Kapitel 23

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Ein Klopfen riss Zunae aus dem leichten Schlaf, in dem sie verfallen war.

Sie grummelte und drehte sich um, um sich die Decke über den Kopf zu ziehen. Noch war sie nicht bereit, aufzustehen und sie musste auch nicht. Immerhin hatte sie gerade nicht mehr zu tun, als sich auszuruhen und zu erholen.

Trotzdem störte jemand ihre Ruhe, als die Tür geöffnet wurde.

Frustriert schlug sie die Decke zurück und setzte sich auf. »Zunae?«, erklang Daintes Stimme fragend, bevor sich eine weitere Tür öffnete. Die in ihr Schlafgemacht. »Ich bin hier, um dich zu untersuchen.«

»Mir geht es ein wenig besser«, sagte sie und schwang die Beine aus dem Bett. Dabei wurde ihr allerdings schon wieder schwummrig, was sie selbst sehr ärgerte. Sie wollte vor den Männern keine Schwäche zeigen und doch konnte sie nicht anders.

»Das ist gut«, erwiderte Dainte, der ihre Hände nahm. Zunae spürte sofort die Magie, die sie durchströmte und sich in ihren Körper ausbreitete.

Im Gegensatz zu der Magie auf dem Boot fühlte sich das hier warm und angenehm an. So gut, dass sie seufzend die Augen schloss.

»Wir haben vermutlich denjenigen gefunden, der dich angegriffen hat«, erklärte Dainte plötzlich, was Zunae dazu veranlasste, überrascht ihre Augen zu öffnen.

Da sie eigentlich wusste, dass es keinen Angreifer gab und der Vorfall mit ihrer Gabe zusammenhing, verstand sie nicht ganz, wen sie gefunden hatten. »Wie das?«, fragte sie irritiert. Es gab niemanden, der sie angegriffen hatte. Da war sie sicher.

»Einer der Diener besitzt ein Artefakt, das er nicht besitzen dürfte. Das kann deinen Zustand ausgelöst haben«, erklärte Dainte, der seine Magie wieder zurückzog.

Zunae spürte, wie die Kühle zurückkehrte, doch es störte nicht nicht. Im Gegenteil. Es fühlte sich vertraut an, weshalb sie es genoss.

»Wie kann das möglich sein?«, fragte sie, da sie noch immer nicht verstand, wie man auf diese Person kam. Nur, weil sie ein Artefakt besaß?

Dainte zuckte die Schultern. »Vielleicht ist er ein Feind von außerhalb«, bemerkte er, als wäre es ihm egal. »Yelir wird sich darüber kümmern, Informationen zu bekommen. Wichtig ist erstmal, dass es dir wieder besser geht. Du darfst dich also wieder frei bewegen. Sei trotzdem vorsichtig«, bat er und musterte sie noch einmal eingängig. »Und halte dich von anderen Männern fern«, fügte er ganz leise hinzu, wobei sein Blick ernst wurde. »Yelir ist sehr eifersüchtig.«

Zunaes Augen wurden groß. »Aber du und Degoni kümmert euch doch um mich, oder sehe ich das falsch?«, fragte sie.

Dainte wirkte zögerlich. »Yelir hat Degoni abgezogen. Er passt lieber selbst auf dich auf. Auch, wenn das sehr kompliziert ist«, flüsterte er.

Zunae runzelte die Stirn. Yelir passte auf sie auf? Dabei hatte sie ihn gar nicht bemerkt.

Sie gab ein nachdenkliches Geräusch von sich, entschied dann aber, dass es nicht so wichtig war. Die Männer würden schon wissen, was sie tun sollten.

»Das heißt, ich darf wieder ausreiten?«, fragte sie, denn sie hatte mittlerweile das Gefühl, dass ihr die Decke auf den Kopf fiel.

Auch, wenn das Gemälde an der Decke und der wunderschöne Teppich ihre Gedanken auf der Suche nach neuen Mustern recht lange beschäftigt hatten.

Dainte zögerte. »Bitte bespricht das mit Yelir«, bat er, wobei er sehr vorsichtig klang. Zunae kam das seltsam vor, doch was sollt esie dagegen sagen? Immerhin würde sie bald Yelir Frau werden.

Sie hatte die Zeit, in der sie nicht viel zu tun gehabt hatte, weil sie sich ausruhen sollte, aktiv genutzt, um die Hochzeit zu planen.

Dank Charlets Hilfe hatte sie hoffentlich alles dabei, was für die Raenacs wichtig war, gleichzeitig aber auch einige Dinge aus ihrer Heimat.

Hoffentlich kamen die Dinge gut an.

Zunae schenkte Dainte ein Lächeln. »Weißt du, wann ich ihn sprechen kann?«

Wenn es nach ihr ging, wollte sie das so schnell wie möglich, doch ihr war auch bewusst, dass Yelir ein vielbeschäftigter Mann war.

»Soweit ich weiß, befindet er sich gerade in der Küche«, erklärte Dainte, der plötzlich breit grinste.

Zunae blickte ihn überrascht an. »Was macht er denn da?«, wollte sie wissen und erhob sich langsam. Sie würde ihn einfach dort aufsuchen. Immerhin wollte sie keine Audienz oder ähnliches. Zudem konnte sie sich dann vielleicht sogar eine Kleinigkeit machen, um sie mitzunehmen.

»Essen«, bemerkte Dainte schmunzelnd. Er wirkte auf Zunae, als würde er ihr einige Dinge verschweigen, doch sie fragte nicht nach. Vermutlich würde sie es selbst herausfinden.

»Dann ... begebe ich mich in die Küche«, bemerkte sie, ging aber zuerst auf ihren Kleiderschrank zu, um sich etwas Passenderes anzuziehen. Etwas, in dem sie auch gemütlich reiten konnte.

Dainte nickte und zog sich dann aus ihrem Zimmer zurück.

Zunae begrüßte das sehr, denn sie wollte niemanden, der ihr beim Umziehen zusah. Zumindest niemand außer Yelir. Wobei ihre Gedanken auch einen Moment zu Degoni wanderten.

Das Blut der Drachen (Band 1+2)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt