36. Kapital

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Amy stand auf und wischte sich etwas nervös ihre Hände und die Oberschenkel ab und warf einen flüchtigen Blick zu Lines, der immer noch am Auto lehnte und die Gegend genau in Augenschein nahm. Ihm war trotz der Distanz zwischen ihnen aufgefallen, dass Amy ziemlich beunruhigt aussah. Langsam löste er sich von der Motorhaube und setzte sich in Bewegung. Ein kurzes Handzeichen von ihr genügte und er blieb stehen.
Amy atmete kurz durch und setzte sich Catherine wieder gegenüber.
„Was ist aus Alexej geworden, haben sie ihn festnehmen können?"
Catherine presste die Lippen aufeinander und schüttelte den Kopf und fuhr sich mit der linken Hand durch die Haare.
„Er ist angeblich beim Luftangriff getötet worden, zumindest hat man sich das später erzählt."

„Ich verstehe nicht ganz, wenn der Auftrag geheim war, woher wusste sie, wo die Seals sind?"
Catherine biss sich angespannt auf die Lippen.
„Vom mir Amy, von mir." Catherine wurde leise, während sie kurz ihr Gesicht in die Sonne hielt.
„Als sie bei ihrem vereinbarten Zeitpunkt nicht ankamen, galten sie als vermisst. Ich recherchierte und gab Joe die Koordinaten, wo sie sich aufhalten könnten. Der wiederum schickte eine Aufklärungseinheit los. Das nächste, was ich erfuhr, war, dass Joe Steve da alleine da rausholt hatte. Er war verletzt und er rief mich aus dem Krankenhaus an und bedankte sich bei mir für die Rettung. Als Dankeschön lud er mich auf den Navyball ein. Was dann passiert, hat er ihnen sicherlich erzählt?"

„Nein Catherine, um ehrlich zu sein, weiß ich fast gar nichts über Sie. Nur dass Sie gemeinsam mit ihm nach dem Tod seiner Mutter und anderen Ereignissen von der Insel gegangen sind. Er hüllt sich in Schweigen. Als wir damals im Wellness-Bereich aufeinander trafen und sie uns über ihren Seemann erzählten, kannte ich Steve zu diesem Zeitpunkt gerade einmal drei Monate. Er hat zu der Zeit nicht viel über sich erzählt. Er versprach immer, er würde mir bald mehr über sich erzählen. Er war einerseits so offen, aber auch so verschlossen, wenn es um ihn selbst ging."

Catherine legte ihre Unterlippe über die Obere. Damit hatte sie nicht gerechnet, dass Steve nichts über sie erzählt hatte. Resigniert blickte sie an Amy vorbei und beobachtete die Leute, die am Strand entlang gingen.
Traurig stand Amy auf und lief zu Eddie rüber, der im Schatten der Palmen lag. Sie ging vor ihm in die Knie und kraulte ihm.
„Oh Eddie, was machen wir bloß, keiner kann uns helfen." Ihre Stimme flatterte dabei und es schossen ihr wieder Tränen in die Augen. Catherine, die noch an der Bank stand, zückte ihr Handy.
„Lee, hast du das getan, um das, was ich dich gebeten habe? Nein, ... Ich sagte, du möchtest es bitte gleich erledigen. Verdammt, es ist wichtig. ... Ja, heute noch ... Nein, gleich wenn möglich. Ja. Es tut mir leid. Danke," sie legte auf und ihr Handy auf den Tisch.
„Geht es um Steve, Sister?"
Catherine zuckte zusammen. Sie hatte nicht bemerkt, dass Kamekona zu ihrem Tisch gekommen war, um ihnen einen Teller ganz frischen Shrimps zu bringen. Sie nickte ihm zur Bestätigung zu und beobachtete Amy weiter.
„Er liebt sie, oder?"
„Ja Sister, auch wenn er sich am Anfang vielleicht schwer getan hat. Aber sie ist der Ausgleich. Und so fällt es mir schwer zu glauben, dass er nicht mehr unter uns ist."
„Wir werden sehen, ich habe noch die ein oder andere Möglichkeit, vielleicht was rauszubekommen. Aber bitte erzähl nicht Danny oder sonst wem davon. Ok."
Fast schon zärtlich strich sie ihm über den Arm. und setzte sich in Richtung Amy in Bewegung, als der Hawaiianer sie kurz zurückrief.

