49. Kapitel

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Steve studierte aufmerksam seine Mitstreiter, ob sie ihm gefährlich werden könnten oder sogar ihm bei der Flucht im wege stehen würden. Bevor er sich aber wieder der schweißtreibende Arbeit widmete, eröffnenten die Wärter mit einem breiten Grinsen, das der Tag noch lange nicht vorbei wäre und sie noch um einiges länger auf der Baustelle zu arbeiten hätten. Ein raunen und stöhnen ging durch die Runde. Einer der Männer wollte maulig wissen, warum und bekam sofort die Rechnung dafür. Einer der Wärter packten ihn mit dem Polizeigriff und hielt ihn fest, während der andere nicht gerade zimperlich mit dem Schlagstock in die Magengrube schlug. So traute sich kein weiterer mehr nachzufragen fragte. Alle arbeiteten stillschweigend mit letzter Kraft weiter.
Müde und ausgelaugt kehrten die Männer am Abend von der Baustelle zurück. Jeder schlich zu seinen Zellenblöcken. Steve lehnte seine Kopf müde gegen die Wand und schloss ein wenig die Augen.

"Bist du immer noch der Meinung, dass du unbedingt hier raus musst. Sieh dich an, das wirst du nicht lange durchhalten" Bob setzte sich neben ihm und reichte ihm einen Becher Wasser und beäugte ihn voller Sorgen.
Doch so wie Steve die Augenbrauen zusammenzog, bezweifelte Bob, dass er sich von seinem Plan abbringen ließ.
Trotz der Sonderschicht und den müden Knochen, fand Steve schlecht in den Schlaf. Die schwüle, stickige Nachthitze ließ ihn ständig aufwachen und das Gefühl, zu Hause gebraucht zu werden, machte es nicht besser. Um durch zu Atmen, setzte er sich ganz dicht an die Gitterstäbe und beobachtete den Sternenklaren Nachthimmel. Dabei zogen einige Sternschnuppen über das Firmament.
In seinen Gedanken war er bei Amy und ihrem letzten gemeinsamen Wochenende auf Oahu. Draußen in auf der Kualoa Ranch, wo sie gemeinsam am Lagerfeuer saßen und sie sich mit ihrem warmen weichen Körper anschmiegte. Sofort hatte er den Vanilleduft mit einem Hauch von Kokos in der Nase nach dem ihre Haut riecht. „Ich komme zurück Amy und dann wird alles anderes, dass verspreche ich dir", murmelte er noch kurz und schlief dann doch ein.

Der nächste Morgen kam und ging so schnell, wie all die weiteren Tage danach auch. Die Wärter gingen morgens durch die Reihen, sammelten die Männer ein, die sie für die Außenarbeit gebraucht wurden und jedes Mal, war Steve dabei.
Jeden Tag das gleiche, in den frühen Morgenstunden raus für die Sonderschicht und wer aufmuckte, wurden von den Wärtern auf der Stelle eines Besseren belehrt. Was die Stimmung auf der Baustelle und in den Zellenblöcken nicht besser werden ließ. So hitzig wie es draußen an der Luft war, so hitzig ging es untereinander auch zu. Es wurde von Tag zu Tag schlimmer. Steve versuchte, so wie Charles und Bob es ihm geraten haben, aus allem herauszuhalten und sich nicht in die Fehden der einzelnen rivalisierenden Gruppen einzumischen. Aber das klappte leider nicht immer, Steves Gerechtigkeitssinn war manchmal so übermächtig, dass er sich nicht raushalten konnte. Nur bis jetzt ist nicht schlimmeres passiert. Jeder ging danach seine Wege.
Ein letztes Mal sammelten die Wachen Ende der 2. Woche die Häftlinge ein und brachten sie zur Baustelle. Die Feuchtigkeit an diesem Tag war unerträglich, der Schweiß rannte alleine nur beim Aussteigen des Busses über die Schläfen und Steves Rücken hinunter. Den anderen ging es ähnlich, was ihre Gemüter zusätzlich noch anheizte. Missmutig griffen sie zu ihrem Werkzeug und begaben sich auf den Hang. Stunde um Stunde schaufelten sie den Schutt in die Schubkarren und Eimern und trugen sie zur 250 Meter entfernten Seite, wo ein Radlader die Gesteinsblöcke auf einen LKW luden.

Jede Bewegung wurde zur Qual und das Tempo langsamer, was die Wärter schnellstmöglich unterbinden wollten. Noch härter und schneller trieben sie die Gefangenen an. Auch Steve hatte es schwer an diesem Tag. Er hatte sich eine Blase am Hacken, durch die nicht richtig passenden Häftlingsschuhe gelaufen und so fiel ihm jeder Gang schwer. Han hatte ihm für nachts einen Salbenverband verabreicht, was in den Ruhezeiten etwas Linderung verschaffte. Doch hier auf dem unwegsamen Gelände und dem vielen Laufen rieb er sich die nun mittlerweile entzündete, sowie nässte Hautstelle immer wieder auf. Mit schmerzverzerrtem Blick knotete er seinen orangefarbenen Overall mit den Ärmeln vor der Brust zusammen und warf einen Blick zum Himmel. Es roch nach Regen und der Himmel verfärbt sich langsam dunkel. Die flimmernde Luft glich einer Lunte, die kurz vor der Explosion gezündet wurde.
Langsam ließ er sich unbemerkt von den Wachen immer weiter auf der Straße zurückfallen. Keine 40 Meter entfernt blieb er stehen, presste die Lippen aufeinander und versuchte den Schmerz zu ignorieren. Plötzlich wurde der Himmel dunkler fast schwarz, ein leises grummeln zog sich über den Himmel und es begann zu Regnen. Dicke, fette Regentropfen fielen auf den staubigen Boden, der es nicht schaffte alles in sich aufzunehmen. Es bildeten sich Rinnsale, die wie kleine Flüsse in den trockenen Fugen Richtung Straße flossen. Die Männer reckten ihre Köpfe zum Himmel und genossen die willkommene Abkühlung. Dagegen legte Steve seine Unterarme auf dem Stiel seiner Schaufel ab. Die dicken Tropfen wurden von der ausgetrockneten Haut aufgesogen und es fühlte sich frisch nach einem hawaiianischen Regenguss an.
Steve stand regungslos da, genoss den Regen und sog alles in sich auf, es fühlte sich an wie ein Stück Heimat.

Plötzlich aus dem nichts fuhr ein Stechen durch seine Brust, die ihm die Luft raubte. Seine innere Stimme sagte, dass er sich umdrehen und zur Straße schauen soll. Dies tat er, doch es war wie die Tage zuvor auch, die Autos fuhren in einer Schlange an ihm vorbei. Nur diese ausländische schwarzen Limousine, die auf ihn zukam, bekam seine volle Aufmerksamkeit.

Steve fuhr sich übers Gesicht, wischte sich den Regen weg. Amy, schoss es ihm durch den Kopf und sein Magen verkrampfte sich. Den Wagen wollte er nicht mehr aus den Augen lassen, er versuchte hinter den verdunkelten Scheiben eine Person zu erkennen. Doch der starke Regen, lief ihm in die Augen, machte es fast unmöglich. Nur das Gefühl, Amy könnte ihm so nah sein, wie seit seinem Verschwinden, war geblieben. Lange blickte er dem Wagen hinterher. Bis ihn ein harter Schlag zwischen die Schulterblätter traf und er daraufhin auf die Knie sackte. Mit geballten Fäusten hockte Steve vor dem Wärter, der mit lautem Geschrei ihn ans Arbeiten erinnert. Steve versuchte, den Schmerz des Schlages weg zu atmen und stand mit hochgehaltenen Händen langsam auf. Der Wärter hörte nicht auf, zu schreien und stieß ihn weiter mit dem Schlagstock in den Rücken. Dabei blinzelten seine Augen feindselig.

„Ja, ich gehe schon", murmelte Steve und versuchte ihn zu beruhigen. Während er einen seitlichen Blick am Wärter vorbei in Richtung Straße warf. Die Gischt der Autos spritzte hoch, sodass er den Wagen in der Autokolonne aus den Augen verlor. Mühselig setzte sich Steve in Bewegung in Richtung der anderen und nahm am Hang bei Schutt und Matsch die Arbeit wieder auf.

Völlig durchnässt und dreckig kam er am Abend zurück und wollte eine Dusche nehmen. Als Songs Männer ihm den Weg versperrten. „Hey Toastbrot, endlich siehst du aus, was du bist! Du bist Dreck und nun zieh Leine." Song stand umringt von seinenr Männer und betrachtete Steve feindselig. Steve senkte den Blick für einen Bruchteil einer Sekunde und setzt dann seinen Weg unbeirrt fort.
„Sag, der Dreck steckt dir heute wohl zu tief in den Ohren? Die Dusche ist für dich tabu. Verziehe dich." Steve kniff die Augen zusammen und presste die Lippen fest aufeinander und wollte gerade ihm gehörig die Meinung sagen, als Bob ihm eine Hand auf die Schulter legte.

„Komm, lass es gut sein, hinten ist ein Fass, mit Wasser, da kannst du dich sauber machen." Steves Augenbrauen kräuselten sich, der Blutdruck stieg an, es kostete ihn in diesem Moment jede Menge Selbstbeherrschung, um keinen Streit anzufangen. Als der Druck auf seiner Schulter fester wurde, beruhigte er sich etwas, dennoch war er bis auf äußerste angespannt.
„Komm Steve, der Junge hat dir auch ein Stück Seife besorgt. Also los komm.

Bob verstärkt nochmals den Druck auf der Schulter. Er fühlt Steves Anspannung im Körper, aber er wusste, dass Steve nach dieser harten Arbeit in den letzten zwei Wochen keine Chance gegen Songs Männer hatte. Es wäre im Moment das Beste, sich zurückzuziehen und klein beizugeben.

Zeichen der Vergangenheit  (Hawaii Five-0, Steve Mcgarrett, Alex oLoughiln)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt