24. Kapital

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Kaum hatte Steve den Satz beendet, holte Seth aus und schlug erneut mehrmals zu. Steve pendelte keuchend wie ein nasser Sack hin und her.
Kaum atmend verfolgte Amy die Schläge auf ihren Mann. Sie umklammerte fest ihre hochgezogenen Knie und vergrub schliesslich ihren Kopf unter ihren Armen. Tränen flossen in Strömen über die staubigen Wangen hinunter. Sie war erschüttert bis ins Mark und  in ihr stieg Hass und Abscheu gegen diesen Mann auf, der sie und Steve gefangen hielt.
Alexej hingegen genoss es, sie so leiden zu sehen.

„Ich bin ja kein Unmensch, Steve, Sie haben etwas Zeit, über mein Angebot nachzudenken, aber es wird nicht ewig bestehen bleiben. Genießen Sie die gemeinsame Zeit, vielleicht ist es das letzte Mal für Sie beide.“
Er nickte Mischa und Seth zu, die sich etwas träge nach draußen bewegten und dort auf Alexej warteten. Dieser jedoch blieb kurz vor Amy stehen und sah auf sie runter. Er zögerte einen Moment, griff dann beherzt in ihre Haare, zog ihren Kopf in den Nacken und machte ein Profilfoto von ihr, bevor er den Raum verließ.

Amy saß auf dem staubigen Boden, immer noch liefen ihr die Tränen über die Wangen. Geschockt kam ihr immer noch kein Wort über die Lippen und voller Sorge betrachtete sie Steve, der mehr tot als lebendig von der Decke herunter hing.
Sie hatte kein Wort von der kleinen Unterhaltung zwischen den Männern verstanden. Das es keine Nettigkeiten waren, konnte sie an der Reaktion in Steves Augen erkennen. Sie wirken starr und schimmerten dunkel. Seine Wangenmuskulatur war angespannt und seine Gesichtszüge wirkten eingefroren. Sie kannte diesen Gesichtsausdruck ihres Mannes und dann war mit ihm nicht gut Kirschen zu essen. Es war der Ausdruck, den Danny an ihm hasste. Er war dann zu allem bereit, auch über Leichen zu gehen. Es musste um sie gegangen sein, sonst würde er sie nicht so finster und gleichzeitig besorgt ansehen. Es machte ihr Angst, dass er etwas Unüberlegtes tun könnte, um sie von hier fort zu bringen. Amy wischte sich mit dem Oberarm durchs Gesicht, atmete durch, und brach ihr Schweigen.

„Steve, was ist das für ein Monster, was will er von uns?“, wollte sie mit leiser, dünner Stimme von ihm wissen.
Aber er schüttelte nur den Kopf.

„Von dir nichts, Amy, er will mich.“ Seine Stimme war leise und er versuchte beruhigend auf sie zu wirken.

„Warum Steve? Was hat das Ganze mit dem Fisch zu tun?“ Er biss sich auf die Lippen, sah zu Boden und schwieg. Amy drehte ihren Kopf von ihm weg und wischte sich mit dem Handrücken über die Unterseite der Nase.

„Amy, hör zu. Ich kann es dir nicht erklären, ohne dich in Gefahr zu bringen. Deshalb bitte ich dich inständig, wenn du die Möglichkeit bekommst, von hier fortzukommen, dann gehst du, hast du mich verstanden?“, seine Stimme war schmerzverzerrt. Nicht nur wegen der körperlichen Schmerzen, sondern auch die Sorge um sie und die Nur sie wieder fort schicken zu müssen um sie zu schützen.

„Was ist mit dir, Steve? Ich werde nicht ohne dich gehen. Das habe ich gestern gemacht und du siehst, wohin uns das gebracht hat. Nein, vergiss es Steven! Ich werde nicht ohne dich gehen!"
Er stieß einen tiefen Seufzer aus, biss sich auf die Lippen und zog seine Brauen zusammen, sodass seine Stirn sich in Falten legte. Steve hatte geahnt, dass sie so reagieren würde. Er kannte seine Frau gut und es würde ein hartes Stück Arbeit werden, um sie, nachdem was passiert war, zu überzeugen zu gehen.

„Amy bitte, es geht um mich. Ich komme nach, aber tu einfach, worum ich dich bitte."
Seine Stimme klang bittend, schon fast flehend.
Sie drehte den Kopf und ihr Blick blieb unmittelbar an der Werkbank hängen, bevor sie in seine Richtung sah. Schweigend zog die Nase kraus und spitzte ihren Mund.

„Nein, Steven, entweder wir beide gehen gemeinsam oder ich werde es mit dir hier aussitzen." Sie atmete tief durch die Nase ein und fixierte ihn mit einem wutentbrannten Blick.

„Du wirst gehen, Mrs. McGarrett, hast du mich verstanden! Das ist kein Spiel! Alexej geht über Leichen und wenn es sein muss, ist es deine Leiche. Das versuche ich zu verhindern. Also wirst du gehen, wenn es sich eine Möglichkeit ergibt. Verstanden!“
Steves Stimme wurde lauter und er verlieh ihr mit einem rauen Unterton Nachdruck. Amy biss sich auf die Lippen. So war es gespenstisch ruhig in dem Raum geworden, nur das schwere Atmen von Steve war zu hören, als Amy ihre Beine ausstreckte und zu Steve hoch sah.

„Warum sagst du ihm einfach nicht, was er wissen möchte? Dann wird er uns sicherlich gehen lassen, Steve."
Ihre Stimme zitterte bei seinem Anblick, wie lange konnte er es noch so aushalten? Und was würde sich Alexej noch alles einfallen lassen, um ihn zum Reden zu bringen?
Steve stieß einen großen Seufzer aus: Wie konnte er es ihr nur verständlich machen, dass Alexej nicht nur so tat, als wäre er das Monster, er war auch in Wirklichkeit eines. Lange hatte Steve seinen damaligen Auftrag verdrängt. Dass er und sein Seal Team an einem Ort waren, an dem sie nie hätte sein dürfen, aber sie waren es.
Jetzt kam alles zurück, der Verlust seines Buddys. Es war alles wieder präsent, jede einzelne Minute des Auftrages. Kaltherzig hatte Alexejs Frau Layla diesen niedergestochen. Und eigentlich hatte der Stich ihm gegolten. Nach seiner damaligen Heimkehr durfte niemand wissen, was passiert war. Weder Bulls Verlobte,  noch seine Eltern, kannten den wahren Grund ihrer Mission. Steve musste sie im Unklaren lassen was passiert war. Das war das erste Mal, das ihm Zweifel kamen. Doch er tat es.
Es dauerte einen Augenblick, bis Steve wieder mit seinen Gedanken im Hier und Jetzt war. So überlegte er angestrengt, wie sie von hier fortkommen konnten, und bemerkte gar nicht, wie sich die Nase von Amy immer mehr kräuselte. Seine sonst so scharfe Beobachtungsgabe verriet sie immer, aber diesmal war er blind vor Sorge.

„Amy, bitte, wenn du die Möglichkeit hast, wirst du gehen, bitte.“
Erst jetzt bemerkte Steve ihren Blick.

„Neiiiiinnn Amy!!!“, dabei biss er sich auf die Oberlippe und zog die Augen zusammen. Amy kräuselte die Nase weiter und bevor er noch weiter etwas sagen konnte, kam Alexej allein zurück. Er löste Amys Fußfessel und kam mit ihr auf Steve zu. Alexej hielt Amy am Oberarm und zog sie zu sich. Damit versuchte Alexej Steve weiter zu provozieren, doch Steve nahm davon keine Notiz. Stattdessen ratterte es in seinem Kopf.

Was hatte Amy vor?

Zeichen der Vergangenheit  (Hawaii Five-0, Steve Mcgarrett, Alex oLoughiln)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt