Zunae schloss ihre Augen, während sie die kühle Luft genoss. Bei ihr Zuhause war es immer sehr warm gewesen, weshalb sie nicht wusste, ob sie diese Kälte immer genießen würde, doch heute tat sie es.
Wie kalt würde es hier wohl werden? Würde sie beginnen zu frieren?
Zunae schüttelte leicht den Kopf, bevor sie begann, sich aufzuwärmen und dann zu strecken. Während sie das tat, lausche sie.
Um sie herum wirkte alles ruhig, weshalb sie sich entschied, die Gelegenheit zu nutzen.
Ruhig dastehend, leitete sie ihre Magie in ihre Kette, um sie dort zu sammeln. »Ich rufe dich zu mir, Geist des Windes«, flüsterte sie leise, wobei ihre Worte vom Wind davongetragen wurden.
Die kühle Brise, die ihre Haare bewegte, sammelte sich vor ihr und bildete ein Wesen, dem man ansehen konnte, dass es versuchte, eine weibliche Gestalt zu kopieren. Dennoch bestand sie nur aus Wind und war nur für Zunae sichtbar.
Diese öffnete ihre Augen und lächelte. »Danke, dass du erschienen bist«, hauchte sie.
Die Windnymphe verneigte sich leicht. »Ihr habt gerufen, hier bin ich«, hauchte sie, wobei es mehr klang, als würde der Wind selbst zu Zunae flüstern.
Langsam band sich Zunae ihre Haare zu einem festen Knoten. »Ich brauche deine Hilfe bei meinen Morgenübungen«, erklärte sie, wusste sie doch, dass noch mehr Worte unnötig waren. Ihre Vertraute wusste genau, was Zunae von ihr erwartete.
Während sich Zunae in Kampfposition begab, tat es die Nymphe ihr gleich. Dabei ein Lächeln auf den Lippen, die immer wieder verschwanden, als würde jemand das Bild verwischen.
Mit einer gezielten Bewegung führte Zunae einen Schlag gegen den Kopf der Nymphe aus. Diese hob die Hand und fing Zunaes Faust ohne große Probleme auf.
Für Außenstehende würde es aussehen, als Kämpfe die Rothaarige gegen einen imaginären Gegner, da die Nymphe nicht zu sehen war. Das war auch der Grund, warum sie gern mit dieser kämpfte. So würde hoffentlich niemand, der sie beobachtete, ihre eigentliche Gabe auffallen.
Während sie das tat, schweiften ihre Gedanken ab. Was sollte sie tun, während sie hier war? Ihre oberste Aufgabe war es, Yelir für sich zu gewinnen, doch ihren Körper als Waffe konnte sie erst einmal vergessen. Außerdem war ihr Stand hier im Schloss nicht gerade leicht.
Sollte sie versuchen, sich vielleicht beim Volk beliebt zu machen? Aber dieses kannte sie nicht. Wusste nichts von ihren Ängsten und Hoffnungen.
Konnte Yelir sie vielleicht herumführen? Sollte es nicht sogar so sein, dass sie vor der Hochzeit dem Volk vorgestellt wurde?
Zunae wusste nicht mehr, mit was sie hier überhaupt rechnen konnte, und dazu kam die Tatsache, dass sie sich unzureichend fühlte. Außerdem hatte sie das zwingende Bedürfnis, irgendwas zu tun.
Ein leiser Pfiff ertönte, der Zunae sofort herumwirbeln ließ.
Es war Degoni, der lässig an einem Baum lehnte. Er trug ähnliche Kleidung wie sie. Ein Zeichen, dass vermutlich auch er gerade geübt hatte. Auch das Schwert, das an seiner Hüfte baumelte, war ein Hinweis darauf.
Aber warum war er jetzt hier und warum beobachtete er sie?
»Stimmt etwas nicht?«, fragte Zunae, die nicht ansatzweise so schwer atmete, wie sie es sich erhofft hatte.
Sie nahm das kleine Tuch, das sie sich über einen Ast geworfen hatte und tupfte sich ein wenig den Schweiß vom Nacken.
Degoni zuckte die Schultern. »Ich habe nur nicht erwartet, dass uns dein Land eine Kämpferin schickt«, sagte er, wobei Zunae sehen konnte, dass seine Augen neugierig funkelten.
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Das Blut der Drachen (Band 1+2)
FantasyZunae, eine starke Magierin bekommt eine wichtige Aufgabe. Sie soll das verfeindete Oberhaupt eines anderen Clans heiraten. Yelir Raenac. Das Problem: In dieser Gegend sind Frauen nicht sonderlich viel wert. Trotzdem könnten ihre Reiche in Gefahr se...