„Ich weiß nicht, ob das wichtig ist und habe es auch vergessen, denn bis vor drei Tagen wusste ich von Steves Verschwinden nichts, aber ...", Kamekona fuhr sich mit der Hand über den blanken Kopf und runzelte die Stirn.
Cath trat näher an ihn heran und versuchte in seine Augen zu sehen.
„Ok Sister, aber wie gesagt, es ist etwas merkwürdig. Es ist so ca. fünfzehn oder sechzehn Tage her, da kam einer und unterhielt sich mit einem meiner alten Bekannten, wenn du verstehst, was ich meine. Der sagte nur, in den nächsten Tagen wird die wertvolle Fracht verschickt."
Cath verschränkte ihre Arme über die Brust und presste ihre Lippen aufeinander.
„Ok, was willst du damit sagen? Kann doch alles mögliche sein. Ein Auto, eine Yacht. Kamekona, das hilft mir nicht weiter und was hat das mit Steve zu tun?"
Sie rollte mit den Augen und war im Begriff, ihm den Rücken zu kehren.
„Halt", rief er und hielt sie fest.
„Ich sagte doch, es ist komisch."
Wieder rollte sie mit den Augen und tänzelte von einem Fuß auf den anderen.
„Sister, nach ein paar Tagen kam er wieder zu mir und sagte, das Päckchen mit der wertvollen Fracht ist verschifft, etwas lädiert, aber ansonsten heil. Der Empfänger hat schon Kontakt aufgenommen und es müsste in vierzehn Tagen sein Endziel erreicht haben. Also das wäre dann heute."

„Mensch Kamekona, mir egal, ob das Päckchen angekommen und ob es heile geblieben ist. Das interessiert mich nicht. Tut mir leid, dann muss dein Bekannter eine neue Lieferung bestellen." Catherine war genervt.
"Sister, du verstehst nicht. Mein Bekannter von früher hat Personen, die nicht ganz so, naja, die etwas Schwierigkeiten mit den Behörden hatten, von der Insel gebracht oder hierher geholt. Ohne dass jemand groß davon etwas mitbekommen hat. Weißt du nun, was ich meine? Außerdem sprach er noch weiter davon, da das Päckchen jetzt weg wäre, würden sich ziemlich viele darüber freuen. Und es würde die alte Ordnung wiederherstellen."
„Du meist, er war ein Menschenhändler?", hakte sie nach.
„Na ja, Menschenhändler würde ich es nicht gerade nennen, eher Vermittler. Oder so etwas in der Art. Aber wie gesagt, es ist halt komisch. Der Kahuna ist weg und es gibt viele alte Gruppen, die er zerschlagen hat, die sich jetzt neu orientieren."
Steves Ex krallte sich in seinen Unterarm fest.
„Hast du was davon, Danny oder Five-0, was erzählt?"
„Hey, ich habe gerade erst davon erfahren, dass Steve weg ist. Und um ehrlich zu sein, kam mir jetzt, wo ich dich sehe, wieder der Gedanke auf, dass das Päckchen Steve sein könnte."
Catherine wurde etwas hektisch. „Kannst du mehr herausfinden, um was es sich für ein Päckchen handelt und mit was er von hier weggebracht wurde und vor allem wohin. Und sag Danny erstmal nichts davon, nicht dass er wieder die Pferde scheu macht und alles auffliegt, und erzähl ihm auch nicht, dass ich hier bin, bitte. Melde dich bei mir."
Catherine nahm ihre Handtasche und holte eine Visitenkarte heraus und gab sie ihm.
Er nickte und steckte sie in die Hosentasche.

„Und jetzt, Sister, was machen wir mit ihr, sagen wir ihr was?"
Cath schüttelte den Kopf. Wir müssen erstmal sicher sein, dass es Steve ist." Und dann sehen wir weiter.
Catherine bedankte sich bei dem Shrimps Verkäufer, drehte sich um und lief langsam zu Amy rüber, die immer noch neben Eddie kniete ihn hinter den Ohren kraulte.
Mit einem Lächeln verabschiedeten sich beide Frauen. Während Cath in Richtung Strand aufbrach und sich unter die Touristen mischte, nahm Amy Eddie an die Leine und lief zu Kamekona zurück. Für einen Moment nahm sie an dem Picknicktisch Platz, an dem sie sich immer alle trafen. Gefühlvoll strich sie über die Stelle am Tisch an dem ihr Mann immer saß.
„Kann ich was für dich tun, Sister?" Kamekona wankte schwerfällig zu ihr und setzte auf die Bank.
Schweigsam schüttelte sie ihren Kopf und schaute zu dem Beamten, der an seinem Wagen lehnte. Sie hatte sich so gewünscht, dass Catherine ihr etwas über das Verschwinden und den Verbleib berichten hätte können. Stattdessen war es ein weiterer Tag ohne Steve und das große Fragezeichen, wo er abgeblieben war.

Zeichen der Vergangenheit  (Hawaii Five-0, Steve Mcgarrett, Alex oLoughiln)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt