Kapitel 10

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Die Häuser, die Zunae erkannte, waren klein, wirkten aber recht idyllisch. Sie hatten alle einen recht großen Garten in dem sie selbst angebautes Gemüse erkennen konnte.

So sahen bei ihr zusammen Dörfer aus, in denen die Bewohner noch nicht so reich waren, um sich alles selbst zu kaufen. Außerdem sorgten die Dörfer mit ihren großen Weiden und Feldern für die Ernährung der Städte. Da Zunae hier jedoch auch kleine Schafsherden erkannte, glaubte sie nicht, dass dieses kleine Dorf mehr als sich selbst ernähren konnte.

War das vielleicht die Lebensweise der Leute hier?

Als sie den festgetrampelten Boden berührte, entdeckte sie die ersten Menschen.

Sie wirkten alles andere, als begeistert, sie zu sehen. Ihre Gesichter waren mürrisch, nur manche zeigten ein wenig Neugierde.

Eine Frau zog sogar ihr Kind ins Haus und schloss die Tür, als käme da eine Gefahr auf sie zu.

Ein wirklich eigenartiges Verhalten, das Zunae nicht nachvollziehen konnte.

»Gegrüßt sei der Herrscher«, erklang eine leicht krächzende Stimme, die zu einem alten Mann gehörte, der mit einem Stock als Stütze auf sie zukam. Seine Kleider waren edel und wirkten wärmer als der Rest der Bevölkerung. Ein deutliches Zeichen, dass er höher stand als der Rest.

Yelir blickte zu dem Mann hinab und nickte ihm lediglich kurz zu. »Wie sieht es aus?«, fragte Yelir, während Zunae genau beobachtete. Sie wollte lernen, wie der Herrscher des Reiches mit seinen Vasallen umging. Der Mann vor ihnen war eindeutig ein Clanoberhaupt, auch wenn Zunae nicht genau verstand, warum er noch nicht von der neuen Generation abgelöst wurde. Oder wurden die Gebiete hier anders verteilt?

Der Mann musterte Yelir einen Moment, bevor er zu Zunae blickte. Seine Miene wurde ernst.

»Folgt mir bitte. Es ist alles vorbereitet.«

Zunae verstand nicht ganz, was hier vor sich ging, doch als Yelir wieder los ritt, folgte sie ihm einfach. Man würde sie schon informieren, wenn es wichtig war.

Die Häuser wirkten zwar klein und nicht ganz so fortgeschritten, doch dafür gab es überraschend viele. Das Dorf war größer, als Zunae zuerst erwartet hatte.

Mit Yelir zusammen ritten sie in Richtung eines großen Platzes. War das eine Art Marktplatz?

Überrascht stellte Zunae fest, dass es mehr aussah wie ein Kampfring.

Yelir hielt und stieg ab, bevor er Zunae deutete, es ihm gleich zu tun.

Dann lief er auf einen jungen, kräftigen Mann mit Schwert zu, der sich scheinbar gerade aufwärmte. »Das hier ist Aaron. Er soll das neue Oberhaupt der Stadt werden«, erklärte Yelir und der Mann mit den langen, schwarzen Haaren sah auf.

Seine dunkelblauen Augen fixierten sofort Zunae, aber nicht Yelir.

Zunae fragte sich, warum Yelir ihn, aber nicht den älteren Mann vorstellte.

Sie schielte kurz zu Yelir, der ein Lächeln aufgesetzt hatte. »Ich möchte, dass du eine Runde mit ihm kämpfst«, erklärte er gut gelaunt, was dafür sorgte, dass Zunae den Mund öffnete, aber gar nicht wusste, was sie sagen sollte.

Sie sollte was?

Innerlich fluchte sie, denn sie war gar nicht darauf vorbereitet. Ihr Kleid war auf keinen Fall für einen Nahkampf geeignet.

»Warum sollte ich das tun?«, fragte sie ohne viel Emotionen in ihre Stimme zu legen.

Yelir machte lediglich eine wegwerfende Handbewegung. »Mach es einfach.«

Das Blut der Drachen (Band 1+2)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt