Kapitel 17

497 50 17
                                    

»Ich wünsche einen guten Hunger«, sagte Arcas, verneigte sich leicht und küsste Zunaes Handrücken, als er sie vor den Türen zum Speisesaal absetzte. Yelir wollte erneut mit ihr speisen und reden, worauf sich Zunae freute. Sie verbrachte, ihrer Meinung nach, viel zu wenig Zeit mit ihrem zukünftigen Ehemann. Dabei sollten sie sich doch kennenlernen. Aktuell hatte sie eher das Gefühl, dass sie seine Familie kennenlernte, aber nicht sie.

»Ich freue mich auf unser nächstes Treffen«, sagte sie lächelnd, denn sie hatte die Zeit mit ihm genossen. Er war sehr aufmerksam und verstand es, sie neugierig zu machen.

Erneut verneigte er sich, bevor er sich abwandte.

Zunae drehte sich der Tür zu und öffnete diese.

Wie auch schon die Male zuvor, war Yelir bereits anwesend. Er saß am Kopfende und hielt ein Glas Wein in der Hand, das er im Moment nachdenklich betrachtete.

Als er den Kopf hob, musterte er sie einen Moment, bevor er ihr stumm deutete, sich zu setzen.

Zunae fand sein Verhalten merkwürdig, doch sie ließ es erst einmal unkommentiert. Stattdessen setzte sie sich stumm und besah sich die Auswahl.

Es gab Eierkuchen mit Sahne und Früchten. Ein eher seltsames Abendessen, doch nichts, was sie ablehnen würde.

»Degoni hat mir erzählt, was am See vorgefallen ist«, bemerkte er, was Zunae dazu veranlasste, aufzusehen und Yelir zu mustern. Dieser hob seinen Blick und seine grünen Augen trafen ihre. »Was hast du zu deiner Verteidigung zu sagen?«

Zunae hob eine Augenbraue. »Ich habe nichts getan, für das ich mich rechtfertigen müsste«, erwiderte sie ungerührt, womit sie Yelir einen überraschten Gesichtsausdruck entlockte, der dann jedoch skeptisch wurde. Er kniff die Augen zusammen und starrte sie förmlich an.

Zunae spürte den Schauer, der ihr über den Rücken rieselte, doch sie hielt sich tapfer.

»Meinen Bruder zu verführen nennst du nichts, für das du dich rechtfertigen solltest?«

Zunae zuckte die Schultern. »Er war derjenige, der mich geküsst hat, nicht anders herum.«

Yelirs Blick wurde intensiver und er kniff die Augen ein wenig mehr zusammen. Dann stieß er die Luft aus.

»Seitdem du hier bist, verdrehst du erst Dainte den Kopf, dann Degoni und wie es scheint jetzt auch noch Arcas«, bemerkte er und nahm einen Schluck Wein.

Erst jetzt bemerkte Zunae den leicht glasigen Ausdruck seiner Augen, der ihr sagte, dass er wohl schon ein wenig mehr getrunken hatte, als gut war.

»Du hast einen Harem«, bemerkte sie nüchtern. »Ich bin mir sicher, dass du ihnen auch reihenweise den Kopf verdrehst.«

Yelir stieß den Atem aus. »Was hat das denn damit zu tun?«

»Ich bin niemand, der sich auf eine Warteliste setzen lässt«, erwiderte Zunae ruhig und starrte ihn aus ihren bronzefarbenen Augen an.

Er musterte sie eingängig und erst jetzt, als sie ihn ebenfalls musterte, bemerkte er den Brief vor ihm.

Yelir stieß ein Seufzen aus. »Mein Bruder hat mir geschrieben«, erklärte er und wechselte damit das Thema.

Zunae war nicht ganz zufrieden damit, doch sie ging darauf ein. »Ich hoffe, der Kulturschock war nicht zu groß«, erwiderte sie distanziert. So ganz wohl fühlte sie sich nicht.

»Deine Schwestern bemühen sich sehr um ihn«, erklärte Yelir. »Euch scheint dieser Frieden wirklich sehr am Herzen zu liegen.«

»Natürlich tut er das«, sagte Zunae aufgebracht, wobei sie versuchte, ihren Ärger im Zaun zu halten. »Die Visionen der Seher sind sehr deutlich.«

Das Blut der Drachen (Band 1+2)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt