Yelir musste eingeschlafen sein und noch immer träumen, denn als er seine Augen öffnete, hatte er das Gefühl, schwerelos in einem dunklen Raum zu schweben.
Er kannte das Gefühl, das ihn umgab. Kalt, drückend und einschüchternd. Yelir hatte es das letzte Mal gespürt, als seine Frau dem Tod ins Auge gesehen hatte.
Sofort fragte er sich, ob das ein Hinweis darauf war, dass die Geburt doch nicht so gut verlaufen war und sie gerade starb.
Angst machte sich in ihm breit, während er sich umsah. »Was soll das?«, fragte er in die Dunkelheit hinein, denn er war sich sicher, dass der Drache hier irgendwo war.
Vor ihm tauchte, wie er es fast erwartet hatte, ein Licht auf, das von einem großen Drachen ausging. Dieser schwebte in der Luft und hatte Yelir eingekreist, während seine großen Augen ihn genau musterten. »Ich habe deinem Wunsch befolgt«, erklärte die hallende Stimme des Drachen, doch Yelir verstand nicht ganz, was er meinte.
»Das Kind ist ein Mensch. Ich habe wirklich mit einem Drachen gerechnet«, bemerkte er. Natürlich war er froh, dass es nicht so war, denn wie hatte er das seiner Frau erklären sollen? Allerdings wusste er auch nicht, ob sie nun sicher war oder nicht. Was, wenn der Drache doch ihren Geist auslöschte?
Ein leises Lachen ertönte, das Yelir durch Mark und Bein ging. Es fühlte sich jedoch nicht gefährlich an.
»Und trotzdem habe ich deinem Wunsch entsprochen. Ich habe meine Seele auf beide aufgeteilt. Keiner von ihnen ist ich und trotzdem besitzen die meine Kräfte, ohne, dass es ihren Körper zerstört.«
Yelir brauchte einen Moment, um die Worte zu verstehen. »Aber das ... das heißt, mein Sohn ist auch wirklich mein Sohn?«, fragte er leise, denn das war ihm wichtig.
»Das ist er«, versicherte der Drache mit sanfter Stimme. »Ich werde mich nicht in ihre Seelen einmischen, aber sie müssen meine Kraft beherbergen. Eine einzige Seele ist zu schwach für einen Drachen. Bei einer Seelenkatze wäre das anders.«
Yelir runzelte die Stirn. »Was soll das heißen?«, wollte er wissen. Immerhin waren Drachen und Seelenkatzen beides Göttertiere. Warum sollte das bei den Katzen anders sein?
»Es gibt Unterschiede unter den Göttertieren. Während die Drachen, Einhörner, Leviathane und Phönixe der höchsten Klasse angehören, stehen die Raben, Seelenkatzen, Quallen und roten Bulle unter ihnen. Ihre Kräfte sind klein genug, um eine einzige, starke Seele nicht zu zerstören.«
Yelir schwirrte der Kopf. Es gab viele Gerüchte über die Göttertiere, doch diese Dinge von einem Gott selbst zu hören, war etwas ganz anderes.
»Heißt das, Eure Kraft wird sie schützen?«, fragte Yelir, der keine Ahnung hatte, wie er nun damit umgehen sollte.
»Das wird sie. Und es wir ihnen Kraft verleihen, als wären sie meine Kinder selbst.«
Yelir fragte sich, ob das nicht auch mit einer Gefahr einherging. Würden die Menschen das akzeptieren?
Er schloss die Augen, während er versuchte, das alles zu begreifen. Sollte er es ihnen sagen oder so tun, als wäre nichts?
Es war schwer, denn er wollte seine Frau und seinen Sohn schützen. Aber wie konnte er das am besten?
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Das Blut der Drachen (Band 1+2)
FantasiZunae, eine starke Magierin bekommt eine wichtige Aufgabe. Sie soll das verfeindete Oberhaupt eines anderen Clans heiraten. Yelir Raenac. Das Problem: In dieser Gegend sind Frauen nicht sonderlich viel wert. Trotzdem könnten ihre Reiche in Gefahr se...