Kapitel 12

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Zunae stöhnte und rieb sich die Schläfen. Das war doch wohl ein Witz.

Sie starrte auf den viel zu kleinen Dokumentenstapel und schloss für einen Moment die Augen. Das war alles, was sie zu ihrem neuen Herrschaftsgebiet hatte.

Im Grunde bestand es aus einer kleinen Karte der Stadt, einer Einwohnerliste und einer Liste der Steuern.

Keine Information darüber, was für Berufe es in dem Dorf gab, welche Ausgaben es für Straßen oder ähnliches.

Lediglich ein paar Hinweise auf die Clans, die hier wohnten und mit wem sie sich lieber nicht einlassen sollte. Ob diese Informationen jedoch für sie waren, konnte sie kaum sagen. Es wirkte eher, als hätte diese Notizen ein Vater für seinen Sohn geschrieben. Vielleicht sogar Aarons.

Zunae legte ein weiteres Blatt zur Seite und hoffte auf dem Neuen weitere Informationen zu finden.

Dieses Mal gab es tatsächlich eine recht hilfreiche Liste. Kriegsausgaben.

Wenn sie es richtig sah, dann waren die Männer des Dorfes alle im Herr von Yelir und bekamen auch daher ihr Geld. Die Frauen bauten das an, was sie konnten, und den Rest kaufen sie dazu.

Allerdings war das nicht nachhaltig. Lag es vielleicht daran, dass hier bisher ständig Krieg geherrscht hatte?

Vermutlich war für ein so kriegerisches Volk ein Frieden existenzbedrohend und Yelir schien dagegen nichts zu unternehmen.

Stöhnend lehnte sich Zunae zurück, als sie ein Geräusch wahrnahm.

Ein Kratzen und Schaben richtete ihre Aufmerksamkeit gen Fenster.

Dort saß ein Kater auf dem gekippten Fenster und blickte sie aus seinen eisblauen Augen heraus beobachten an.

Zunae lächelte. Schien, als wäre der Kater zurückgekommen.

»Hallo, Kleiner«, sagte sie, auch wenn sie sich noch nicht sicher war, ob es sich um Männlein oder Weiblein handelte. Es war ihr eigentlich auch egal, da sie nicht glaubte, dass Katzen sich um derlei Dinge scherten.

Zunae hatte für einen Moment das Gefühl, der Kater würde sie abschätzen ansehen, bevor er vom Fenster sprang und sich um Raum umsah.

Zunae beobachtete ihn einen Moment. Dankbar für die kurze Ablenkung.

Das Tier schlich durch ihren Raum und beschnupperte ihre Gegenstände. Dabei blickte er immer wieder zu ihr, als würde er damit rechnen, dass Zunae ihn gleich angriff.

Diese entschied sich jedoch wieder dazu, sich ihren Dokumenten zu widmen. Ein streunender Kater würde sicherlich nicht gleich zu ihr kommen. Sie musste warten.

Zunae arbeitete konzentriert die Dokumente durch und war überrascht, dass sie kurz vor dem Mittag damit fertig war.

Sie hatte heute ihre Morgenübungen schweifen lassen, doch diese würde sie jetzt nachholen. Das Sitzen hatte sie müde gemacht und sie musste ihren Kopf leeren.

Da sie zuhause sehr viel solcher Dinge getan hatte, arbeitete ihr Hirn bereits. Sie hatte schon einige Ideen, die dem Dorf weiterhelfen würden, doch ob die Bewohner diese Ideen annahm, konnte sie nicht sagen.

Zunae wanderte zu ihrem Schrank, öffnete ihn, bevor sie sich auszog, um eine Lederausstattung herauszunehmen, die für Übungen geeignet waren.

Sie hörte den Kater fauchen und wandte sich diesem kurz zu.

Überrascht stellte sie fest, dass er ihr den Hintern zugedreht hatte und die Wand anstarrte.

Zunae musste leicht schmunzeln. Was er wohl gehört oder gesehen hatte?

Das Blut der Drachen (Band 1+2)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt