traten. Einer blieb an der Tür stehen, während Alexej und der andere erneut auf ihn zu schritten und ihn feindselig musterten. Steve hing geschwächt, keine zwei Meter von ihnen entfernt. Und die Schmerzen durchzogen seinen Körper.

„Sind Sie bereit zu reden, Commander? Sie werden reden, dass weiß ich und zwar früher, als Ihnen lieb ist.“ Alexejs kurzes grausames Lachen entging Steve nicht. Kurz darauf landeten erneut Faustschläge auf seinem Körper.


Mit angezogenen Knien, die sie fest mit ihren Armen eng umschlungen hielt, saß Amy in dem kahlen Raum. Ihr war kalt, und inzwischen zitterte sie unkontrolliert. Sie hatte bereits versucht, aus dem dunklen Raum zu kommen, doch die Tür war abgeschlossen und das einzige Fenster war so weit oben, dass sie es nicht erreichen konnte. Zudem war es vernagelt, so dass nur wenig Licht in den Raum kam.
Müde legte sie den Kopf ab und war in Gedanken bei Steve. Hoffentlich würde er sie finden. Amy zuckte zusammen, als sie ein Geräusch hörte. Es hielt ein Auto, Türen wurden auf- und zugeschlagen. Kurze Zeit später hörte sie Schritte draußen auf dem Flur, sie schienen etwas für den Flur zu schleifen. Ängstlich drückte Amy sich gegen die Wand. Dann herrschte wieder die Stille, die sie seit Stunden umgab. Flach atmend saß sie zusammen gekauert in der Ecke, als sie nach einer Ewigkeit aus ihrem dösenden Zustand gerissen wurde. Mit kräftigen, schnellen Schritten kam ein Schatten auf sie zu, packte sie hart am Oberarm und riss sie hoch. Amy schlug um sich, und wehrte sich heftig, doch der Mann ließ nicht von ihr ab und packte noch härter zu. Er kannte kein Erbarmen und zog sie hinter sich über den schmalen verdreckten Flur, bis sie an einer leicht geöffneten Tür halt machten und er sie an die feuchte Wand drückte. Amy wurde ruhiger und versuchte dem Gespräch von drinnen zu lauschen. Sie hörte nur vereinzelte Wortfetzen, ein hämisches kurzes Auflachen. Dann wieder die Stille, die durch dumpfe kurze aufeinander folgende Schläge und durch leise Zischlaute unterbrochen wurde.
Als dann die Tür plötzlich von innen geöffnet wurde, wurde Amy mit einem kräftigen Stoß hinein geschubst.
Stolpernd wurde sie von Mischa, dem Kerl, der die Tür geöffnet hatte, aufgefangen.

„Oh Gott, Steve! Ihr Schweine, was habt ihr mit ihm gemacht?“, stieß Amy hervor und rannte in Steves Richtung. Sie wurde jedoch kurz bevor sie ihn erreichte von Alexej abgefangen. Er zog sie in seine Arme, umklammerte ihre Hände vor ihrem Brustkorb und drückte sie an sich.

„Alexej, krümmen Sie ihr nur ein Haar und ich werde Sie umbringen.“
Knirschte Steve wutentbrannt zwischen den Zähnen hervor. Sein Blick war so finster wie die Nacht draußen, die man leicht durch das feuchte Oberlicht erkennen konnte. Alexej ließ sich von Steve nicht provozieren, die Worte prallten an ihm ab und er widmete sich Amy, die er fest im Griff hatte.

„Habe ich mir schon gedacht, dass Sie einen guten Geschmack haben.“ Alexej huschte ein lüsternes Lächeln über seine Lippen, dabei strich er Amy die Haarsträhne hinter ihr Ohr, während Amy angewidert ihren Kopf beiseite zog und Steve wütend seine Stirn runzelte.
Alexej sog die Luft durch die Nase und ließ seinen Arm nach unten hinter seinen Rücken gleiten. Langsam zog er sein Messer aus der Lederscheide und legte die flache, kalte Klinge auf die Wange von Amy. Sie erschrak heftig, als sie die kalte Klinge spürte und  wagte kaum zu atmen. Angstvoll warf sie Steve einen Blick zu. Steves Atmung wurde heftig und stoßweise bei diesem Anblick und er beobachtete Alexej genau. Das Messer zog jedoch seine volle Aufmerksamkeit auf sich.

„Na Commander, ich sehe, sie erkennen das Messer wieder."
Vorsicht streichelte er mit der flachen Seite Amys Wange und ein weiteres fieses Grinsen breitete sich auf Alexejs Gesicht aus und er genoss Steves Hilflosigkeit in den Augen, das er seiner Frau nicht helfen konnte.

„Ja, Commander, es ist dasselbe wie damals bei ihrem Partner, es klebt noch immer sein Blut dran. Vielleicht auch später das von ihrer Frau. Es liegt ganz an ihnen.“ Alexejs Ton war ruhig und besonnen. Er wusste, wie aufgewühlt und angespannt Steve war. Es freute ihn im Geheimen, dass er seinen wunden Punkt getroffen hatte, und er würde ihn leiden lassen, so wie er es sich die ganzen letzten Jahre ausgemalt hatte.
Mit einem trügerischen Lächeln blickte er über die Schulter zu Seth, der die ganze Zeit schweigend neben seinem Anführer stand.
Dieser bewegte sich mit langsamen schleifenden Schritten auf die drei zu. Seth, einen Meter achtzig groß, dunkelbraunes Haar und körperlich gebaute wie Alexej. Der nicht nur Amy in den Keller sperrte, sondern auch der Kerl, der Steve vor wenigen Stunden in den Unterbauch getreten hatte.
Er hatte Amy wieder in seiner Gewalt. Er griff sie hart am Oberarm und zog sie widerwillig von Alexej und Steve auf die andere Seite des Raumes. Dort fesselte er sie gut sichtbar für Steve mit einem Seil an den Füßen, dass an einem Eisenring an der Wand befestigt war. Schließlich fesselte er ihre Hände.
Danach kam er zurück und stellte sich zwei Schritte seitlich hinter Alexej. Der ehemalige Elitesoldat schlenderte mittlerweile gelangweilt durch den Raum. Dabei schaute er sich die Sachen auf den Regalen und den Tischen an und stellte sie weg. Während der ganzen Zeit beäugte Steve ihn misstrauisch, Alexej schien dies aber nicht zu interessieren und machte weiter, bis er dann hinter Steve stehen blieb.

„Was ist Ihnen Ihre schöne Frau wert? Sie würden von mir ungesehen, so wie da hinten sitzt, 10.000,- bekommen! Das ist ein fairer Deal und Sie kommen vielleicht mit dem Leben davon! Kommen wir ins Geschäft?"
Alexej holte sein Handy aus der Hosentasche und machte zwei Bilder von Amy und flüsterte Steve leise etwas ins Ohr. Steve gefror das Blut in seinen Adern. Seine Muskeln verkrampften sich und trotz der Schmerzen riss er an seinen gefesselten Händen.

„Fahren Sie zur Hölle! Wenn Sie Ihr nur ein Haar krümmen, dann wird Ihnen Ihr fieses Grinsen vergehen. Das schwöre ich Ihnen, Alexej!“, raunzte Steve ihn mit schrägem, verachtendem Blick an.

Zeichen der Vergangenheit  (Hawaii Five-0, Steve Mcgarrett, Alex oLoughiln)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt