Als Zunae sich am Abend auf den Weg zum Speisesaal machte, spürte sie ein unangenehmes Kratzen im Hals und ein leichtes Stechen in der Schläfe. Es war wirklich zu kalt gewesen und sie war auch sehr spät zurückgekehrt. Dennoch hatte Yelir sie zu sich bestellt. Scheinbar hatte er auf sie mit dem Essen gewartet. Ob er wieder gekocht hatte?
Als sie den Speisesaal betrat, schenkte sie Yelir ein Lächeln, obwohl dieser gar nicht erfreut aussah. »Du bist ziemlich spät und du warst sehr weit weg«, bemerkte er tadelnd, noch bevor sie an ihrem Platz angekommen war.
Als Zunae den Mund zum Antworten öffnete, wurde das Kratzen schlimmer, sodass sie sich räuspern musste, um einen ordentlichen Satz hervorzubringen: »Arcas hat mir nicht verraten, wo wir hin gehen«, erklärte sie und ließ sich nieder.
Yelir musterte sie eingängig und mit gesenkten Lidern. »Du warst mit meinem Bruder unterwegs? Habe ich dir nicht gesagt, du sollst aufpassen?«
»Habe ich«, versicherte sie, denn sie hatte Sicherheitsvorkehrungen getroffen.
Arcas hätte sie nicht verletzen können.
Yelir seufzte und deutete ihr an, sich etwas zu Essen auszusuchen. Es gab eine kleine Auswahl, die für zwei Personen aber ausreichend war. »Wohin hat er dich gebracht?«, fragte er, während er an seinem Wein nippte.
»Zu den Kristallvögeln«, erwiderte Zunae mit einem Lächeln und nahm sich etwas von dem Fisch. Dabei stellte sie fest, dass ihre Schultern ganz steif waren und auch ihr Nacken verspannt. So lange auf der Decke zu sitzen war sicher nicht die beste Idee gewesen. Die Sonne fehlte ihr schon. Dass es hier so kalt war, tat ihrer Gesundheit nicht gerade gut, weshalb sie sich gern in den Zimmern vor den Kaminen aufhielt. Ob es wohl gerade Winter wurde?
»Das ist ein weiter Weg«, bemerkte Yelir, der irgendwie beleidigt klang. »Und ich hatte vor, mit dir zu unserer Hochzeitsreise dort halt zu machen«, gab er zu, was Zunae überrascht aufsehen ließ. Dabei bemerkte sie, dass ihr Blick für einen Moment kurz verschwamm. Der Tag war lang gewesen und ihr Körper brauchte Ruhe. Sie war wirklich aus der Übung und sicherlich auch immer noch nicht wieder richtig gesund. Obwohl Dainte gesagt hatte, dass sie sich erholt hatte.
»Das wusste ich nicht«, erwiderte sie. »Arcas hat mich damit überrascht. Er hat mir nicht verraten, wo er mit mir hin wollte, bis wir da waren.«
Yelir winkte ab. »Fall bloß nicht auf ihn rein«, grummelte er und widmete sich widerwillig seinem Essen.
Es kehrte eine Zeit lang Stille ein, bis Yelir den Kopf wieder hob und sie intensiv musterte.
Zunae war so auf ihr Essen konzentriert, dass sie es zwar bemerkte, doch nicht darauf reagierte. Stattdessen versuchte sie sich zu entspannen, denn ihr wurde zunehmend wärmer und auch ihr Kopf pochte unangenehm.
Als Yelir seinen Stuhl zurückschob, blickte sie dann doch auf und hatte keine Sekunde später seine Hand auf ihrer Stirn. »Du bist nicht nur rot im Gesicht, sondern auch ganz heiß«, stellte er mit einem leisen Knurren in der Stimme fest.
»Ich bin die Temperaturen einfach nicht gewohnt«, winkte Zunae ab, die sich langsam erhob. »Ich lege mich ein wenig hin, dann wird es schon besser«, fügte sie hinzu, wobei sie noch im Reden spürte, wie ihr erneut schwindlig wurde. Instinktiv streckte sie die Hand aus, um sich irgendwo festzuhalten und erwischte dabei Yelirs Gewand. Dieser fluchte leise und hielt sie sofort fest.
»Du hast dich erkältet«, stellte er nüchtern fest. Zunae konnte es nicht einmal leugnen, denn er hatte recht. Nur kam das viel zu schnell. Als sie mit Arcas hier angekommen war, ging es ihr noch gut und jetzt verschwamm ständig ihr Blick.
»Das ist sicher nichts Ernstes«, murmelte sie. Wäre es das, würde sie das sicherlich merken.
Yelir schnaubte, bevor er sie ganz vorsichtig auf seine Arme hob. »Ich bringe dich jetzt ins Bett«, verkündete er und verließ mit ihr den Saal.
Zunae spürte, dass ihr Körper immer wärmer wurde, was ihr Sorgen bereitete. Sie schwitzte richtig, obwohl es nicht wärmer war als noch vor ein paar Stunden.
Ihr Atem wurde schwerer, während sie ihre Umgebung kaum noch richtig wahrnahm.
Sie hörte zwar, wie Yelir nach Dainte schicken ließ, doch so richtig verarbeiten konnte sie es nicht.
Als Yelir sie ins Bett legte, atmete sie erleichtert durch, doch als er sie zudeckte, wurde ihr sofort zu warm und sie versuchte sich von der Decke zu befreien.
Yelir gab ein tadelndes Geräusch von sich und zog die Decke zurück, als Dainte den Raum betrat.
»Was ist los?«, fragte er atemlos und kam sofort auf Zunae zu.
»Sie hat Fieber«, knurrte Yelir, der nur widerwillig einige Schritte von ihr zurück machte.
»Ich werde mich darum kümmern«, versprach Dainte, der sofort an ihrem Bett war und seine Hand auf ihre Stirn legte. »Sie hat zwar eine hohe Temperatur, aber es ist nicht so schlimm«, bemerkte er erleichtert, als Zunae ihre Augen vorsichtig aufschlug.
»Drachen sind kaltblütig«, brachte sie mit einer heiseren, rauen Stimme hervor. »Unsere Normaltemperatur ist viel geringer.«
Dainte spürte, wie diese Worte Unruhe in ihm auslöste. Wenn das wirklich so war, dann war es schlimmer, als er angenommen hatte.
Er knirschte mit den Zähnen und ließ seine Magie in sie fließen. Bevor diese jedoch die Erreger erreichen konnte, traf er auf einen Widerstand. Etwas, das Zunae vor unerwünschter Magie schützte.
Knurrend zog er seine Hand zurück und rieb sich diese. »Ihr Drachenblut ist zu stark. Es blockiert meine Heilung«, gab er widerwillig zu.
Yelir ballte seine Hand zur Faust. »Tu irgendwas«, fuhr er seinen Cousin an.
Zunae blinzelte erschöpft. Die Stimmen der beiden Männer machten ihr noch größere Kopfschmerzen, weshalb sie die Augen schloss und sich der Dunkelheit ergab. Ihr Körper brauchte die Ruhe.
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Das Blut der Drachen (Band 1+2)
FantasíaZunae, eine starke Magierin bekommt eine wichtige Aufgabe. Sie soll das verfeindete Oberhaupt eines anderen Clans heiraten. Yelir Raenac. Das Problem: In dieser Gegend sind Frauen nicht sonderlich viel wert. Trotzdem könnten ihre Reiche in Gefahr se...