30. Kapitel

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Es dauert einige Augenblicke, bis sie sich wieder im Griff hatte. Als nächstes nahm sie sein Handy raus, schaltete es ein. Und durchforstete seine letzten Anrufe. Es waren einige Nummern, die sie nicht kannte, dann Danny, Lou, Duke und noch ein paar andere, deren Name ihr was sagten, sie aber kein Gesicht dazu hatte. Dann blätterte sie durch das Telefonbuch. Viele von den Nummern kannte sie nicht oder sie waren unter Abkürzungen gespeichert, die für sie keinen Sinn ergaben. Dann kam sie bei R. an. R wie Rollins.

Amy bekam große Augen und es lief ihr ein Schauer über den Rücken. Lange hatte sie den Namen weder gehört noch gelesen. Er hatte ihr gesagt, dass er ihre Nummer gelöscht hatte. Sie öffnete den Kontakt und sah, dass er ihre Nummer das letzte Mal vor gut drei Jahren angerufen hatte.
Also hatte er nicht gelogen, dass er nicht wusste, wo sie ist, und dass er keinen Kontakt mehr hat. Ihr kam plötzlich eine Idee, aber schnell verwarf sie sie wieder und blätterte weiter durch Telefonbuch. Aber immer wieder flammte der Gedanke auf. Um auf andere Gedanken zu kommen, ging sie in die Küche, um sich einen Kaffee zu holen. Sie zuckte zusammen als sie was Feuchtes an ihrer Hand spürte. „Mensch Eddie, hast du mich erschreckt. Komm her, ja, ist schon gut. Ich vermisse ihn auch.“ Sie kraulte ihn und gab ihm zu fressen und ging zurück zum Sessel.
Das Handy lag auf dem Tisch und immer wieder starrte sie darauf. Der Gedanke, sie anzurufen und um Hilfe zu bitten, ließ sie nicht los. Schließlich gab die dem Drang nach und drückte ihre Nummer. Doch nach drei Mal klingeln verließ sie den Mut. Sie legte auf, legte es zurück auf den Tisch und trank den Rest von ihrem Kaffee.
Sie zuckte zusammen, als das Handy plötzlich zu klingeln begann und auf dem Display der Name ROLLINS erschien. Sie zögerte und ging dann dran.

„Nein, hier ist nicht Steve. Ich bin Amy seine Frau.“ Dann war für einen Moment Ruhe auf der anderen Seite. Amy schluckte und sie hatte einen Kloß im Hals und sie räusperte sich.
„Man hat Steve vor über einer Woche entführt und keiner weiß, wo er ist … Nein, auch Five-0 weiß es nicht …“, es löste sich ihre Anspannung, je länger das Gespräch der Frauen dauerte.
"Ok, das mache ich,... Nein versprochen. Bis dann." Sie legte auf und starrte noch für eine Sekunde auf Handy und selbst über sich verwundert, diesen Anruf getan zu haben.
Mit etwas Glücksgefühl ging sie nach oben und ließ ein Bad ein.
Über eine Stunde tauchte sie ab.



Ein paar Tage später schlenderte Amy über den Marktplatz und hielt dabei Ausschau nach Catherine und immer drei Meter hinter ihr, der Polizeibeamte von Dukes Einheit. Es war ein weiterer Anstandswauwau von Danny, den er ihr aufs Auge gedrückt hatte, um sie zu beschützen. Gemächlich ging sie an den Geschäften von Marketplace vorbei und war in ihren Gedanken versunken. Was würde sie darum geben, die Zeit zurückzudrehen. Ihre Gedanken kreisten um jeden Augenblick des Tages um Steve. Besonders hier am Aloha Tower war es besonders schlimm. Alles erinnerte sie an ihn. Beide hatten hier nach dem Gespräch mit dem Arzt gesessen, und er hatte ihr hier versprochen, kürzer zu treten und dem Team, insbesondere auch der Jugend, den Vortritt zu lassen.
So malte sie sich aus, was er davon halten würde, seine Ex um Hilfe zu bitten. Wie würde er reagieren, wenn er es herausfinden würde. Amy erinnerte sich noch zu gut, wie er ihr damals die kalte Schulter gezeigt hatte, als er Catherine erklärte, dass ihre Beziehung definitiv zu Ende war und er sich für sie entschieden hatte. Nun würde es keine zehn Minuten mehr dauern und beide würden sich treffen.

„Amy? Sind Sie es?“, rief ihr eine Frau mit halblangen brünetten Haaren zu, die in diesem Moment aus einem Souvenirshop kam. Leicht irritiert blieb Amy stehen und wurde im nächsten Moment von dem zivil gekleideten Beamten in Sicherheit gezogen.
Freundschaftlich legte Amy ein Hand auf seiner Schultern ab.
„Ist gut Luke, ich kenne sie. Sie eine alte Bekannte von mir.” Mit einem warmen bestätigendem Lächeln trat Luke einen Schritt beiseite und überließ Catherine den Platz.
Etwas zurückhaltend breitete Amy ihre Arme aus, um Catherine zu drücken.
Während Catherine Amy ebenfalls umarmte, schaute sie über ihre Schulter und musterte den Beamten. Dieser erinnerte in Statur und Größe Arnold Schwarzenegger in Terminator. Groß und durchtrainiert.
Erleichtert darüber, dass der Officer keine großen Nachfragen stellte, liefen beide etwas durch das Shoppingcenter und setzten sich schließlich in eine Nische vor Marios Trattoria. Amy bestellte sich einen Milchkaffee und Catherine einen Cappuccino, dabei schwiegen sich die beiden Frauen an. Angespannt legte Amy ihre Hände auf den Tisch und versuchte sich zu beherrschen, dennoch füllten sich langsam ihre Augen mit Tränen und ihre Wangen fingen an zu glänzen. Tief einatmend schaute sie in den Himmel. Bei dem Gedanken, was Steve dazu sagen würde, dass sie hier mit seiner Ex saß, Kaffee trank und über ihn sprach, wäre sie am liebsten weg gelaufen. Es fröstelte sie ein wenig und bereitete ihr Magenschmerzen.
»Entschuldigung.«
Amy griff mit Daumen und Zeigefinger an den Nasenrücken und schluchzte kurz vor Verzweiflung auf.

„Ist schon, ich kann es gut verstehen“, antwortete Cath und legte ihre Hand auf Amys Unterarm.
Es dauerte einen Augenblick, und als Mario mit den Getränken kam, hatte sich Amy beruhigt.
Sie trocknete die Tränen und räusperte sich kurz. Nervös setzte sie die Sonnenbrille auf um sie im gleichen Moment wieder ab zu nehmen und in ihren Fingern zu drehen.
„Wer ist denn dieser gut aussehende Mann dort?“, fragte Catherine, um das Gespräch in Gang zu bringe, und nickte zu dem Beamten hinüber.
„Das ist Luke, den hat mir Danny beiseite gestellt. Und noch drei weitere, die sich abwechseln, um auf mich aufzupassen. Er ist seit Steve…“,  Amy stockte, sie hatte einen Kloß im Hals, „Danny hat Angst, dass mir was passiert“, erzählte Amy mit leiser Stimme weiter. Ein warmes Lächeln überzog Catherines Gesicht.
„Der gute alte Danny, er übertreibt mal wieder.“ Sie kannte ihn gut, und wusste, wenn er solche Geschütze auffuhr, um Amy zu schützen, musste Steve in ernsthaften Schwierigkeiten sein.
Amy schloss kurz die Augen. Angespannt knetete sie die Hände und biss sich auf die Unterlippe. Dann erhellte kurz ein leichtes Lächeln ihr Gesicht.

„Ist schon komisch, unter normalen Umständen würden wir nicht hier sitzen.“
„Geschweige denn uns über Steve unterhalten“, Catherine musste ebenfalls lächeln.
„Und Sie haben es tatsächlich geschafft, ihn einzufangen.„Ich war damals zu dumm, ihn vom Markt zu nehmen.“
Catherine seufzte dabei leicht.
Amy nickte und zog ihr Mundwinkel kurz hoch.
"Steve brauchte zu seinem Glück etwas Solides. Aufregung hatte er in seinem Leben genug.“ Catherine legte ihre Hand auf Amy ihre und drückte sie.
„Er liebt Sie, Amy. Das habe ich begriffen, als er an unserem letzten Abend über sie sprach. Aber es ist schon komisch. Er nimmt eine Lehrerin zur Frau, und das trotz der Vorgeschichte mit seiner Mutter. Das hätte ich nie im Leben geglaubt.“
„Aber ich bin keine CIA-Agentin wie sie“, sagte Amy leise, warf ihrem Bodygard einen kurzen Blick zu und nahm einen großen Schluck von ihrem Milchkaffee.

Für kurze Zeit herrschte Stille. Dann räusperte sich Catherine und sah Amy forschend an: „Erzählen Sie mir, was passiert ist.“ Auch sie nahm einen Schluck ihres Getränkes.
Amys Nase kräuselte sich etwas, bevor sie leise und unter Tränen anfing zu erzählen.

Über eine Stunde saßen sie gemeinsam dort und Amy erzählte genau, was passiert war. Ab und zu brauchte sie einen Moment, um sich zu sammeln. Cath unterbrach sie nicht und hörte aufmerksam zu.
„Amy, ich verspreche, ich werde meine Kontakte spielen lassen, aber wenn es mit der Navy und einem Auftrag von Steve in Zusammenhang steht, wird es schwer, etwas in Erfahrung zu bringen. Denn entweder sind die Akten mittlerweile vernichtet oder als streng vertraulich eingestuft. Aber ich werde mein Bestes geben.“ Catherine lächelte zuversichtlich.

„Und Amy, sie sind sich sicher, dass es ein Fisch war, der auf dem Tisch gelegen hat?“ Amy nickte und beobachtete Catherine genau, die kurz so aussah, als würde sie sich an was erinnern.
„Okay, dann habe ich eine Bitte. Erzählen Sie bitte dem Team nicht, dass Sie mich kontaktiert haben. Vor allem nicht Danny?“ Verwirrt sah Amy sie an und  Catherine setzte nach: “Ich glaube, er nimmt es mir übel, dass ich Steve verlassen habe. Und eine Diskussion mit ihm ist das Letzte, was wir benötigen. Stattdessen sollten wir lieber Steve finden.”

So saßen die beiden noch für eine Weile bei Mario und unterhielten sich über verschiedene Dinge, aber meistens kam doch das Thema Steve auf.

„Gut Amy, ich melde mich bei Ihnen. Und falls Sie vorher etwas hören sollten, melden Sie sich bei mir. Sie haben ja meine Nummer.“ Langsam erhob sich Catherine vom Stuhl und blieb kurz dahinter stehen. Fest sah sie Amy an:

„Wir werden ihn zurückholen.“

Dann griff sie sich ihre Jacke und ihre Handtasche und war kurz darauf in der Menschenmenge verschwunden.

In Gedanken nippte Amy an ihrem Milchkaffee und zuckte zusammen, als sie eine Hand auf ihrer Schulter spürte. Sie sah erschrocken hoch, doch es war nur Luke, der sie besorgt musterte.
“Alles gut bei Ihnen, Amy?“
Amy nickte und legte eine Hand auf seine und versuchte ein Lächeln.
“Ja, Luke. Es ist alles gut. Danke.”
Amy bezahlte die Rechnung und gemeinsam verließen sie die Trattoria. Gedankenverloren schlenderte sie durch die Mall, Luke immer einen Schritt hinter ihr.

Zeichen der Vergangenheit  (Hawaii Five-0, Steve Mcgarrett, Alex oLoughiln)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt