Zunae hatte das Gefühl zu schweben. Ihr Körper fühlte sich seltsam taub an, als wären alle ihre Glieder eingeschlafen.
Es kostete sie unglaublich viel Kraft, ihre Augen zu öffnen, doch lediglich tiefste Schwärze empfing sie.
Wo war sie hier und was war geschehen?
Zunae versuchte sich zu drehen, doch sie konnte nicht sagen, ob es ihr gelungen war.
Schwärze überall ließ sie völlig orientierungslos zurück.
»Menschenkind«, erklang eine tiefe, knurrende Stimme, gepaart mit dem leisen Klirren von Ketten.
Zunae zuckte zusammen und versuchte die Richtung der Stimme auszumachen, doch sie schien von überall her zu kommen. Nur das anhaltende Klirren klang auf einer Seite lauter.
Mit Mühe versuchte sich Zunae in die Richtung des Geräuschs zu drehen und kniff suchend ihre Augen zusammen. Sie war sich ziemlich sicher, dass hier jemand war, doch als sie ihre Hand ausstreckte, erkannte sie nicht einmal diese.
Frustriert ließ sie die Magie durch ihren Körper wandern, weil sie hoffte, sich so zu bewegen.
Stechende schmerzen machten sich in ihr breit und gleichzeitig erschien ihr Arm, als würde er ein sanftes Licht abgeben und so in der Dunkelheit leuchten.
Als Zunae die Magie in sich wieder zur Ruhe zwang, wurde es erneut dunkel um sie herum.
Schwer atmend, versuchte sie zu verstehen, was hier vor sich ging, als erneut die knurrende Stimme erklang. »Obwohl du wusstest, was dich erwartet, bist du dennoch gekommen. Das verlangt Respekt.«
Erneut versuchte Zunae die Stimme ausfindig zu machen. Sie konnte nur schwer die Richtung einschätzen, dennoch versuchte sie in ungeübten Schwimmzügen irgendwie vorwärts zu kommen. Dabei rechnete sie jeden Moment damit, dass sie irgendwo dagegen stieß.
»Das heißt, ich bin tot, oder?«, fragte sie, denn so hatte sie sich ihren Tod nicht vorgestellt.
»Noch nicht, aber du bist nah dran«, erklang die Stimme, bevor das Klirren erneut laut wurde. Dieses Mal erkannte Zunae einen feinen Schimmer. Magische Spuren, die in der Dunkelheit kurz aufzublitzen schienen. Wie ein Streifen aus Licht, der sich einen kurzen Moment bewegte.
Überrascht folgte sie diesem mit ihrem Blick und glaubte eine Art roten Fleck zu erkennen.
»Das heißt, der Kampf ist zu Ende?«, wollte Zunae wissen. Wer auch immer sich da in der Schwärze befand, schien zu wissen, was vor sich ging. Ob es Yelir und seinem Bruder gut ging? Hoffentlich waren nicht zu viele Soldaten verletzt.
»Du hast den Drachen besiegt«, erwiderte die Stimme mit einer Spur Resignation. Erneut erklang das Klirren, gefolgt mit weiteren Spuren aus Licht, die in der Dunkelheit zusammenzulaufen schienen.
»Nein. Das war nicht meine Absicht. Ich wollte ihn nicht besiegen, sondern befreien«, widersprach sie panisch. Hatte sie den armen Drachen wirklich getötet? Das hatte sie nicht gewollt. Nicht, nachdem er sie so sehr um Hilfe gebeten hatte.
Ein Schnauben erklang und kurz hatte Zunae das Gefühl von warmer Luft, die ihr entgegenkam. Dann berührten ihre Finger etwas Kaltes, Glattes in der Dunkelheit.
Ihre Finger fuhren darüber, doch sie brauchte einen Moment, um zu verstehen, dass es sich um Ketten zu handeln schien. War es das, was hier immer wieder klirrte.
»Einen Drachen befreien?«, fragte die Stimme belustigt. »Hast du denn keine Angst davor, was er tun könnte, wenn er frei ist?«
»Nein«, rief sie und verstand selbst nicht, warum sie auf einmal so aufgebracht war. »Er stand unter dem Zauber eines anderen. Als göttliches Wesen sollte er das nicht ertragen müssen.«
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Das Blut der Drachen (Band 1+2)
FantasyZunae, eine starke Magierin bekommt eine wichtige Aufgabe. Sie soll das verfeindete Oberhaupt eines anderen Clans heiraten. Yelir Raenac. Das Problem: In dieser Gegend sind Frauen nicht sonderlich viel wert. Trotzdem könnten ihre Reiche in Gefahr se...