Kapitel 6

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Zunae erwachte, als sie Geräusche um sich herum hörte.

Da Chiaki nicht Alarm geschlagen hatte, wusste sie, dass diese nicht gefährlich waren und trotzdem störten sie ihren Schlaf.

Murmelnd drehte sie sich zur Seite, als jemand die Vorhänge öffnete, die ihr Bett zusätzlich schützten. Zuhause hatte sie diese nicht gehabt, weshalb sie immer durch die Sonne, welche durch die Vorhänge an den Fenstern geschienen war, erwacht war.

Jetzt drang allerdings so viel Licht zu ihr durch, dass sie wusste, dass jemand die Vorhänge geöffnet hatte.

Sie gab einen leisen, grummelnden Ton sich und schlug dann die Augen auf. Sofort bemerkte sie eine junge Frau, oder eher ein Mädchen, das von ihrem Bett zurückwich und sich hektisch verneigte. »Bitte verzieht, Mylady«, sagte sie mit flüsternder Stimme, der Zunae jedoch die Angst anhören konnte.

Überrascht setzte sie sich auf und musterte die ihr fremde Person.

Sie trug Kleider, die sie der einer Dienerin zuordnen würde. Sie hatte Männer in einer ähnlichen Färbung herumlaufen sehen.

»Guten Morgen«, erwiderte Zunae lediglich und rieb sich etwas die Augen, bevor sie sich umsah. Das Mädchen war allein.

Ihre Haare waren unter einer weißen Haube verborgen und sie wirkte nervös. Zudem mied sie Zunaes Blick und starrte förmlich zu Böden, während ihre Finger mit einem Stück Stoff ihrer Uniform spielten. »Bist du mein Dienstmädchen?«, fragte Zunae, als sie die Decke zurückschlug und sich langsam aufsetzte.

Das Mädchen schien noch nervöser zu werden, als sie nickte. »Das bin ich. Mein Name ist Belle«, murmelte sie und sah dann für einen Bruchteil einer Sekunde auf.

In ihren braunen Augen schimmerte es leicht rot, was Zunae jedoch nicht verunsicherte. Stattdessen lächelte sie. »Du musst keine Angst vor mir haben«, sagte sie sanft, da sie davon ausging, dass daher ihre Nervosität rührte.

»Das ist nicht ...«, setzte sie an und schüttelte dann den Kopf. »Es ist nur so, dass im Schloss eigentlich keine Frauen sind und ich ... ich ...«

Sie brachte die Worte nicht hervor, doch Zunae konnte sie erahnen. Wenn hier normalerweise keine Frauen waren, dann konnte ihr vermutlich auch niemand sagen, was man von ihr erwartete.

Zunae legte dem Mädchen, das ihr gerade einmal bis zur Brust ging, wenn sie stand, eine Hand auf den Kopf. »Du musst nicht so nervös sein. Was wurde dir denn gesagt, was du tun sollt?«, fragte sie, denn sie wollte nicht, dass ihre Anweisungen mit denen des Königs kollidierten. Zu oft hatte sie bei den Adligen ihres Landes derartiges beobachtet.

»Mir wurde aufgetragen, Euch zu wecken und mich um Euch zu kümmern«, erklärte Belle, die ein wenig zitterte.

Zunae nahm die Hand zurück und lächelte. Ihr wurde nicht gesagt, dass man sie heute irgendwo erwartete, also würde sie es so machen, wie sie es zuhause immer getan hatte. »Dann würde ich dich bitten, mir als erstes etwas zum Frühstück zu bringen. Da mich der Koch nicht mag, muss es nichts Spezielles sein. Bring mir einfach irgendwas aus der Küche«, sagte sie, damit Belle sich nicht sofort zu überfordert fühlte. Immerhin wusste sie selbst, dass mit dem Koch nicht leicht umzugehen war.

Belle schluckte und knickste. »Wie Ihr wünscht, Mylady«, sagte sie heiser, schien aber noch immer Angst zu haben.

Als sie sich abwenden wollte, hielt Zunae ihre Hand einen Moment fest, bevor sie leise pfiff.

Sofort kam durch das geöffnete Fenster Chiaki hineingehuscht. »Nimm ihn mit. Er wird auf dich aufpassen«, versprach sie, was das Mädchen zu überraschen schien.

Das Blut der Drachen (Band 1+2)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt