Kapitel 41

331 36 2
                                    

Die Hochzeitsvorbereitungen forderten so viel von Zunaes Zeit, dass sie kaum über das nachdenken konnte, was danach kam. Trotzdem schlief sie schlecht, was man deutlich an ihrer blassen Haut und den tiefen Augenringen erkennen konnte.

Yelir ging es ähnlich, obwohl er sich mit seinen Brüdern für den Kampf bereit machte.

Wie Zunae erfahren hatte, gab es noch mehr solcher Angriffe wie auf Vereven. Überall an den Rändern des Reiches schien es kleinere Scharmützel mit fremden Gegnern zu geben. Bisher jedoch in einem so geringen Ausmaß, dass keine sonderliche Gefahr bestand. Als würde der Gegner die Schwachstellen testen oder sie ablenken wollen.

Zunae atmete die kühle Luft tief ein und blickte über den kleinen Garten, der direkt an ihre Gemächer grenzte. Sie genoss den Anblick, doch beruhigen konnte er sie nicht.

Konnte sie denn wirklich nichts weiter tun?

Wenn sie an Vereven und die vielen Verletzten dachte, schnürte es ihr die Kehle zu. Sie fühlte sich so machtlos.

Obwohl sie keine so gute Heilerin war, wie ihre Schwester, konnte sie doch auf die ein oder andere Weise heilen. Sollte sie vielleicht in Vereven vorbeischauen und ein paar Verlezte behandeln? Das würde sie ablenken, wo sie heute doch keine Zeit mit der Hochzeitsplanung verbringen konnte, da Charlet mit anderen Dingen beschäftigt war.

Bisher hatte sie alles getan, was sie planen konnte. Jetzt musste sie warten, bis die ersten Bestellungen ankamen.

Die Diener, die es hier nur spärlich gab, waren angewiesen, alles vorzubereiten. Etwas, was über Charlet lief, da sie noch immer keinen wirklichen Umgang mit den männlichen Dienern der Burg hatte. Nur Belle und Jane waren an ihrer Seite, doch auch diese beiden konnten nur vermitteln. Das wollte Zunae jedoch vermeiden.

Es war alles überaus kompliziert, doch die Zeit war zu knapp, um jetzt noch viel zu ändern.

Vor ihr schob sich eine schwarze Schnauze aus dem Busch, bevor Chiaki herauskam und um ihre Beine schlich, während er seinen Kopf immer wieder dagegen drückte.

Zunae lächelte und hockte sich zu dem Kater, der sofort zu ihr auf die Beine gesprungen kam und sich weiter streicheln ließ.

»Genug herumgestreunert?«, fragte sie leise und belustigt. Natürlich wusste Zunae, dass er nicht einfach nur streunern war, doch sie wollte dennoch den Schein wahren.

Chiaki streckte sich und gähnte dabei, während sie seine Gedanken in ihrem Kopf hörte. Er erzählte ihr von dem, was aktuell im Schloss los war, was Zunae leise seufzen ließ.

Yelir war mit seinen Brüdern dabei, den Kampfplan auszuarbeiten und Charlet war nicht im Schloss. Niemand war wirklich da, mit dem sie Zeit verbringen konnte.

Arcas vielleicht, doch nach ihrer letzten Vision war sie nicht mehr ganz so erpicht darauf, in seiner Nähe zu sein. Es fiel ihr schwer herauszufinden, wann das passieren würde. Sicherlich bald.

»Hast du Lust, deine Zeit mit mir zu verbringen?«, fragte Zunae, während sie Chiaki leicht durch das Fell strich.

Dieser gab ein Maunzen von sich und blickte mit seinen großen, grün-gelben Augen zu ihr auf. Abwartend. Neugierig.

Zunae sah sich einen Moment um und schärfte ihre Sinne. Sie war allein. Das war gut. Nicht einmal Belle und Jane waren hier. Niemand würde sie sehen.

Ihr Blick glitt zum Zimmer. Würde jemanden auffallen, dass sie weg war? Vermutlich nicht. Die einzigen, die nach ihr sehen würden, waren die Prinzen und diese waren beschäftigt. Die Dienstmädchen waren ebenfalls beschäftigt und würden erst wieder am Abend kommen.

Das Blut der Drachen (Band 1+2)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt