42. Kapitel

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Catherine sprang von ihrem Platz auf.
„Wiederhol das bitte nochmal. Was weißt du von dem Päckchen?“ Etwas verwirrt gingen ihre Augen zwischen ihm und Kamekona hektisch hin und her. „Hast du ihm was von unserer Unterhaltung erzählt?“ Ihr Blick blieb bei Kamekona hängen.
„Nein, Sister, ich habe mich nur weiter umgehört, wer so ein Päckchen unbemerkt verschiffen kann.“
„Es gibt hier nur einen, der solch eine Verbindung herstellen kann.“ San Ming breitete seine Arme weit aus. „C'est moi“, und richtete danach seine Brille. Amy saß ruhig, die Hände ineinander gefaltet, während Eddi seine Schnauze auf ihrem Oberschenkel ablegte und leise vor sich hin wimmerte. Er spürte ihre Anspannung und stupste sie im nächsten Moment an.
„Hattest du Steve nicht versprochen, dich aus diesem Geschäft zurückzuziehen?“
San Ming schwang mit dem Oberkörper leicht hin und her.
„Ja, nein, mhhh, na ja.“ Er strich sich verlegen übers Kinn und sah runter auf Amy. „Wenn ich gewusst hätte, um wen es sich handelt, hätte ich es vielleicht abgelehnt. … Nein, ich hätte es auf jeden Fall abgelehnt.“
Amy hatte angefangen, Eddi am Kopf zu kraulen, und blickte fragend zu Kamekona hinüber.
„Ich möchte nicht stören, aber worüber redet ihr und welches Päckchen?“  Dann trank Amy einen Schluck von ihrem Kokoswasser. Gemächlich kam San Ming an ihre Seite und setzte sich neben sie.
„Hat die Süße keine Ahnung, dass der Big Boss auf dem Weg nach Manila ist und im Prinzip schon da sein müsste?“
Amy hatte aufgehört, Eddi zu kraulen, und starrte mit weit aufgerissenen Augen Cathrine an.
„Nein, es war bis jetzt nur eine Vermutung.“ Erwiderte Catherine.
„Was für eine Vermutung haben Sie Steve gefunden? Ist er etwa in Manila? Wie kommt er dorthin und seit wann wissen Sie es, Catherine?“ Amy war erregt und etwas aufgebracht, dass seine Ex ihr etwas verheimlicht hatte. Sachte legt Catherine von der anderen Seite des Tisches eine Hand auf ihren Unterarm.
„Um das herauszufinden, sind wir hier. Was und ob es Steve war, den man nach Manila gebracht hatte. Ich erkläre es Ihnen.“ Catherine strich sich die vom Wind verwehte Strähne hinters Ohr und warf gleichzeitig einen Blick zu Lines. Er stand immer noch an der Beifahrertür und ließ seinen Blick über den Strand wandern, dennoch war er hoch konzentriert und verpasste keine Regung von Amy.
„Ich habe von Kamekona. erfahren, dass jemand von der Insel gebracht wurde. Es gab auch ein Foto von der Übergabe, aber leider konnte man nichts Vernünftiges erkennen.“
„Was, es gibt ein Foto, Mann? Was soll sowas? Ich dachte, das macht nur Five-0. Aber du, mein Bruder, misstraust mir. Wie bist du drauf? Ich vertraue dir doch auch.“ Völlig entrüstet sprang San Ming auf und kam mit seinem Gesicht ziemlich nah an den Shrimp-Verkäufer.

„Könntet ihr beide euch beruhigen, und nehmt gefälligst Platz.“ Cath erhob etwas ihre Stimme, um die erhitzten Gemüter zu beruhigen, was von Lines registriert wurde und er sich langsam in Richtung Shrimp-Truck aufmachte.
Amy reagierte sofort und gab ihm durch Handzeichen zu verstehen, dass alles in Ordnung wäre. Misstrauisch nahm er es zur Kenntnis und kehrte zum Auto zurück.
„Ok San Ming, dann berichte du zuerst.“ Catherine nickte ihm zu, während sie einen Block aus der Tasche zog, um sich Notizen zu machen.
So fing er an zu erzählen, dass ein alter Weggefährte ihn anrief, und fragte, ob er noch Kontakte für Transporte von Päckchen hätte, die die Insel ohne Aufsehen zu erregen verlassen könnten. Zuerst wollte er damit nichts zu tun haben. Er wäre ja jetzt ein anständiger Bürger von Hawaii, der versucht, auf normalen Weg seinen Unterhalt zu bestreiten. Sein Bekannter versicherte ihm, dass es nichts Illegales wäre. Er müsste nur ein Beförderungsmittel zur Verfügung stellen, was am frühen Sonntagmorgen aufbrechen würde, um ein Päckchen zur Dora zu bringen. Um was es sich handelt, hätte er nicht gewusst. Man hatte ihm dafür zwanzig Riesen bezahlt. Keine Fragen, so wie immer. Auftrag erledigen und fertig.
Amy runzelte die Stirn. Steve würde sich mit einer anderen Frau namens Dora treffen, um dann gemeinsam mit ihr die Insel zu verlassen? Das sah ihm nicht ähnlich. Amy wollte das nicht glauben. Catherine bat um einen Moment Geduld. Sie würde sie gleich aufklären, was das mit Dora auf sich habe. Die Dora war ein Schiff, mit dem Leute unauffällig irgendwo hin oder von wo weg gebracht wurden. Ohne dass die Regierung oder jemand anderes davon erfuhr.
Aber aus welchem Grund sollte Steve von der Insel gehen oder gebracht werden? Denkt jemand, dass er ein Überläufer, ein Spion oder Landesverräter ist? „Oder hat dieser Alexej was damit zu tun, Catherine?“ Amy war verwirrt und blickte fragend in die Runde. Sie presste ihre Hände vor den Mund und Tränen liefen ihr aus dem Augenwinkel. Alles hätte sie sich vorstellen können, aber Steve ein Landesverräter nach dem, was er für sein Land und Hawaii getan hat. Nein, nie und nie würde er das tun.
„AMY, ich glaube auch nicht, dass er freiwillig von der Insel ist. Das Gute daran ist, dass wir wissen, dass er lebt oder dass er zumindest lebend die Insel verlassen hat.“ Catherines Stimme klang ruhig und sanft. Amy trocknete schnell die Wangen mit dem Handrücken und schluchzte kurz auf. „Dann sagen wir Danny Bescheid oder noch besser, rufen den General von der Base an. Jetzt müssen die etwas unternehmen.“ Amy war ganz aufgeregt und drückte Kamakonas Handgelenk.
Catherine dämpfte ihren Enthusiasmus.
„Stopp Amy, wir wissen nur, er lebte, als er die Insel verließ. Aber wir wissen nicht, wer dahintersteckt. Wenn Danny jetzt eine große Suche nach ihm in die Wege leitet, könnte es ihm eher schaden als nützen. Zumal, wenn er wirklich in Manila ist, haben wir ein Problem. Erstens können das US-Militär oder die US-Behörden dort nicht ermitteln, denn um es so zusagen, unsere Regierungen sind sich nicht grün. Das bedeutet: Sollte ein Vertreter dort auftauchen, gibt es diplomatische Probleme, um es vorsichtig auszudrücken. Außerdem denke ich, dass die Entführer von Steve davon ausgehen, dass Danny oder Five-O ihn daraus holen werden. Und das könnte ihm schaden."
Amy sprang auf und schlug mit der flachen Hand auf die Tischplatte, sodass San Ming und Kamekona zusammen zuckten. „Soll das heißen, wir überlassen Steve seinem Schicksal und falls Alexej oder wer auch immer ihn vielleicht umbringen will, kann er dies tun. Ich hatte ehrlich gedacht, es liegt Ihnen etwas an Steve. Oder stecken Sie vielleicht dahinter und wollen ihn ans Messer liefern? "
„Amy, bitte.“ Catherine deutet auf die Bank. „Ich weiß, Sie sind aufgebracht und wütend. Aber bitte hören Sie mir weiter zu.“ Leicht vertrauensvoll lächelte Steve Ex Amy an.
„Ja, Catherine, ich bin sauer, weil ich den Anschein habe, dass alle froh sind, dass Steve fort ist.“

„Hey Sister, das stimmt nicht. Ich …" Kamekona warf einen Blick zu San Ming rüber und wedelte mit dem Zeigefinger zwischen den beiden hin und her. „Also wir beide zumindest nicht.“
„Entschuldige bitte, aber es ist so frustrierend zu sehen, dass keiner helfen kann, macht, tut oder es versucht. Es verläuft alles im Sande."
Schwer atmend, legte Amy ihre Hände vors Gesicht.
„Es tut mir leid, Catherine, ich weiß, Sie wollen für Steve auch nur das Beste. Ich bin so…, ich kann das nicht in Worte fassen. Keiner ist da, der einem helfen kann. Ich fühle mich so hilflos. Wenn Sie verstehen, was ich meine." Amy blickte über das weite, endlose Meer und legte anschließend ihre Hände wieder vors Gesicht.
„Amy, ich kann verstehen, dass Sie verzweifelt sind. Aber die politische Lage lässt dem General von der Base keine Möglichkeit zu, so zu handeln. Es würde unsere angespannte Haltung zu den Philippinen noch mehr belasten. Aber ich habe mit einem alten Freund telefoniert, der uns vielleicht hilft – aber ich habe ihm aber noch nicht erzählt, worum es sich handelt. Er wird so in ca. zehn Minuten zu uns stoßen. Daher möchte ich Sie bitten, ihm nochmal genau zu erzählen, was am Wochenende passiert ist. Auch wenn es schwerfällt, aber jede kleine Information könnte wichtig für ihn sein.“

Zeichen der Vergangenheit  (Hawaii Five-0, Steve Mcgarrett, Alex oLoughiln)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt