Kapitel 42

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Zunae erstarrte, als sie die beiden Frauen entdeckte, die sich in einem kleinen, eher schmucklosen Raum befanden und am Tisch gegenüber saßen.

Sie wusste nicht, warum Chiaki sie hierhergebracht hatte, doch dass sie auf Rachel achten sollte, wusste sie schon länger. Nur nicht warum.

»Wir könnten ein Feuer ausbrechen lassen«, bemerkte Ariel, die eine kleine Flamme um ihre Hände wandern ließ.

Rachel zischte sie an. »Du kannst nicht alles mit deinen Flammen lösen«, sagte sie und sah sich um. »Du sollst deine Fähigkeiten nicht so offen zeigen. Du bist doch nur eine Haremsdame«, befahl Rachel ihr mit gedämpfter Stimme. »Außerdem hat es das letzte Mal schon nicht funktioniert und ich hab Halsschmerzen bekommen.«

Ariel verdrehte die Augen. »Mutter«, sagte sie sanft und nah Rachels Hände. »Ich werde dafür sorgen, dass diese Hochzeit nicht stattfindet und Arcas seinen rechtmäßigen Platz einnimmt«, flüsterte sie und sorgte so dafür, dass Rachel zu ihr aufsah.

Ein sanftes Lächeln bildete sich auf seinen Lippen, bevor sie die Hand hob und an Ariels Wange legte. »Ich weiß, dass du mich nicht enttäuschen wirst«, erwiderte sie in einer Art und Weise, die Zunae einen Schauer über den Rücken jagte.

Rachel und Ariel waren Mutter und Tochter? Wie war das möglich?

Aber wenn Ariel die Gabe des Feuers beherrschte ...

Der Band im Haremsbereich ...

Der Feuerangriff auf die Stadt ...

War das alles ihre Schuld?

Und warum hatte Chiaki sie nicht vorher gewarnt?

Zunae machte einen Schritt zurück in den Schatten, während ihre Gefühle Achterbahn fuhren.

Was sollte sie jetzt mit diesen Informationen anfangen? Sie wusste, was geschehen würde, doch bisher hatten weder Rachel noch Ariel einen Platz in ihren Visionen gefunden. Das hieß, es gab noch nichts, was ihr Handeln auslöste, oder war sie einfach blind für die beiden?

Als Zunae aus den Schatten trat und dieses Mal in ihrem Zimmer landete, fiel sie regelrecht auf ihr Bett.

Noch immer klopfte ihr Herz wild, während sie sich fragte, ob das, was sie gesehen und gehört hatte, wirklich echt war oder sie sich das nur eingebildet hatte.

Sie schloss ihre Augen und rollte sich auf dem Bett zusammen, während sie versuchte, an die guten Dinge zu denken.

Trotzdem kam sie nicht umhin, Angst zu verspüren. Was, wenn der Krieg beendet war? Was würde dann mit Yelirs Reich geschehen und was mit ihrem?

Sie hatte nur das Gefühl, dass alles gut gehen würde, doch sicher sein konnte sie sich nicht.

Was, wenn Rachel ihren Sohn überredete, doch gegen Yelir anzugehen? Das könnte er auch noch nach dem Krieg.

War das gut oder schlecht?

Wer wäre wohl der bessere Herrscher? Yelir oder Arcas?

Zunae versuchte in ihrem Herzen eine Antwort zu finden, doch sie kannte beide Männer nicht gut genug.

Yelir war ein strenger Herrscher, doch auf sie wirkte er, als hätte er ein gutes Herz. Nicht in seinen Worten, aber in seinen Taten.

Arcas hingegen war charmant, zuvorkommend und herzlich. Das, was ihrer Meinung nach einen Herrscher auszeichnete.

Doch Arcas saß nicht auf dem Thron. Nichts garantierte ihr, dass diese Eigenschaften bestehen blieben, wenn es so weit war.

Zunae schlang ihre Arme um ihre Beine, während die Tränen, die sie schon den ganzen Tag zurückhielt, doch aus ihr herausströmten.

Das Blut der Drachen (Band 1+2)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt