Kapitel 15

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Zunae ballte ihre Hand zur Faust und schlug damit gegen den Baum im Innenhof. Wie hatte sie nur zulassen können, dass es so weit kam?

Sie hätte sich zurückhalten müssen, doch die Tatsache, dass Yelir einen Harem besaß und noch andere Frauen haben würde, belastete sie mehr, als sie angenommen hatte. Zunae war sich sicher, dass sie nur deshalb so gehandelt hatte. Warum sonst hatte sie zugelassen, dass Degoni sie küsste?

Sie wusste, dass es falsch war und doch war es geschehen. Dabei sollte sie möglichst vorsichtig sein!

Schwer atmend blickte sie auf ihre blutigen Fingerknöchel, bevor sie die Lust ausstieß. Es hatte nichts gebracht, den Baum zu verprügeln. Sie fühlte sich noch immer nicht besser. Dabei versuchte sie, runterzukommen, damit sie sich gleich mit Charlet treffen konnte. Sie hatten sich verabredet, damit Zunae ihre Fragen stellen konnte. Es gab so viel, das sie in dieser Welt nicht kannte.

Zunae wandte sich zu Ohren Gemächern um und betrat diese.

Jane und Belle hatten, wie sie gebeten hatte, eine Schüssel mit warmem Wasser besorgt. Darin wusch sich Zunae ihre Hände.

»Mylady«, setzte Jane besorgt an, schien sich dann aber selbst davon abzuhalten, weiterzusprechen, während Belle immer wieder auf ihre Hände blickte.

»Es ist alles gut«, logisch Zunae, die sich dem Spiegel zuwandte. Sie war nicht verschwitzt, doch die Haare musste sie sich definitiv noch machen, weshalb sie sich an den Schminktisch setzte.

Jane brachte kommentarlos was Wasser weg, während Belle zu ihr trat und begann, ihre Haare zu kämmen.

Zunae, die es eigentlich gewohnt war, das selbst zu tun, ließ es zu. Im Moment musste sie überlegen, was sie mit Charlet alles besprechen wollte. Konnte sie der Mutter der Prinzen sagen, was am See vorgefallen war? Vermutlich nicht. Die würde trotzdem irgendwie das Thema anschneiden müssen.

Belle steckte Zunaes Haare hoch, sodass sie wie eine Krone aussahen, bevor sich Zunae erhob.

Was sie Charlet auf alle Fälle fragen musste, war die Sache mit dem Harem.

Zunae war nicht dumm und verstand die Vorteile, die ein solcher bot, doch sie konnte sich auch die Nachteile vorstellen. Also musste sie sehen, ob sie vielleicht Kompromisse eingehen konnte.

Als Zunae ihre Räume verließ, war sie überrascht, dass ein älterer Mann in Uniform auf sie wartete.

Dieser verneigte sich tief. »Lady Zunae. Die Königinnenmutter hat mich gebeten, Euch zu ihr zu bringen«, erklärte er, wobei Zunae der Titel nicht überraschte. Immerhin wusste Zunae, dass die Eltern der Könige nicht mehr als Herrscher regierten.

Zunae neigte zustimmend den Kopf, denn sie hatte keinen Grund, diesem Mann zu misstrauen.

Stumm folgte sie ihm durch die Gänge, wobei sie versuchte, sich zu merken, wo sie entlangliefen. Es war schwierig, da die Burg sehr verwinkelt und verschachtelte war.

Das gute war, dass die Gänge wirklich unterschiedlich aussahen. Als würden sie einen Hinweis darauf geben, was die Hauptaufgabe jedes Bereichs war.

Zunae war überrascht, als sie die Burg schließlich durch einen überdachten Gang verließen und zu einem weiteren Gebäude kamen. Schon die Doppeltür, die sie vor sich sah, war edel und prunkvoll.

Die Wache schob die Tür auf, trat aber nicht ein. Stattdessen wurde sie von einer Frau empfangen, die in edle Gewänder gehüllt war. Ihre Haare waren elegant hochgesteckt und Schmuck zierte diese.

Sie machte einen sanften Knicks. »Lady Zunae. Mein Name ist Ariel. Bitte folgt mir zu Lady Charlet«, erklang ihre sanfte, zärtliche Stimme, die Zunae ein unangenehmes Gefühl bescherte.

Das Blut der Drachen (Band 1+2)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt