40. Kapitel

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Nach ein paar Worten mit dem Jungen ging Steve hinüber zum Wasserspender und reihte sich in die Schlange der Häftlinge ein.
Plötzlich wurde es laut, ein Geraune kam aus dem hinteren Teil des Zellenblocks.
Einer der Männer von Sung und ein weiter bulliger Kerl, der von Kopf bis Fuß tätowiert war, fingen lautstark zu diskutieren. Steve wischte sich mit dem Handrücken über den Mund, nachdem er einen Schluck getrunken hatte. Gemächlich schlich er zu den Gitterstäben der Zellentür und betrachtete die beiden Kerle. Mittlerweile hatten die beiden sich in Rage geredet und sich eine Traube von Häftlingen um sie herum gebildet. Sprechchöre wurden laut und heizten die Stimmung noch mehr an. Die Wachen auf dem Turm unternahmen nichts, so weit Steve von seiner Position erkennen konnte. Stattdessen schienen sie sogar ein wenig amüsiert über den Kampf der beiden zu sein.
Die Hitze der letzten Tage war nichts gegen den heißen Kampf. Mittlerweile hatte sich der Handlanger von Sung ein selbst angefertigtes Messer besorgt und bedroht den Hulk.
Nur wenige Sekunden danach erklang das Aufheulen einer Sirene, laut und unaufhaltsam. Wie von der Tarantel gestochen löste sich der Pulk der Männer auf und Steve wurde, mit einem harten Griff, widerwillig zurückgezogen. Aus dem Augenwinkel sah er, dass Charles auch den Jungen nach hinten in ihre Zelle zog.
Doch die beiden Streithähne nahmen keine Notiz davon und machten unaufhaltsam weiter.
Das tosende Geschrei von Sung's restlichen Männern und der anderen Mithäftlinge, die das Aufhören des Kampfes forderten, wurde von der Sirene verschluckt. Steve stand in seiner Zelle und betrachtete aus sicherer Entfernung wie die Wachen die Gewehre anlegten. Zwei gezielte Schüsse und die Männer gingen in der Mitte des Hofes zu Boden und blieben regungslos liegen. Im nächsten Moment wurde das große Eisentor, das zum Verwaltungstrakt und weiteren Zellen führte, aufgestoßen und ein Dutzend bewaffneten Wachen stürmten auf sie zu, rissen die bewusstlosen Männer hoch und schleifen sie über den Platz zum Eisentor. Gut bewacht von den Männern auf dem Turm, die sich mittlerweile verdoppelt hatten und ihre Vollgummigeschosswaffen gegen scharfe Waffen ausgetauscht hatten.
Steve beobachtete das alles aufmersam und merkte sich das Vorgehen der Wachen ganz genau.

„Du siehst, du hast keine Möglichkeit von hier herauszukommen, also schlag es dir aus dem Kopf. Du hast gesehen, was passiert", knurrte Bob ihn von der Seite an und hielt ihn immer noch am Oberarm fest.
„Wo bringen sie denn jetzt hin?", fragte Steve monoton, ohne sich umzudrehen.
„Ins Loch, für die nächsten 180 Stunden. Wie es dort ist, möchtest du nicht wissen."
Gemächlich drehte Steve seinen Kopf auf die Seite und zog die Brauen zusammen.
„Warum?"
„Hier ist schon die Hölle, aber für dort muss das Wort noch erfunden werden.
Wenn dich die Wachen dich nicht drangsalieren, tun es die Ratten. Die nur auf dich warten, um an dir zu knabbern. Es ist feucht, dunkel, es stinkt nach allem, was du dir vorstellen kannst, oder auch nicht. Weiterhin ist es eng, wenn du in der Mitte des Raumes stehst und deine Arme seitlich von dir weg streckst, kannst du die Wände berühren. Das einzige Licht das es gibt kommt durch ein kleines Deckenfenster, doch es ist so hoch, das man es nicht erreichen kann. Es ist quasi nicht größer als eine Hundehütte, die im Boden eingelassen wurde. Wenn es regnet, läuft der Lehm und alles andere von oben an der Decke, die Wand entlang in deine Zelle und setzt sie unter Wasser. Weiter bekommst du nur ein minimales Essen, wenn du Glück hast. Also halte dich zurück und wenn du die Sirene hörst, sieh zu, dass du wegkommst." Der Blick von Bob war ernst und eindringlich. Schon länger hatte er den Eindruck, dass Steve sich einen Plan überlegte, von hier fortzukommen.
„Hat es denn schon einmal geschafft, von hier fortzukommen?"
Bob kniff die Augen zusammen.
„Hast du mich nicht verstanden? Das Loch ist schon das Schlimmste und bei Wiederholung strafen sie dich mit noch mehr Stunden darin. Also wenn du dort nicht verrückt werden willst, solltest du diesen Ort meiden. Es sei du willst unbedingt mit den Füßen voran herausgebracht werden."
„Du hast meine Frage nicht beantwortet. Hat es jemand hier herausgeschafft?" Steve verlieh dem Satz etwas Nachdruck.
Bob schüttelte den Kopf und warf zu Charles einen unmissverständlichen Blick zu, dieser gesellte sich langsam zu ihnen.
„Was schaust du so merkwürdig, Bob?"
„Was ich so merkwürdig schaue? Ist wegen unseres Freundes hier. Er hat wohl vor, von hier zu türmen", flüsterte er leise.
Charles grinste sich einen.
„Und wie will er das anstellen? Hat ihm die Vorstellung der Wachen nicht gefallen? So viel Aufwand für die Zwei."

„Also die sechs, die sie herausgetragen haben und die oben auf dem Dach machen zusammen ca. zwanzig Wachen. Oder? Wie viel sind drinnen noch?"
„Steve, du hast hier drinnen keine Chance, wenn du draußen bei den Arbeiten bist, hast du vielleicht eher eine Chance wegzukommen. Aber hier drin. Vergiss es. Dazu brauchst du die Unterstützung von Sung und seinen Männern und gegeben falls noch anderen. Aber allein, nein, da zahlst du mit deinem Leben."
Steve hatte aufgehorcht, als er von den Arbeiten draußen erzählte.
So bat er ihn, es ihm genauer zu erklären.
Bob setzte sich und Steve nahm im Schneidersitz neben ihm Platz.

Bob berichtete ihm, dass es hin und wieder vorkam, dass Häftlinge zum Straßenbau oder auf Baustellen zum Ausheben des Bodens abkommandiert wurden. Es gab zwar Sicherheitsmaßnahmen, aber es waren deutlich weniger. Dann wollte Steve noch wissen, nach welchen Kriterien die Männer ausgewählt werden. Bob und Charles zogen die Schultern hoch, dass konnten sie ihm auch nicht sagen.
Sie vermuteten, aber dass junge gesunde Männer, die kräftig genug waren, dazu ausgewählt wurden. Denn die Zeit für diese Arbeit begann recht früh und hörte spät auf. Zudem ging es über Wochen ohne Pause. Für jeden, der dies körperlich durchhielt, wurde ein Teil der Haftstrafe erlassen. Aber es war um diese Jahreszeit eine Hölle, heiß, die Luftfeuchtigkeit extrem hoch und kaum eine Pause.

Zeichen der Vergangenheit  (Hawaii Five-0, Steve Mcgarrett, Alex oLoughiln)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt