Kapitel 50

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Yelir erwachte, noch bevor die ersten Sonnenstrahlen in den Raum drangen.

Am Abend waren die Vorhänge zugezogen gewesen und er hatte vor, sie so zu lassen.

Langsam wandte er sich an Zunae, die ihre Augen noch geschlossen hatte und friedlich schlief.

Yelir betrachtete sie, da er sie nicht wecken wollte. Zunae war wunderschön und dabei hatte er anfangs geglaubt, dass er nie mit ihr warm werden würde. Sie war so ganz anders als die Frauen seines Reiches und das faszinierte nicht nur ihn.

Leider brachte diese Faszination auch Probleme. Arcas musste eine ähnliche Faszination empfunden haben. Warum sonst hatte er sie in die Sache mit hineingezogen?

Yelir schloss für einen Moment seine Augen. Wie gern würde er jetzt einfach hier liegenbleiben und den Morgen mit seiner Frau genießen? Er hätte so gern noch ein paar mehr Tage gehabt, doch Arcas hatte all das verhindert.

Sanft fuhr Yelir nun doch über ihre Wange. Er konnte dem Drang, sie zu berühren, einfach nicht widerstehen.

Zunae zuckte nicht einmal, sondern schlief weiter. Als würde sie keine Gefahr spüren, die von ihm ausging.

So stark und doch zerbrechlich. Sie war ein Diamant, den er beschützen wollte. Niemand sollte je wieder Hand an sie legen.

Yelir wandte sich ab und entdeckte einen Brief auf seinem Nachttisch. Sofort stieg Wut in ihm auf, doch als er näher herantrat, bemerkte er das Siegel des Drachenclans. Das beruhigte ihn ein wenig, doch er fragte sich, ob der Brief für Zunae oder ihn war.

Als er ihn griff und kurz drehte, entdeckte er seinen Name.

Ohne sich aus dem Bett zu erheben, öffnete er ihn und las die ersten Zeilen.

Die Königin der Südlande hatte ihm Unterstützung im Krieg angeboten. Allerdings würde er in wenigen Stunden aufbrechen. Dazu war es also zu spät.

Außerdem ... Yelirs Blick glitt zu Zunae. Wenn sie wirklich nicht gewinnen sollten, brauchte er einen sicheren Ort, an dem sie zurückkehren konnte. Das Gebirge würde sicherlich einige Zeit für sie hinausschlagen.

Nein. So durfte er nicht denken. Sein Heer war stark und war gut auf den Kampf vorbereitet. Wer auch immer sie angriff, wusste vermutlich nicht, dass sie Jahrhundertelange Kampferfahrung vorzuweisen hatten.

Er legte den Brief zurück, bevor er sich langsam und vorsichtig aus dem Bett erhob.

Als er spürte, wie sich Zunae bewegte, hielt er kurz inne und blickte zu ihr, doch sie drehte sich nur etwas.

Erleichtert stellte er fest, dass sie noch schlief.

Es behagte ihm zwar gar nicht, sie hier allein in der Burg zurückzulassen, doch jetzt, wo sien Bruder keine Bedrohung mehr war, sollte sie hier sicher sein. Außerdem würde sich sein Vater um sie kümmern. Ihm hatte er ihre Sicherheit anvertraut. Immerhin war sein Vater neben ihm der stärkste Kämpfer im Reich. Er würde jedoch nicht in den Krieg ziehen. Jemand musste auf Frauen und Kinder aufpassen.

Yelir beugte sich noch einmal nach vorn und gab ihr einen Kuss auf die Stirn. »Ich komme bald zu dir zurück. Warte hier«, flüsterte er, bevor er sich von ihr abwandte.

Leise schlüpfte er aus dem Bett und huschte zur Tür in den Nebenraum. Erst dort begann er, sich anzzkleiden, um Zunae nicht zu stören.

Dabei entdeckte er eine schwarze Katze, die am Fenster saß und ihn beobachtend ansah.

Zunaes vertrauter Geist.

Es hatte ihn durchaus überrascht, dass sie ausgerechnet eine Katze als vertrauten Geist hatte. In seinen Augen hätte das eher zu seinem Clan gepasst, doch sie war in vielerlei Hinsicht nicht wie er erwartet hatte.

Das Blut der Drachen (Band 1+2)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt